Worberin Ruth Kleischmantat: Von der Kinderpflege zur Begleitung todkranker Menschen

Das Leben ist ein Kreis – es beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Die Worberin Ruth Kleischmantat hilft mit, die Würde der Schwerkranken bis zu ihrem Lebensende zu bewahren.

Therese Stooss, info@bern-ost.ch

Ruth Kleischmantat Eggimann wuchs in Dietikon (ZH) auf. Nach ihrer Ausbildung zur Kinderkrankenschwester (heute Pflegefachfrau Schwerpunkt Kinder und Jugendliche) arbeitete sie im Kinderspital Biel.

Pendlerliebe mit Holger

Auf einer Ferienreise in Finnland lernte sie den Norddeutschen Holger kennen. Nach einer zweijährigen „Pendlerliebe“ und vier Monaten gemeinsamen Aufenthalts in England zog Holger in die Schweiz. 1979 kamen die beiden nach Ostermundigen und heirateten. Nach der Geburt ihres ersten Kindes zügelten sie nachRüfenacht. Zwei weitere Kinder vervollständigten die Familie. Nach 21 Jahren Rüfenacht wohnen sie nun seit vierzehn Jahren in Worb.

 
Engagement für Familien und Kinder

Ruth Kleischmantat liebt ihren Beruf. Anfangs arbeitete sie im ehemaligen Säuglingsheim Elfenau in Bern. Nach der Geburt ihrer Kinder unterrichtete sie in Kleinpensen an der Schule des Inselspitals Bern. In Rüfenacht engagierte sie sich zudem in der Freiwilligenarbeit und gründete mit Freundinnen die Kontaktstelle für Eltern und Kind, ein wöchentlicher Treffpunkt, der von vielen Familien besucht wurde. Auch amtete sie einige Jahre als Präsidentin der Kindergartenkommission, war Vorstandsmitglied der örtlichen Spielgruppe und viele Jahre im Kirchgemeinderat in der Sozial-Kommission.
 
1990 kehrte sie in den Pflegeberuf zurück, arbeitete ein- bis zweimal pro Woche im Spätdienst, was sich ideal mit Familie und Haushalt unter einen Hut bringen liess und nahm eine berufliche Weiterbildung mit Schwerpunkt in der Erwachsenenpflege in Angriff.

"Das Zwischenmenschliche kommt in der Pflege zu kurz"
 
Nach fünfzehn Jahren im Pflegeberuf stand sie dann erneut vor einer Wende. Ihrer Meinung nach kam das Zwischenmenschliche in der Pflege zu kurz. Sie war mittlerweile fünfzig Jahre alt, der richtige Zeitpunkt, so fand sie, um eine neue Herausforderung anzunehmen.

Durch eigene Erfahrungen in ihrem familiären Umfeld entschied sie sich für die „Palliative Care“-Ausbildung, das heisst, die Begleitung Schwerkranker bis zu ihrem Tod. Sie begann ihre Arbeit im zapp (Zentrum für ambulante Palliativbegleitung plus) SRK in Bern und baute 2005 die Zweigstelle Palliative Begleitung in der Spitex Burgdorf auf, mittlerweile ein Team von zwanzig Leuten, die um ein Taschengeld für die Begleitung todkranker Menschen im Einsatz sind.
 
Sterben in vertrauter Umgebung

In den Anforderungen an die Mitarbeitenden stehen das Interesse am Mitmenschen und die Fähigkeit, sich mit dem Sterben auseinander setzen zu können, im Vordergrund. Diese Freiwilligen helfen mit, den Schwerkranken das Sterben in ihrer vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Sie leisten ihnen Gesellschaft, hören zu, lesen vor oder sind einfach anwesend.
 
Ruth Kleischmantat ist zugleich Ansprechperson für die Betroffenen und für die Begleitpersonen, und sie ist rund um die Uhr erreichbar. Ihre Erfahrungen lehren sie, dass es wichtig ist, den Menschen nicht auf seine Krankheit zu reduzieren, sondern ihn immer in seiner Persönlichkeit zu sehen und zu behandeln „Zeit haben, Zuhören können, präsent zu sein und die Angehörigen zu entlasten, vor allem in der Nacht, das ist unser Hauptanliegen.“
 
Auch nach dem Tod des Patienten können die Angehörigen nach Bedarf Hilfe in Anspruch nehmen, denn oft sind die Hinterbliebenen einsam und überfordert in ihrer Trauer. Da ist es ebenfalls wichtig, jemanden zum Reden zu haben, der sich Zeit nimmt zuzuhören und für sie da ist. Ruth Kleischmantat betont, dass sie diese Arbeit liebe, auch wenn sie oft sehr belastend sei. Doch die Wertschätzung, die sie immer wieder erfahre, wirke Kräfte spendend und bereichernd.

 

Ende nächsten Jahres wird Ruth Kleischmantat pensioniert. Aber einfach aufhören will sie nicht. Sie plant, auf privater Basis beratende Hilfe zu Sterbe- und Trauerbegleitung anzubieten und weiterhin für Begleitungen dieser Art zur Verfügung zu stehen.

Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 21.09.2014
Geändert: 22.09.2014
Klicks heute:
Klicks total: