Worblental - Eine Putzfrau reinigt günstiger als die Spitex

Die Spitex oberes Worblental hat eine Firma gegründet, die ausschliesslich Haushilfe anbietet. Wer stattdessen eine Putzfrauenagentur beansprucht, kann Geld sparen.

Peter Steiger, Berner Zeitung BZ
Jolanda Häberli wohnt in einer hübschen Wohnung am Schönrain 34 in Blumenberg (alle Namen erfunden). Sie ist verwitwet, 78, rüstig und munter. Nur das Rheuma plagt sie. Damit wird das Putzen zur Qual. Der Kehr mit dem Staubsauger geht noch. Aber die Fenster und die Plättli beim Lavabo. O je. «Ich bin zwäg», sagt Frau Häberli. Pflege brauche sie nicht. Sondern nur Haushilfe.

Die Spitex oberes Worblental ist für solche Fälle gerüstet. Sie hat vor einem Jahr Spitex Casa Worblental gegründet, ein Tochterunternehmen, das ausschliesslich Haushilfe anbietet: putzen, kochen, einkaufen. Andere Organisationen haben in den letzten Monaten ähnliche Strukturen aufgebaut, die Spitex Burgdorf-Oberburg etwa.

Normalverdiener bezahlen neu den vollen Tarif

Die Aufteilung macht Sinn, weil die Haushilfebetriebe nicht die strengen Auflagen der Spitex-Pflegeorganisationen erfüllen müssen. Diese sind zum Beispiel zu Kurzeinsätzen verpflichtet und müssen auch mal für einen viertelstündigen Einsatz viele Kilometer weit fahren. Spitex Casa hingegen übernimmt nur Aufträge, die länger als zwei Monate laufen und bei denen die Mitarbeiterinnen mindestens anderthalb Stunden vor Ort bleiben.

Jetzt kommt Politik ins Spiel. Der Kanton hat die Beiträge gekürzt. Wer mehr als 50 000 Franken steuerbares Einkommen hat, bezahlt den vollen Preis. Dem Einkommen wird auch ein Teil des Vermögens zugerechnet. Mit AHV, Pension und einem kleinen Vermögen ist die 50 000er-Limite bald überschritten.

Frau Häberli gehört zu dieser Mittelschicht. Nun vergleicht sie. Bei Spitex Casa Worblental bezahlt sie pro Stunde je nach Arbeit 42 bis 46 Franken. Private Spitex-Betriebe, Pro Vita oder Homecare etwa, haben ähnliche Tarife. Diese Institutionen sind auch sozial engagiert. Die Geschäftsleiterin der Spitex oberes Worblental, Angelica Merz, erklärt, was dies bedeutet: «Wir beraten und helfen, wenn die Klienten Pflege brauchen.»

Die virtuelle Jolanda Häberli benötigt das nicht. Sie kann sich deshalb bei einer kommerziellen Vermittlung melden – und sparen. Bei Putzfrau.ch zum Beispiel bezahlt sie bloss 39 Franken. «Wir haben schon mit der Spitex zusammengearbeitet», bestätigt Firmengründer Adrian Gsell. Das gleiche Angebot mit ähnlichen Preisen erbringt die Agentur Fairness at Work mit Propre Job.

Die 20-Franken-Putzfrau arbeitet schwarz

Übers Internet findet Frau Häberli noch weit günstigere Angebote. Betreut.ch oder Homeservice24.ch heissen die Portale, bei denen sich Private ab 20 Franken als Reinigungskraft andienen. Die Schnäppchen können jedoch teuer werden. Wer die 20-Franken-Putzkraft anheuert, muss damit rechnen, dass sie schwarzarbeitet, keine Sozialabgaben entrichtet und ungenügend versichert ist. Wenn sie bei Frau Häberli einen Unfall erleidet, hat dies böse finanzielle Folgen. Das Risiko kann die Kundin umgehen, wenn sie das Arbeitsverhältnis legalisiert. Fairness at Work in Bern liefert Informationen.

Frau Häberli will nicht bloss glänzende Plättli haben, sondern auch mit sich selbst im Reinen sein. Am günstigsten erreicht sie dies, wenn sie eine Putzfrau direkt, aber legal anstellt. Am teuersten ist die Haushilfe der Spitex, im Worblental zum Beispiel Spitex Casa. Dazwischen liegen die kommerzielle Putzfrauenvermittlungen. In dieser Branche gibt es allerdings Anbieter, die vor der eigenen Tür wischen sollten. Die Firma Putzfrauenvermittlung (nicht zu verwechseln mit Putzfrau.ch) ist immer wieder in den Schlagzeilen. So sollen Angestellte des Zürcher Ablegers seit Monaten keinen Lohn mehr erhalten haben.


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Erstellt: 22.03.2013
Geändert: 22.03.2013
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