Zäziwil - Was wird aus der Rössli-Ruine?
Vom alten Rössli ist nur die Figur übrig geblieben, die jahrelang die Fassade des legendären Gasthofs prägte. Den Besitzern droht weiteres Ungemach: Einem Wiederaufbau sind auf der Parzelle wohl enge Grenzen gesetzt.
Ganz heil ist die Figur zwar nicht geblieben. Zwei Beine des weissen Rössli, das jahrelang über der Tür zum gleichnamigen Gasthof in Zäziwil wachte, sind gebrochen. Doch nach dem Grossbrand vom Wochenende ist Hermann Birrer froh, dass ihm vom völlig zerstörten Gebäudekomplex wenigstens dies geblieben ist.
Beim Einsturz der Fassade sei das Rössli in einen Bereich ausser Reichweite der Flammen gefallen, blickt Birrer als Miteigentümer der Liegenschaft zurück. Die Feuerwehr habe es in der Folge bergen können, fährt er fort und stellt in Aussicht: «Wir werden es restaurieren lassen.»
Pfannenfertiges Projekt
Wenigstens auf diesem Nebenschauplatz hatte Birrer Glück im Unglück. Sonst aber bringt ihm der Verlust des traditionsreichen Hauses eher Nachteile. Das gilt besonders mit Blick auf seine Pläne, den Gasthof zu einem Wohnund Geschäftshaus für zehn Mieter in den Obergeschossen und einer noch nicht näher bestimmten Gewerbenutzung im Parterre umzuwandeln. Seit anderthalb Jahren ist er im Besitz der dafür nötigen Baubewilligung.
Schuld am drohenden Ungemach ist die Lage der Parzelle. Eingeklemmt zwischen Hauptstrasse und Zäzibach, ragte das Rössli bislang zu beiden Seiten in Bereiche hinein, die gemäss heutigem Gesetz für ein Haus eigentlich tabu wären. Für die geplanten Umbauarbeiten spielten die sogenannten Grenzabstände zu Strasse und Bach indes keine Rolle, Birrer hätte das Volumen weiter voll nutzen können. Denn das Gesetz garantiert den Besitzern alter Gebäude genauso auch den Besitzstand.
Ganz anders könnte es nun bei einem Wiederaufbau aussehen. Entschieden ist zwar nichts, und letztlich wird wohl alles davon abhängen, ob die alten, stark beschädigten Fundamente weiterhin verwendet werden können. Nur dann gilt die Besitzstandsgarantie – andernfalls könnten die neuen, einschränkenden Vorschriften zum Zug kommen.
Birrer selber mag solchen Gedanken nicht nachhängen. «Natürlich reut mich das alte Rössli», führt er aus – um gleich zu relativieren: Über allem stehe aber, dass niemand verletzt worden oder gar zu Tode gekommen sei.
Aufwendige Ermittlungen
In diesem Zusammenhang windet er Pächter Thomas Rutschi ein Kränzchen. Mit ihm war er vor fünf Jahren handelseinig geworden, nachdem es ihm in mehreren Anläufen und mit immer neuen Wirten nicht gelungen war, dem Rössli wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Fortan wurden die ehemaligen Hotelzimmer an Ausländer mit zeitlich begrenzten Arbeitsverträgen in der Schweiz vermietet.
Rutschi, erzählt Birrer, sei nach dem Brandalarm am späten Samstagabend sofort mit allen Schlüsseln nach Zäziwil gefahren. Ein paar seiner Mieter habe er eigenhändig aus ihren Betten und Zimmern geholt, obwohl der Rauch schon sehr dick gewesen sei. «Zehn Minuten später, und er wäre nicht ins Haus gekommen – unvorstellbar, wie es dann hätte ausgehen können.»
Auch gestern kursierten im Dorf Gerüchte von einer Person, die das Feuer gelegt haben soll. Von der Polizei war dazu nichts Neues zu erfahren: Die Zerstörung sei so gross, die Arbeit der Ermittler so aufwendig, dass mit Informationen zur Brandursache erst in den nächsten Tagen zu rechnen sei.