RFO und Coronakrise: Zwischen Bundesrat und Gemeinden die eigene Rolle finden
Wenn in den Gemeinden der Schweiz eine Krise ausbricht, ist das regionale Führungsorgan (RFO) nicht weit. Es soll die Gemeinden bei der Bewältigung unterstützen. In der Corona-Krise war diese Aufgabe nicht ganz einfach, da der Umgang mit der Krise vom Bund verordnet wurde. Was also konnten die RFO helfen? Und wurde ihr Einsatz geschätzt? Peter Rothenbühler, Chef des RFO Worb-Bigenthal und die Präsidenten dreier angeschlossener Gemeinden geben Auskunft.
Die Aufgabe der regionalen Führungsorgane (RFO) ist die Koordination und die Unterstützung der Gemeinden gemäss deren Bedürfnissen. Wichtig ist dabei der Informationsabgleich zwischen zwischen Gemeinden und Kanton oder Bund sowie zwischen den Gemeinden untereinander. Allgemein soll es die Gemeinden in Krisen und im Katastrophenfall unterstützen und mit Fachwissen und Ressourcen versorgen. Finanziert wird es ebenfalls von den Gemeinden.
Das RFO Worb-Bigenthal ist für sechs Gemeinden zuständig. Geleitet wird es von Peter Rothenbühler, dem ehemaligen Feuerwehrkommandanten von Vechigen. "Wir haben es als unsere Hauptaufgebe gesehen, die Gemeinden zu informieren", sagt er. Gleich zu Beginn der Corona-Krise wurde im Gemeindehaus Worb ein Nachrichtenzentrum eingerichtet. Mindestens eine Person war immer anwesend, meist ein Angehöriger der Zivilschutzorganisation (ZSO) Worb-Bigenthal. Die Person sammelte und ordnete die Informationen der verschiedenen übergeordneten Stellen, etwa von Bund und Kanton und aus den Medien.
Anfangs gab es täglich Rapport
Anfangs traf er sich der vierköpfige Krisenstab mit Peter Rothenbühler, RFO-Stabchef Michael Suter, ZSO-Kommandant Markus Zürcher und ZSO-Geschäftsstellenleiterin Marietta Huber täglich zum Rapport, besprach die Informationen und bereitete sie zuhanden der Gemeinden auf. Besprochen wurden auch Anfragen von Gemeinden und Institutionen und die Einsätze des Zivilschutzes etwa in Altersheimen. Auch wöchentlicheTelefonkonferenzen mit den betroffenen Gemeindepräsidenten wurden organisiert.
Als die Krise abflaute wurde das Nachrichtenzentrum wieder abgebaut. "Aktuell versenden wir noch einmal pro Woche einen Lagebericht an die Gemeinden und holen die Statusberichte aus den Gemeinden ein."
Grundsätzlich habe sich das Konzept bewährt, zieht Peter Rothenbühler Bilanz. Nur etwas würde er bei einem nächsten Mal besser machen: "Wir haben jetzt meistens zu viert gearbeitet. Bei einem nächsten Mal würden wir früher mehr der RFO-Mitglieder aktivieren." Von den Gemeinden sei der Einsatz geschätzt worden, sagt Rothenbühler. "Vor allem für kleinere Gemeinden konnten wir sicher einen Mehrwert erzeugen."
"Nicht einfach, die Rolle zu finden"
"Es war nicht einfach für das RFO in dieser Krise seine Rolle zu finden, schliesslich war alles ganz in der Hand des Bundesrats, die Gemeinden wurden nicht einmal über die Zahl der Infektionen auf ihrem Gebiet informiert", sagt Niklaus Gfeller (EVP), Gemeindepräsident von Worb auf die Frage, inwiefern das RFO eine Hilfe war und ob es allenfalls auch ohne gegangen wäre. "Die Informationen, die sie zusammengetragen haben, und ihre ausgearbeiteten Vorschläge zur Unterstützung der regionalen Wirtschaft waren aber sehr hilfreich."
Auch Biglens Gemeindepräsident Guido Heiniger (BDP) schätzt den Einsatz des RFO. "Es war eine grosse Hilfe, vor allem weil es eine Plattform bot für den Austausch mit anderen Gemeinden. Man hat mitbekommen, was wo läuft und konnte dann manches gleich handhaben. Zum Beispiel haben wir alle einen Flyer herausgegeben mit den vorhandenen Hilfsangeboten im Dorf." Auf die Frage, ob er Verbesserungsmöglichkeiten sieht, sagt er: "Man könnte vielleicht von Anfang an digital, also zum Beispiel per Videokonferenz kommunizieren miteinander anstatt per Telefon."
Austausch mit Amtskolleg*innen wurde geschätzt
Peter Stucki (FWW) betont den Wert der Informationen des RFO. "Vieles kam von mehreren Seiten zu den Gemeinden. Die Aufbereitung durch das RFO war sehr nützlich. Sie haben ihren Job gut gemacht." Besonders geschätzt habe er den Austausch mit den anderen Gemeindepräsident*innen. "Die Landgemeinden waren von der Krise natürlich weniger betroffen, deshalb wäre es auch ohne RFO gegangen, aber das konnte man im Voraus nicht wissen."
[i] RFO Worb-Bigenthal: Worb, Walkringen, Vechigen, Biglen, Arni, Schlosswil und Landiswil