Zäziwil - Keiner will Gemeindeschreiber werden
Die Gemeinde Zäziwil sucht seit einem Vierteljahr einen Schreiber oder eine Schreiberin. Die Suche gestaltet sich schwierig, geeignete Kandidaten sind rar.
Laura Fehlmann / BZ
Letzten November fiel die Zäziwiler Gemeindeschreiberin Silvia Zimmermann aus. «Leider zeigte sich, dass die hohe Arbeitsbelastung an ihren Kräften zerrte», schrieb der Gemeinderat in der «Zäzi-Post». Die Gemeindeschreiberin, die ihren Dienst erst zwei Jahre zuvor angetreten hatte, wurde schliesslich krank geschrieben. Aus Rücksicht auf ihre Gesundheit kehrte sie nicht mehr an ihren Arbeitsplatz im Gemeindehaus zurück. Sie wolle sich beruflich neu orientieren, hiess es. Hans Regez, der pensionierte Gemeindeschreiber von Konolfingen, sprang in die Lücke. «Er erledigt für uns das Nötigste, aber das kann keine Dauerlösung sein», sagt Gemeindepräsidentin Elsa Nyffenegger (SVP).
Mühsame Suche
Die Gemeindeschreiberstelle neu zu besetzen, erweist sich als schwierig. Trotz diversen Ausschreibungen gingen in Zäziwil nur wenige Bewerbungen ein. Darunter befanden sich auch einige soeben Ausgebildete, denen jegliche Erfahrung als Gemeindeschreiber fehlte. Leider habe eine valable Kandidatin sich wieder zurückgezogen, weil sie in ihrer Heimatgemeinde als Schreiberin nachrutschen konnte, bedauert Elsa Nyffenegger. Jetzt wird die Stelle noch einmal ausgeschrieben. «Wir suchen jemanden, der ins Dorf Zäziwil und ins Team passt.» Eine junge, unerfahrene Person, die noch nie auf einer Gemeindeverwaltung arbeitete, wäre vermutlich überfordert, meint die Gemeindepräsidentin. «Ein Gemeindeschreiber ist die Drehscheibe einer Gemeinde. Die Person muss Erfahrung haben und sich bewusst sein, dass sie ein Amt in der Öffentlichkeit bekleidet.»
Elsa Nyffenegger schaut aber zuversichtlich in die Zukunft. «Ich bin überzeugt, dass wir die richtige Person noch finden werden.» Zäziwil mit seinen 1600 Einwohnern sei eine lebendige Gemeinde und biete durchaus attraktive Anstellungsbedingungen mit einem Lohn gemäss kantonalen Richtlinien.
Rare Gemeindekader
Im Bildungszentrum für Wirtschaft und Dienstleistung Bern- Wankdorf (BWD) absolvieren Gemeindekaderleute ihre Diplomausbildungen. Jährlich verlassen je 25 Gemeindeschreiber, Bauverwalter und Finanzverwalter das BWD. Für einen Kanton mit 382 Gemeinden ist dies wenig.
«Gemeindekader sind relativ rar», sagt Daniel Arn, Geschäftsführer des Verbandes Bernischer Gemeinden. Ein erheblicher Teil der frisch diplomierten Gemeindeschreiber wolle erfahrungsgemäss nur Stellvertreter werden oder in einer grossen Gemeinde eine andere Kaderfunktion übernehmen. «Ein Gemeindeschreiberamt bringt hohe Belastungen mit sich», so Arn. Damit meint er Abendeinsätze und alle vier Jahre einen erneuerten, oft unerfahrenen Gemeinderat. «Gemeindeschreiber ist zudem ein exponierter Posten.» Viele Diplomanden wandern in die Privatwirtschaft, vor allem bei den Bauverwaltern, die in den letzten Jahr noch rarer als Gemeindeschreiber geworden sind.
Monika Gerber, Präsidentin Verband Bernischer Gemeindekader, ergänzt Arns Aussagen: «Die Diplomanden sind noch sehr jung. Einige steigen schon nach dem einjährigen ersten Teil der Diplomausbildung aus.» Dazu komme, dass diese kaufmännische Ausbildung vorwiegend von Frauen absolviert werde. «Viele gründen dann eher eine Familie, als sich für einen Kaderposten zu entscheiden», sagt Gerber.