Anorexie: "Essen ist für mich zur Aufgabe geworden"
Isabel Merki aus Wichtrach hat die Magersucht aus ihrem Körper vertrieben. Psychisch schwirrt die Krankheit aber immer noch in ihrem Kopf herum.
sl/imw, Berner Landbote
Bis Ende Juli hat Isabel Merki bei der Sozialfirma Transfair in Thun-Allmendingen, die Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Arbeitsplätze anbeitet, gearbeitet (wir berichteten). Ihre beruflichen Kenntnisse und Ressourcen seien als hervorragend eingeschätzt worden, aber ihre Psyche sei nach wie vor krank, sagt Isabel Merki. Es habe sich herausgestellt, dass sie aus medizinischer Sicht zu maximal 50 Prozent arbeitsfähig sei.
Ab August habe sie sich dann wieder auf dem freien Arbeitsmarkt zu bewerben versucht, was alles andere als eine einfache Angelegenheit gewesen sei. "Der kaufmännische Markt ist gesättigt. Auch ohne bereits vorab meine Krankheit erwähnt zu haben, habe ich viele Absagen erhalten", so Merki.
Längerfristig möchte sie sich etwas von der kaufmännischen Branche distanzieren: "Was mir Spass machen würde, muss ich zuerst noch herausfinden. Täglich informiere ich mich über neue Jobs: Von der Floristin über die Rettungssanitäterin und die Fachfrau Internationale Transportlogistik bis hin zur Kindergärtnerin ist alles dabei. Gerade weil ich offen für viele Dinge bin, fällt es mir schwer, mich irgendwo einordnen zu können."
Gewicht ist im gesunden Bereich
Es gebe auch Erfreuliches zu berichten, sagt Isabel Merki: "Ich kann mein Gewicht in einem gesunden Bereich halten." Mit dem Essen klappe es gut, auch wenn ihr das wohl nie mehr Freude bereiten werde. Was andere als selbstverständlich erachten würden, sei für sei eine Aufgabe - im Sinne von: "Du musst jetzt essen, anders geht es nicht."
Es falle ihr jedoch schwer, Kontakte zu knüpfen. "Ich will niemandem zur Last fallen. Ich weiss, dass ich nicht immer ein umgänglicher Mensch bin. Die Krankheit hat mich zu fest geprägt, als dass ich behaupten könnte, mit dem Essen wieder einen normalen Umgang gefunden zu haben." Gerade die anstehenden Festtage würden ihr schwer im Magen liegen, da sie sich jeweils noch einsamer fühle, als sie es eh schon sei: "Zudem bringt micht die besinnliche Stimmung immer wieder ins Grübeln über meine triste Vergangenheit."
Über Erfahrungen erzählen
Sie habe begonnen, ihre durchlebte Zeit niederzuschreiben. Ob sie es schaffe, ein Buch zu veröffentlichen, wisse sie nicht, sagt Merki. "731 Tage hungern und ein bisschen mehr" - so könnte der Buchtitel lauten, der auf ihre Krankheit Bezug nimmt. "Mir tut es - nebst der Seidenmalerei - schon nur gut, alle meine Gedanken etwas ordnen zu können."
Nach wie vor sei sie gerne bereit, über die Anorexie Aufklärungsarbeit zu leisten und Hilfe anzubieten: "Wer weiterhin aus meinem Leben erfahren möchte, darf sich gerne per E-Mail (isabel.merki@gmx.ch) bei mir melden." Durch ihre Krankheit habe sie so viele Erfahrungen wie noch nie in ihrem Leben gesammelt. "Ich habe das Gefühl, ganz viel über mich gelernt zu haben." Über Kontakte würde sie sich freuen.
[i] Mit diesem Bericht beenden wir die Artikelserie über Isabel Merki und ihre Krankheit Anorexie.
Siehe auch BERN-OST Newsartikel:
"Wichtrach - Isabel Merki spricht über ihr Leben mit Anorexie" vom 18.12.2013
"Wichtrach - Plötzlich war sie dort, wo sie nicht sein wollte" vom 16.08.2013
Ab August habe sie sich dann wieder auf dem freien Arbeitsmarkt zu bewerben versucht, was alles andere als eine einfache Angelegenheit gewesen sei. "Der kaufmännische Markt ist gesättigt. Auch ohne bereits vorab meine Krankheit erwähnt zu haben, habe ich viele Absagen erhalten", so Merki.
Längerfristig möchte sie sich etwas von der kaufmännischen Branche distanzieren: "Was mir Spass machen würde, muss ich zuerst noch herausfinden. Täglich informiere ich mich über neue Jobs: Von der Floristin über die Rettungssanitäterin und die Fachfrau Internationale Transportlogistik bis hin zur Kindergärtnerin ist alles dabei. Gerade weil ich offen für viele Dinge bin, fällt es mir schwer, mich irgendwo einordnen zu können."
Gewicht ist im gesunden Bereich
Es gebe auch Erfreuliches zu berichten, sagt Isabel Merki: "Ich kann mein Gewicht in einem gesunden Bereich halten." Mit dem Essen klappe es gut, auch wenn ihr das wohl nie mehr Freude bereiten werde. Was andere als selbstverständlich erachten würden, sei für sei eine Aufgabe - im Sinne von: "Du musst jetzt essen, anders geht es nicht."
Es falle ihr jedoch schwer, Kontakte zu knüpfen. "Ich will niemandem zur Last fallen. Ich weiss, dass ich nicht immer ein umgänglicher Mensch bin. Die Krankheit hat mich zu fest geprägt, als dass ich behaupten könnte, mit dem Essen wieder einen normalen Umgang gefunden zu haben." Gerade die anstehenden Festtage würden ihr schwer im Magen liegen, da sie sich jeweils noch einsamer fühle, als sie es eh schon sei: "Zudem bringt micht die besinnliche Stimmung immer wieder ins Grübeln über meine triste Vergangenheit."
Über Erfahrungen erzählen
Sie habe begonnen, ihre durchlebte Zeit niederzuschreiben. Ob sie es schaffe, ein Buch zu veröffentlichen, wisse sie nicht, sagt Merki. "731 Tage hungern und ein bisschen mehr" - so könnte der Buchtitel lauten, der auf ihre Krankheit Bezug nimmt. "Mir tut es - nebst der Seidenmalerei - schon nur gut, alle meine Gedanken etwas ordnen zu können."
Nach wie vor sei sie gerne bereit, über die Anorexie Aufklärungsarbeit zu leisten und Hilfe anzubieten: "Wer weiterhin aus meinem Leben erfahren möchte, darf sich gerne per E-Mail (isabel.merki@gmx.ch) bei mir melden." Durch ihre Krankheit habe sie so viele Erfahrungen wie noch nie in ihrem Leben gesammelt. "Ich habe das Gefühl, ganz viel über mich gelernt zu haben." Über Kontakte würde sie sich freuen.
[i] Mit diesem Bericht beenden wir die Artikelserie über Isabel Merki und ihre Krankheit Anorexie.
Siehe auch BERN-OST Newsartikel:
"Wichtrach - Isabel Merki spricht über ihr Leben mit Anorexie" vom 18.12.2013
"Wichtrach - Plötzlich war sie dort, wo sie nicht sein wollte" vom 16.08.2013