Zäziwil - Tschanz und Lanz mit einem guten Draht zur Bevölkerung

Zwei Gemeindeangestellte waren für den Zäzi-Award nominiert. Sie waren beide fast 30 Jahre für die Gemeinde Zäziwil tätig und wurden für den ersten Zäzi-Award nominiert. Kurt Tschanz und Hans Lanz sehen dies als Anerkennung

Silvia Ben el Warda-Wullschläger, Wochen-Zeitung
Bei ihnen sind viele Fäden zusammengelaufen, im Büro bei Gemeindeschreiber Kurt Tschanz und draussen bei Wegmeister Hans Lanz. Beide kennen Zäziwil, Zäziwil kennt sie. Aber auch zueinander hatten die inzwischen pensionierten Gemeindeangestellten einen guten Draht. «Wenn man noch schnell etwas brauchte, das man vergessen hatte zu organisieren, wusste man: Lanz Hans kanns. Ein Telefon, und die Sache war erledigt», erinnert sich Kurt Tschanz. Und umgekehrt wendete sich Hans Lanz an Kurt Tschanz, wenn er irgendetwas wissen oder wenn etwas abgeklärt werden musste. Eine grosse Erleichterung war für sie das Handy. «Vorher musste ich mit dem Auto in der Gemeinde herumfahren und Hans suchen», erzählt Kurt Tschanz. Später ging das speditiver per Telefon.

Mit einem Trick zum ersten PC

Es war nicht die einzige technische Neuerung, welche die beiden in den knapp 30 Jahren Arbeit für die Gemeinde Zäziwil erlebten. Der Computer revolutionierte die Verwaltungsarbeit. Doch um seinen ersten PC zu erhalten, musste Kurt Tschanz in die Trickkiste greifen. 1985 war es für eine kleine Gemeinde nicht üblich, EDV anzuschaffen. Auch der Zäziwiler Gemeinderat sah den Sinn nicht ein. So musste der Gemeindeschreiber jede einzelne Stromrechnung mühsam eintippen (nebst vielem anderen). «Bei einer Abrechnung habe ich jedem Gemeinderat 50 Franken zuviel verrechnet. Keiner hat es gemerkt. An der nächsten Sitzung sagte ich, dass es halt zu Fehlern kommen könne, wenn man jede einzelne Rechnung von Hand ausrechnen müsse.» Es dauerte danach nicht mehr lange und auf dem Schreibtisch von Kurt Tschanz stand ein PC.

Auch Hans Lanz hatte als Wegmeister Anteil am Fortschritt. «Zu Beginn verfügte ich nur über einen Einachser. Die Freude war gross, als ich in meinem ersten Jahr ein geeignetes Fahrzeug erhalten habe.» Enorm war auch die Entwicklung im Strassenbau. Viele Strassen wurden während seiner Zeit als Wegmeister gebaut und geteert. «Das hat den Unterhalt stark vereinfacht.»

Zäziwiler mit Haut und Haar

Die Zeit mochte sich auch wandeln und vieles sich ändern, Kurt Tschanz und Hans Lanz blieben Zäziwil treu. Beide sahen keinen Grund, die Stelle zu wechseln. Nicht nur der Arbeit wegen, auch weil sie sich hier niedergelassen hatten mit Familie und Eigenheim. Und weil sie sich wohl fühlten. Obwohl die Fäden bei Kurt Tschanz zusammenliefen und er stets über alles im Bilde war, verstand er sich nie als heimlicher Dorfkönig. «Mein Motto war, dort Lücken zu füllen, wo es beim Gemeinderat und beim Gemeindepräsidenten nötig war. Der Bürger sollte davon nicht viel merken.» Dennoch schätzte er auch die Möglichkeit, Einfluss nehmen und das Dorf mitgestalten zu können. In seiner Zeit nahm die Einwohnerzahl von 1140 auf 1550 zu, zahlreiche Überbauungen wurden realisiert.

Gefahren und Chancen

Weniger Gefallen findet Kurt Tschanz am «Lädelisterben» in Zäziwil, besonders im Dorfzentrum. «Für die verbleibenden Geschäfte wird es immer schwieriger, die Kundschaft im Dorf behalten zu können.» Die Gefahr bestehe, dass Zäziwil zu einem Schlafdorf werde. Dazu passe, dass der Zusammenhalt im Dorf in all den Jahren eher abgenommen habe. Alles sei anonymer geworden. Wie diese Negativentwicklung zu stoppen ist, weiss auch Kurt Tschanz nicht. «Ein Stück weit ist das der Lauf der Zeit, der auch vor Zäziwil nicht Halt macht.» Als positiv betrachtet er die gute geografische Lage der Gemeinde. Dies in Bezug auf künftige Veränderungen in der Gemeindelandschaft. «Diese wird sich in den nächsten 20 Jahren stark wandeln. Kleinstgemeinden haben meines Erachtens kaum Überlebenschancen.» Dass dies aber eine Chance sein kann für Zäziwil, zeigt die bereits bestehende Zusammenarbeit mit Oberhünigen. Deren Verwaltung wurde in jene von Zäziwil integriert. «Das funktioniert bestens», betont Tschanz.

Nur ein Wermutstropfen

Vieles im Rückblick von Kurt Tschanz ist positiv. Das gute Verhältnis zum Gemeinderat und der Bevölkerung etwa. Ein Wermutstropfen stellt die Überbauung auf der Bahnhofmatte dar. Dieses Landstück hat Zäziwil 1994 gekauft, und es bescherte der Gemeinde und auch Kurt Tschanz viel Ärger. «Ich stand im Kreuzfeuer und musste einige Kritik einstecken. Die Planung dauerte lange, gebaut wurde nicht, die Kosten liefen trotzdem weiter. Aber was heute gebaut wird, finde ich, passt zu Zäziwil und ist gut.»

Auch bei Hans Lanz war vieles, aber auch nicht alles eitle Freude. Eher zuwider waren ihm die Wintermonate. «Es war nicht immer einfach, in Bezug auf die Schneeräumung das Richtige zu tun. Den einen war es zu viel, den anderen zu wenig.» Doch über alles gesehen spürte er immer wieder, dass der Grossteil der Bevölkerung seine Arbeit geschätzt hat. Sein zweiter Rang an der Verleihung des Zäzi-Awards unterstreicht dies.

Ein Artikel aus der

[i] Zur BERN-OST-Bildergalerie der Zäzi-Award-Verleihung...

www.zaeziwil.ch

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Erstellt: 26.10.2006
Geändert: 26.10.2006
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