Worblental - Blaues Bähnli ruft um Hilfe

Ein knapp 100-jähriger Triebwagen des Blauen Bähnli soll in einem Jahr wieder fahrbereit sein. Doch dem verantwortlichen Verein fehlt Geld, um es fertig restaurieren zu können.

Herbert Rentsch / Berner Zeitung BZ

Es ist das älteste noch betriebsfähige Blaue Bähnli. Der Triebwagen Nr. 36 mit Baujahr 1913 steht gegenwärtig in der Werkstätte der Rhätischen Bahn im bündnerischen Landquart. Dort wird er nach alten Originalplänen in Stand gesetzt. Der Rohbau ist seit kurzem beendet, der Wagen hat wieder die blau-weisse Originalfarbe der früheren Vereinigten Bern-Worb-Bahnen. So sah der Zug nach einer Revision in den Fünfzigerjahren aus.


Das historische Fahrzeug verkehrte ehemals zwischen Bern und Worb. Zum 100-Jahr-Jubiläum der Worblentallinie im August 2013 soll es wieder dort fahren. Doch es gibt Probleme: Die Zeit für die Restaurierung ist knapp und es fehlt auch das Geld dafür. Seit der Verein Ds Blaue Bähnli den Triebwagen im Herbst 2007 vor dem Verschrotten rettete, hat er bereits 250 000 Franken in den Neuaufbau gesteckt – dank Spenden von Gemeinden und Sponsoren. Bis das Bähnli wieder fahren kann, ist aber nochmals rund eine Viertelmillion Franken nötig.

Fahrbereit zum Jubiläum

Der Verein suchte in letzter Zeit weitere Geldgeber. Der Spendeneingang sei aber «absolut unbefriedigend» gewesen, schreibt er in einer Mitteilung. Sofern keine weiteren Beträge fliessen, sei «ernsthaft in Frage gestellt», ob der Triebwagen wie geplant zum Jubiläum in Betrieb genommen werden kann.

Probleme bereiten unerwartete Mehrkosten. Laut Daniel Gertsch, Vizepräsident des Vereins, tauchten während der Arbeiten Schäden auf. So war die Holzkonstruktion des Wagens morsch und das Untergestell stark verrostet. Grund: Die Bahn war früher durch Berns Strassen gefahren und hatte im Winter unter dem Salz gelitten.

Zu Buche schlagen auch die Kosten der neuen Verkabelung und des Innenausbaus. Bis Ende Jahr müssen diese Arbeiten beendet sein. Dann will der Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) nämlich die Prozesse beginnen, den Wagen in Betrieb zu nehmen.

Ehrenamtliche Arbeit

Der Verein Ds Blaue Bähnli wurde 2007 von einigen Bahnenthusiasten gegründet. Der Triebwagen Nr. 36 gehörte damals der Montreux-Oberland-Bahn (MOB). Vom Standort Saanen aus wurden damit sporadisch Gütertransporte durchgeführt. 2007 wollte die MOB den Wagen verschrotten. Dieser wurde dann im RBS-Depot Solothurn demontiert und danach nach Landquart transportiert. «Die Rhätische Bahn ist schweizweit der einzige Betrieb, der noch solche Restaurierungsarbeiten durchführt», weiss Gertsch. Ein harter Kern des Vereins hat in Solothurn einzelne Teile des Triebwagens erneuert, zum Beispiel Kupplungen, Stromabnehmer, Sitzbänke und anderes. «Wir haben bisher rund 2500 Arbeitsstunden geleistet – ehrenamtlich», sagt Daniel Gertsch.

Grosser Sponsor gesucht

Damit der Zug wieder aufs Gleis darf, müssen wegen der modernen Zugsicherung technische Neuerungen eingebaut werden. Das restaurierte Blaue Bähnli soll künftig sowohl im Worblental als auch auf der Strecke Bern–Solothurn fahren können, weshalb zwei verschiedene Stromsysteme geplant sind. Der RBS will den Oldtimerzug für Extrafahrten und Gesellschaftsreisen einsetzen – falls das Geld für die Restaurierung zusammenkommt. Der Verein ist auf Spenden von Privaten, Firmen oder Institutionen angewiesen. «Mindestens einen grossen Sponsor müssen wir noch finden», sagt Daniel Gertsch.

www.blausbaehnli.ch

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Erstellt: 20.07.2012
Geändert: 20.07.2012
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