Zäziwil - Kälte lässt Obstbauern zittern

Kälte und Schnee richteten bisher kaum Schaden an. Landwirt Urs Grunder aus Zäziwil bangt trotzdem: In der Nacht auf heute sollten die Temperaturen auf ein kritisches Niveau fallen.

Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ

Plötzlich glitzerte Schnee auf den Blüten. Wie ein Flaum hatte sich die weisse Pracht über Nacht auf die Obstbäume im Garten gelegt. Nach dem Wetterumsturz vom Wochenende, mit dem die Temperaturen in den Keller gefallen waren, stand gestern Morgen die bange Frage im Raum: Wars das bereits? Wird es heuer am Ende gar keine Früchte geben?

Urs Grunder bewirtschaftet in den Hügeln ob Zäziwil ein Heimet, das auf gut 700 Metern über Meer in einer ähnlichen Höhenlage liegt. Der Obstbauer und ­Präsident des regionalen Obstbauverbandes Besofrisch redet offen davon, dass es «sehr kritisch» werden kann. Mit den Temperaturen um den Gefrierpunkt sei schon gestern Morgen «das Limit» erreicht worden. Schäden habe er – zum Glück – noch keine festgestellt.

 

Der Schnee war da schon gar nicht das Problem, zumal er die Landschaft nur überzuckerte und den Bäumen nicht als nasse, schwere Last zusetzte. Ja, wenn es schneit, ist der Himmel bedeckt, und die Temperaturen fallen nicht gar so tief.

Der Wetterbericht verhiess ­indes nichts Gutes. «Wir sind alle etwas nervös», erklärte Grunder gestern Mittag mit Blick darauf, dass der Himmel in der Nacht auf heute aufklaren, es damit erneut kälter werden sollte. Die Gefahr, dass die Blüten erfrieren, steigt nochmals.

Ein paar Tricks

Doch selbst wenn die Meteorologen falsch liegen sollten, sind die Obstbauern noch nicht aus dem Schneider. Grunder erinnert daran, dass beim aktuell so kühlen Wetter kaum Insekten unterwegs seien, die die Blüten bestäubten. Gefragt wären die höheren Temperaturen auch später, denn nur so wachsen die übertragenen Pollenkörner und befruchten dann die Eizellen. Unliebsame Folgen kann weiter der Niederschlag haben. Ist das Wetter zu nass, werden die Blüten krank.

Wobei: Schutzlos den Launen der Natur ausgeliefert sind die Bauern nicht. Grunder weist darauf hin, dass er in seiner Obstanlage letzte Woche die Grasnarbe aufgerissen habe, damit der Boden die gespeicherte Wärme ­besser abgeben könne. Helfen könne ihm zudem ein Witterungsschutz, ein Plastikdach, das er je nach Bedarf über die Anlage spanne. Einige Kollegen erzeugten mit Paraffinkerzen zusätzliche Wärme, fährt er fort. Andere dagegen berieselten die Blüten in den kritischen Nächten mit Wasser. Dieses gefriere dann zu einem schützenden Panzer.

Nicht alle blühen

Natürlich würde sich der Beso­frisch-Präsident für seine Kulturen ähnlich warmes Frühlingswetter wünschen wie letztes Jahr. Die Probleme kamen damals aber mit dem trockenen Sommer, der das Wachstum der Früchte derart verlangsamte, dass sich der Rückstand bis zur Ernte nicht mehr überall aufholen liess.

Für den Moment hat Grunder das Glück, dass nicht alle Bäume gleich weit sind. Während Kirschen, Zwetschgen, Birnen und frühe Äpfel in voller Blüte stehen, lassen sich die späten Apfelsorten noch Zeit. Ihnen schadet die Kälte kaum.


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Erstellt: 28.04.2016
Geändert: 28.04.2016
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