Zäziwil - Die von B. B. King signierte Gitarre will er behalten
Totalausverkauf im Musikhaus an der Thunstrasse. Inhaber Heinz Wenger gibt das Geschäft auf. Reparaturen wird er weiterhin machen. Musik auch, denn sie ist Teil seines Lebens.
Der gelernte Käser hat immer musiziert. 1996 ist er als Angestellter des Musikhauses Burkhalter in Zäziwil eingestiegen, denn: «Musikmachen und Käsen verträgt sich schlecht. Musiker gehen spät zu Bett, Käser stehen früh auf. Deshalb setzte ich auf die Karte Musik», sagt er.
Stark verändertes Verhalten der Kunden
Die Liegenschaft, in der das Musikhaus Burkhalter eingemietet war, gehörte der Kirchgemeinde, die den Mietern kündigte und das Haus verkaufte. Das Musikhaus Burkhalter zog nach Lyssach, Wenger folgte seinem Arbeitgeber. 2006 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Zuerst geschäftete er in Lyssach, danach, ab 2011, in der ehemaligen Garage Galli in Zäziwil, wo sich das Geschäft noch heute befindet.
Nicht mehr lange. Wenger macht Totalausverkauf und schliesst den Laden. «Das Verkaufsverhalten der Konsumenten hat sich in den letzten Jahren stark verändert», sagt Wenger. Internetshops seien eine immer stärkere Konkurrenz für herkömmliche Musikgeschäfte. Zudem herrsche bei Instrumenten ein starker Preiszerfall. «Eine Gitarre, die vor zwanzig Jahren um die 3000 Franken kostete, ist heute für weniger als die Hälfte zu haben», sagt Wenger.
Aber etwas schmerzt ihn am allermeisten: «Die Musik hat ihren Stellenwert verloren.» Viel seltener als früher würde jemand lernen, ein Instrument zu spielen. «Als ich jung war, wusste ich: Wenn ich ein Instrument beherrsche, finde ich sofort Leute, die mit mir zusammen musizieren oder gar eine Band gründen.» Aber heute sei der Markt übersättigt, Musik zum Konsumgut geworden.
Er musiziert und repariert weiterhin
Während des Gesprächs mit Wenger kommt Kundschaft in den Laden. Zwei alte Männer interessieren sich für Mundharmonikas, ein anderer schaut sich sonst um. Im Gestell neben der Tür liegen Blockflöten aller Grössen. Daneben stehen Lautsprecher, und in den Gestellen gibt es Geräte, unter deren Funktion sich ein Laie nichts vorstellen kann. Musik ist technisch geworden. Sehr sogar. «Ich verkaufe auch Software und gebe technischen Support», sagt Wenger und ergänzt: «An der Technik kommt man heute auch in der Musik nicht vorbei.»
Persönlich setzt er allerdings auf Instrumentalmusik, spielt Piano und Akkordeon und ist bei der Band Fätzer mit ihrem Motto «Musig, wo fägt.» Auch als Alleinunterhalter verdient Wenger seit Jahren etwas Geld. «Da passe ich das Repertoire dem Publikum an und spiele alles von Status Quo bis zu Schlagern.» Das Musizieren will er auch nach der Schliessung des Geschäfts beibehalten. Im Moment bereitet er sich auf die Prüfung als Lastwagenfahrer vor und hofft, einen Job zu finden. «Weiterhin werde ich Reparaturen ausführen. Das bleibt.»
Bis Ende Januar wird Heinz Wenger mit dem Totalausverkauf beschäftigt sein. Danach will er versuchen, liegen gebliebene Ware an Börsen zu verkaufen. Noch ist in den Gestellen einiges vorhanden. An den Wänden reihen sich Elektrogitarren. Nur die mit der goldenen Unterschrift des «King of the Blues» hängt alleine an einem Platz. Sie wird bei Wenger bleiben, auch wenn er sonst alles verkauft hat und das Musikhaus nicht mehr existiert.
[i] Bilder und mehr: www.mhmmusik.ch