Zäziwil - Die Bienenzüchter geben nicht auf

Erst eine Beschwerde beim Obergericht führte dazu, dass das Bienensterben in Zäziwil geklärt wurde. Doch der Kampf der Imker geht weiter: Sie fordern Schadenersatz und wollen wissen, wer wirklich die Schuld trägt.

Anita Bachmann, Der Bund

Im Frühling schreckte ein Bienensterben im Raum Zäziwil auf. 172 Bienenvölker aus 23 Bienenständen waren betroffen. Der Präsident des Bienenzucht­vereins Zäziwil, Walter Leuenberger, geht heute von einer Million Bienen aus, die verendeten. Vor rund drei Wochen kam dann die Nachricht, das Bienen­sterben sei geklärt. Den Obstbauer, der in Verdacht geraten war, treffe keine Schuld, teilte der Bienengesundheitsdienst mit. Verantwortlich sei die Herstellerfirma des Pflanzenschutzmittels, bei der Produktion sei ­irrtümlicherweise Fipronil in das Fungizid geraten. ­Fipronil ist ein für Bienen hochgiftiger Wirkstoff, der in der Schweiz nie zugelassen war. Die Firma sei in Israel angesiedelt, sagt Anwalt André Seydoux, der die geschädigten Imker in Rechtsfragen vertritt. «Ich stelle mir vor, dass sie eine Maschine nicht gut geputzt haben und das Fipronil so ins Pflanzenschutzmittel geraten ist», sagt er. Die Verunreinigung betrage 1,5 Promille, auf eine Tonne Pflanzenschutzmittel komme 1,5 Kilogramm Fipronil.

Das Pflanzenschutzmittel sei von ­einem Schweizer Importeur gekauft worden und dann über ein Geschäft für Landwirtschaftszubehör zum Obstbauer gekommen, sagt Seydoux.

Bienenzüchter sind skeptisch

«Ich bin froh, dass überhaupt etwas herausgefunden worden ist», sagt Leuenberger zu diesem Ergebnis. Aber ganz zufrieden ist er dennoch nicht, er zweifelt daran, dass das die ganze Wahrheit ist. Deshalb will der Bienenzuchtverein erwirken, dass noch weiter abgeklärt wird: «Der Obstbauer muss beweisen können, dass er auch tatsächlich Material aus der verunreinigten Charge benutzt hat», sagt er. Es gehe darum, so Seydoux, ob der Obstbauer gutgläubig das verunreinigte Mittel gespritzt oder selber Gift beigemischt habe. Zu den happigen Vorwürfen will der Obstbauer selber keine Stellung beziehen.

Doch warum geben sich die Bienenzüchter so hartnäckig? «Die Imker wollen sicher sein, dass ihr Schaden beglichen wird und der Verursacher dafür aufkommt», sagt Jürg Glanzmann vom Bienengesundheitsdienst. Für ihn sei der Fall gelöst, es sei für ihn unvorstellbar, dass ein Pflanzenschutzmittel­produzent einen Fehler eingestehe, wenn er diesen nicht begangen habe. Jetzt gehe es um eine gütliche Regelung der Entschädigungen der Imker. Auch noch den kausalen Zusammenhang zwischen der verschmutzten Charge und dem Bienensterben herzustellen sei nur nötig, wenn der Spritzmittelproduzent plötzlich nicht bereit sei, für den Schaden aufzukommen, sagt Glanzmann.

«Vom Wind hergeweht»

Eine Erklärung dafür, dass die Bienenzüchter so misstrauisch sind, gibt es. Die Untersuchung des Bienensterbens ging nur schleppend voran und wäre ohne ihr Zutun bereits am Anfang eingestellt worden. Die ersten Laboruntersuchungen fielen ohne Ergebnis aus, erst ein spezialisiertes Labor in Deutschland konnte das Fipronil nachweisen. Der Bienenzuchtverein hatte zudem eine Anzeige gegen Unbekannt eingereicht. Per Verfügung sei ihnen mitgeteilt worden, dass der Anzeige keine Folge geleistet würde. «Das Gift sei vom Wind her­geweht worden», hätten die Ermittler geschrieben, sagt Leuenberger. Die Bienen­züchter reichten beim Ober­gericht Beschwerde ein und erreichten damit, dass der Fall doch noch geklärt wurde. Nun hat der Bienenzuchtverein die Beschwerde beim Obergericht ergänzt, indem er verlangt, weitere Abklärungen zu treffen. «Wir geben nicht auf», sagt Leuenberger.

Wenn die Herstellerfirma ihren Forderungen nachkommt, müsse der Fall aber ad acta gelegt werden. Wie gross der finanzielle Schaden genau ist, weiss Leuenberger nicht. Er rechnet aber, dass allein für die betroffenen Bienenzüchter ein Schaden von rund 50 000 Franken entstanden sei. Rechne man die Auslagen des Bienengesundheitsdienstes, Kosten für Laboranalysen und die Anwaltskosten dazu, gehe es um 130 000 bis 150 000 Franken.

Aufklärung und Ahndung regeln

Mit dem Bienensterben beschäftigen wird sich auch der Grosse Rat müssen. Der Trubschacher Grossrat Michel Seiler (Grüne) hat eine Motion eingereicht. Aufgrund des Falls verlangt er Massnahmen, damit die Aufklärung und die Ahndung von Bienenvergiftungen geregelt werden. Zudem schlägt er eine generelle direkte finanzielle Unterstützung der Imker vor. Auch Glanzmann vom Bienengesundheitsdienst sieht Handlungsbedarf: Die Kontrolle von Pestiziden auf den richtigen Inhalt und Verunreinigungen sei zu prüfen», sagt er.


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Erstellt: 03.12.2014
Geändert: 03.12.2014
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