Zäziwil - Sie war Organistin, seit die Kirche steht
Als die Kirche gebaut wurde, fing sie mit dem Orgelspiel an. Dabei blieb es bis heute, doch nun hört Trudi Gmünder auf. Mit 82 Jahren.
Vor zwei Wochen sass sie zum letzten Mal an der Orgel, morgen Sonntag wird sie offiziell aus ihrem Amt verabschiedet. 48 Jahre lang war Trudi Gmünder Organistin in Zäziwil und damit genauso lang, wie im Dorf am Eingang zum Emmental überhaupt eine Kirche steht. Die Zäziwiler, seit jeher Teil der weitläufigen Kirchgemeinde Grosshöchstetten, erhielten ihr eigenes Gotteshaus nämlich erst 1964.
Die Anfrage
Ganz ohne Vorkenntnisse trat die damals 34-jährige Trudi Gmünder die neue Stelle in der Kirche nicht an. Schon zwei Jahre zuvor hatte sie damit begonnen, die Gottesdienste, die damals noch im Schulhaus stattfanden, am Klavier zu begleiten. Zustande gekommen, war der Kontakt über ihren Mann, der Lehrer in Zäziwil war. «Er kam einmal nach Hause und sagte zu mir: ‹Das wäre doch etwas für dich.›» Mit diesem Satz hatte er ganz offensichtlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Trudi Gmünder erzählt jedenfalls, sie habe gar nicht recht wahrgenommen, wie rasch die 48 Jahre vergegangen seien. Dabei war es gar nicht selbstverständlich, dass sie für das Orgespiel in Zäziwil zusagte und später sogar noch Dienste in Oberthal übernahm: «Ich hatte zwar in meiner Jugend Klavierstunden genommen. Dann aber standen für mich der Beruf als Blumenbinderin und die eigene Familie im Vordergrund.»
Die «barocken Herren»
Doch dann packte es sie, gerade an der Orgel, die ihr dank der Pedale und verschiedenen Register ganz neue musikalische Möglichkeiten bot. Um dieses Potenzial nutzen zu können, nahm sie wieder Stunden, und so erarbeitete sie sich nach und nach ein umfangreiches Repertoire. Besonders Gefallen fand sie an «den barocken Herren», an Komponisten also wie Johann Sebastian Bach oder Dietrich Buxtehude. Neuere Literatur dagegen sagte ihr weniger zu, und erst recht fremd blieben ihr moderne Formen des Gottesdienstes, die ohne das klassische Orgelspiel auskommen.
Dass Trudi Gmünder derart in die Welt der Musik und der Kirche hineinwuchs, hatte auch mit ihrem Mann zu tun. Er stammte aus einer Künstlerfamilie, sein Vater arbeitete als Kunstmaler, und noch heute hängen in ihrer Wohnung Bilder, die ihren Mann und seine Geschwister als musizierende Kinder zeigen.
Die Taizé-Gottesdienste
Auch wenn sie nun offiziell aufhört: Ganz an den Nagel hängen will die heute 82-Jährige das Orgelspiel nicht. So wird sie auch in Zukunft die Taizé-Gottesdienste begleiten, an denen vor allem gesungen wird. Und in Notfällen, verspricht sie, werde sie sicher auch in Zukunft zur Verfügung stehen.
Neben der Organistin Trudi Gmünder wird Zäziwil morgen auch Sigristin Greti Gfeller verabschieden. Mit ihren 30 Dienstjahren gehört sie ebenfalls zu den treuen Mitarbeitern in der Kirchgemeinde. «Wir wollten immer gemeinsam aufhören», erzählt Trudi Gmünder, die Organistin. Dass es nun tatsächlich dazu komme, sei aber Zufall: «Wir haben unabhängig voneinander gekündigt.»