Zäziwil/Reutenen - Oberlis verlieren zum zweiten Mal alles
Am Montagmorgen hat ein Brand in einem Einfamilienhaus in Zäziwil grossen Sachschaden verursacht.
Ein Brand hat am Montagvormittag das Einfamilienhaus von Marianne und Ueli Oberli zerstört. Bereits vor knapp 23 Jahren verloren sie alles. Damals schlug ein Blitz in ihr Bauernhaus. Aus dem Einfamilienhaus in Oberreutenen bei Zäziwil steigen gestern Mittag noch Rauchschwaden. Der Anbau aus Holz ist komplett zerstört. Die Fassade des Wohnteils ist relativ unversehrt geblieben. Vom Balkon hängt eine gelbe SCL-Tigers-Fahne: «Welcome to Playoff-Country». Auf der anderen Strassenseite steht Marianne Oberli. Sie wirkt recht gefasst, obwohl sie durch den Brand gerade ihr Zuhause verloren hat. Und das nicht zum ersten Mal. Auf der Wiese, von der aus sie das Geschehen beobachtet, stand bis am 15.August 1988 ihr Bauernhaus. Es brannte nach einem Blitzschlag nieder.
«Stehaufmännchen»
Zum zweiten Mal müssen Oberlis nach einem Brand bei null beginnen. Marianne Oberli trägt es mit Fassung. Sie sei ein «Stehaufmännchen», wiederholt sie immer wieder, im Gespräch mit den Nachbarn, den Feuerwehrleuten oder am Telefon. «Das bringt nichts, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken», erklärt sie. «Es wird schon wieder gehen, ein Türchen wird sich öffnen.» In Gedanken ist sie bei ihrem Mann Ueli, der ins Spital eingeliefert werden musste. Der Stress war zu viel für ihn. Zudem besteht der Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung. Noch am Sonntag hatte die Familie den 60.Geburtstag von Ueli Oberli gefeiert. «Es war ein schönes Fest», sagt Marianne Oberli.
Das Ehepaar Oberli hat den Brand nicht selber entdeckt. «Ich habe zwar am Morgen einen leichten Rauchgeruch festgestellt, mir aber nichts weiter dabei gedacht», sagt die Hausbesitzerin. Plötzlich sei der Strom ausgefallen, und im selben Moment sei der Nachbar gekommen und habe das Feuer gemeldet. «Für einen Moment verlor ich komplett den Boden unter den Füssen», erzählt sie. Nach wenigen Augenblicken habe sie sich wieder gefasst und versuchte, einige Sachen zu retten. Die Geburtstagsgeschenke ihre Mannes und einige Spielerleibchen, erklärt der grosse Fan der SCL Tigers.
Unversehrt blieben Hund Balou und die beiden Katzen. Balou ist verstört, als die Herrin ihn aus dem Auto lässt. Schweren Herzens muss sich Marianne Oberli nun einige Tage von ihrem treuen Begleiter trennen, sie muss sich um andere Dinge kümmern. Sie kann auf die grosse Solidarität der Bevölkerung zählen und erhält viele Angebote von Nachbarn, Freunden und Bekannten.
Schwieriger Feuerwehreinsatz
Ein Nachbar hat das Feuer im Einfamilienhaus im Weiler Oberreutenen (Gemeinde Zäziwil) am Montagmorgen gegen 8.45 Uhr entdeckt. Die Feuerwehren Zäziwil und Grosshöchstetten rückten mit rund 60 Personen aus. Später forderten sie noch die Autodrehleiter der Feuerwehr Konolfingen an, um den Brand auch von oben bekämpfen zu können. Als die Feuerwehrleute in Oberreutenen eintrafen, stand das Einfamilienhaus bereits in Vollbrand. Die Löscharbeiten waren schwierig, weil das Löschwasser aus Feuerweihern zum Teil über mehrere Hundert Meter lange Leitungen geführt werden musste. «Unser Ziel war es, das Feuer im Ökonomieteil zu löschen und den Wohnteil zu halten», sagt Feuerwehrkommandant Jürg Herrmann zum Einsatz. Nach rund drei Stunden war das Feuer gelöscht. Eine Brandwache blieb vor Ort und löschte immer wieder kleine Glutnester.
Vom Holzanbau blieben nur verkohlte Holzbalken zurück. Das Dach über dem Wohnteil ist komplett ausgebrannt, die Wohnung erlitt einen Wasserschaden. Die Liegenschaft ist nicht mehr bewohnbar. Die Kantonspolizei Bern schätzt den Sachschaden auf mehrere Hunderttausend Franken. Die Brandursache steht noch nicht fest.