Zweite Welle und Wintersaison: Gastrobranche vor schwierigen Zeiten
Nach dem Lockdown im Frühling konnten sich die Restaurants im Sommer etwas erholen. Mit der erneuten Zunahme der Corona-Zahlen und geräumten Terrassen sieht sich die Branche vor grossen Herausforderungen.
"Jetzt ist die sogenannte zweite Welle da, und die bewältigen wir mit Euch zusammen auch noch", gibt sich die Familie Beyeler vom Restaurant Rössli in Arni letzte Woche auf Facebook kämpferisch und optimistisch. "Wir haben dieses Jahr in unserem Budeli in rund 500 unentgoltenen Arbeitsstunden 300 Liter Desinfektionsmittel versprüht, uns die Hände blutig gewaschen, und niemand hat sich bei uns infisziert", schreibt Matthias Gfeller vom El Cannario in Konolfingen auf derselben Plattform zeitgleich. Er spricht damit wohl vielen im Gastgewerbe aus dem Herzen.
Machen, was man kann
"Wir zahlen jetzt den Preis, obwohl wir uns immer an die Regeln gehalten haben", sagt Beat Fankhauser vom Restaurant Hirschen in Worb. Auf die Frage, wie es mit dem Betrieb geht, antwortet er mit einem Wort: schlecht. Man könne die Leute ja nicht zwingen unter diesen Bedingungen ins Restaurant zu kommen. Der Stammtisch sei geschrumpft, und das ist bezeichnend für die ganze Kundschaft. Fankhauser fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen.
Existenzangst habe er zwar nicht, sagt der Wirt. Mit seiner Frau Ruth führt er den Gastbetrieb in Worb seit 28 Jahren. In dieser Zeit hätten sie sich schon ein Polster aufgebaut. Aber dieses im Hinblick auf die Altersvorsorge aufzubrauchen, sei auch nicht unbedingt beruhigend. Dennoch hat sich Beat Fankhauser mit der Situation abgefunden: "Der Sommer war sehr gut. Jetzt müssen wir halt das Beste daraus machen."
Ähnlich klingt es im Restaurant Mirchel. "Wir machen, was wir können", sagt Ruth Schaller. Es sei definitiv nicht einfach zur Zeit. Aber sie sei schon froh, dass die Gastbetriebe vorerst noch geöffnet bleiben können. Dennoch: "Ganz wohl ist einem schon nicht, da man nie genau weiss, wo das Virus ist und wie es sich verhält." Zukunftsprognosen will Ruth Schaller keine wagen, weil sich die Massnahmen ständig wieder ändern können.
Eigentümer im Vorteil
"Wir haben massive Umsatzbussen", sagt Jolanda Thierstein vom Gasthof Linde in Linden. Um Kosten zu sparen, hilft sie momentan selbst im Service aus. Insbesondere die Vereine fehlen. Es gehe momentan gerade noch, meint die Wirtin. "Ich habe den Vorteil als Eigentümerin. Wenn ich noch einen Pachtzins zahlen müsste, wäre es schwierig", sagt Thierstein.
Dasselbe meint Barbara Rüfenacht vom Bären Walkringen: "In dieser Situation kommt uns das Eigentum zu Gute. Zudem machen wir viel selber im Betrieb." Sie ist froh, dass das Restaurant noch offen sein darf. Auch im Bären spürt man die Corona-Krise. Die Bankette fehlen, und der wöchentliche Besuch der Trachtengruppe fällt aus. Klagen will Barbara Rüfenacht allerdings nicht. Im Gegenteil: "Wir haben viele treue Stammkunden, die uns über diese Zeit helfen."