Zäziwil - Scherenschnitte: Mehr als nur ein Hobby

Die besten Scherenschnitte der Schweiz sind momentan an der 5. Schweizerischen Scherenschnittausstellung in Bulle zu sehen. Sonja Liechti aus Zäziwil ist zum ersten Mal dabei – mit ihren aussergewöhnlichen Scherenschnitten.

Marianne Reber , Wochen-Zeitung
Für Sonja Liechti ist das «Scherenschnittlen» heute mehr als nur ein Hobby. Sie gehört seit diesem Jahr zu den besten Scherenschnittkünstlern der Schweiz.

Das Mass aller Dinge ist die Schweizerische Scherenschnittausstellung im Musée Gruérien in Bulle, wo die Elite sorgfältig ausgesucht wird: eine Jury beurteilt die Werke und bestimmt, wer ausstellen darf und wer nicht. Sonja Liechti hat es im ersten Anlauf geschafft und freut sich darüber. «Es war schon immer ein Traum von mir. Doch wenn meine Kinder mich nicht dazu gedrängt hätten, mich endlich anzumelden, hätte ich es nie getan.»

Bis vor zehn Jahren hatte die Bäuerin aus Zäziwil keine Ahnung, wie man Scherenschnitte anfertigt.

Eine Übungssache
«Ich machte 1992 einen Kurs des Frauenvereins, in dem ich das Entwerfen und Schneiden von Scherenschnitten erlernte. Es hat mich fasziniert, doch nach dem Kurs habe ich die Schere beiseite gelegt.»

Erst nach «Scherenschnittbestellungen» von Nachbarn und Bekannten habe sie wieder damit angefangen – und seither ihre Technik verfeinert. «Im Kurs habe ich vieles gelernt, was sich im Nachhinein als falsch herausgestellt hat. Bei einer Scherenschnittkünstlerin lernte ich später die Finessen des Scherenschnittschneidens.» Sonja Liechti lacht. «Es ist vor allem eine Übungssache», meint sie. Mit den Jahren wurden ihre Scherenschnitte immer feiner und technisch schwieriger.

Immer neue Ideen
Doch nicht nur das: Sonja Liechti experimentiert öfters und hat auch eine neue Technik herausgefunden: Sie schneidet mehrere Scherenschnitte und legt bis zu drei übereinander. Dazwischen liegen Glasscheiben mit einer gewissen Distanz zueinander. So sehen die Bilder dreidimensionaler aus – und leben.

«Scherenschnitte, die flach auf dem Papier fixiert sind, leben nicht. Dies macht man eigentlich nicht mehr», erklärt sie. «Man fixiert die Schnitte nur an gewissen Punkten und rahmt die Bilder so, dass etwa ein Millimeter Luft zwischen Hintergrund und Glas liegt.» So würden die Scherenschnitte viel lebendiger wirken. Die Technik mit den mehreren Scherenschnitten übereinander wendet aber sonst niemand an. «Es ist nur schade, dass diese Bilder abgebildet nicht so wirken wie im Original.»

Winterarbeit
Scherenschnitte fertigt Sonja Liechti vor allem im Winter an – oder an verregneten Sommertagen. «Sonst habe ich gar nicht Zeit dazu», meint sie. Sie arbeitet auch oft auf Bestellung – Scherenschnitte sind ein besonderes Geschenk zur Taufe, Hochzeit oder ähnlichen Anlässen. Das Besondere an ihren «normalen» Scherenschnitten sind die Rahmen. «Jeder Scherenschnittkünstler hat eine ‹Spezialität›, etwas, das jeder Scherenschnitt hat», erzählt sie.

Doch auch für sich fertigt sie Scherenschnitte an – und probiert immer wieder Neues.

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Erstellt: 08.08.2002
Geändert: 08.08.2002
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