Zäziwil - So lange sind die Schranken unten

Mehr geschlossen als offen? Nicht ganz: Der heiss diskutierte Bahnübergang in Zäziwil ist pro Stunde nur gut elf Minuten zu.

Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
Die roten Blinklichter gehen an, das Warnsignal beginnt zu hupen. Es ist morgens kurz nach halb acht, und die Schranken für die S-Bahn, die aus Konolfingen herannaht, senken sich ein erstes Mal. Zwei Minuten dauert der Spuk, dann ist die Fahrbahn wieder frei. Auf beiden Seiten sind in der Zwischenzeit je ein gutes Dutzend Fahrzeuge stehen geblieben. Auf der Seite Dorf hat sich die Kolonne weit gegen das «Rössli» hin zurückgestaut.

Ein heisser Disput

Das ist der Bahnübergang an der Thunstrasse in Zäziwil, der letzte Woche unvermittelt wieder zum Thema hitziger Debatten geworden ist. Allerdings ging es diesmal nicht mehr um die unsägliche Holperei über die neue Doppelspur, die vor Jahresfrist derart zu reden gegeben hatte. Sondern um die Warterei, die mit dem neuen Fahrplan viel länger geworden ist: Weil seit letztem Dezember beinahe doppelt so viele Züge von Bern nach Langnau fahren, sind die Schranken umso länger zu. Was wiederum die Autofahrer, die von Thun und Konolfingen ins Emmental unterwegs sind, ganz und gar nicht freuen mag.

Mittlerweile sei der Übergang pro Stunde sicher dreissig Minuten zu, ereiferte sich Gemeinderat Hans-Peter Schaffer vor Wochenfrist. Worauf SBB-Sprecher Roland Binz konterte, das könne nicht stimmen. «Die Strasse ist die meiste Zeit über offen.» Was stimmt nun? Die BZ hat die Probe aufs Exempel gemacht und die Szenerie eine Stunde lang beobachtet. Im Wissen darum, dass jetzt Ferien sind. Und der Verkehr deshalb etwas spärlicher fliesst als üblich.

Nicht mal eine Minute

Bis zum zweiten Zug geht es nun eine knappe Viertelstunde. Diesmal ist die Strasse nur anderthalb Minuten zu, und entsprechend kürzer sind die Kolonnen. Dann aber geht es Schlag auf Schlag, heben und senken sich die Schranken fast im Minutentakt. Vor dem dritten Zug bleiben sie noch knapp vier Minuten oben, vor dem vierten wieder gut fünf Minuten, bevor sie für den fünften – das absolute Minimum – nicht einmal mehr eine Minute ruhen.

Erst jetzt wird es wieder gemütlicher. Bis zum sechsten Zug geht es gut zwölf Minuten, dann ist die Stunde um. Halb neun.

Verspätungen mit Folgen

Fazit: Sechs S-Bahnen und Expresszüge sind insgesamt in Zäziwil durchgefahren. Für jeden blieben die Barrieren zwischen anderthalb und zweieinhalb Minuten unten, alles in allem etwas mehr als elf Minuten. Allerdings fuhren die Züge während der beobachteten Zeit schön im Fahrplan. Schleppt von den Zügen Nummer zwei bis fünf der eine oder andere eine Verspätung mit sich, gehen sie zwischendurch nicht mehr hoch.

Für die Autofahrer heisst es dann umso länger warten. Und für die Zäziwilerinnen und Zäziwiler, mit umso längeren Kolonnen zu leben.

Ein Artikel aus der
www.zaeziwil.ch

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Erstellt: 06.07.2005
Geändert: 06.07.2005
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