Worb/Rüfenacht: So gelangt saubere Wärme in die Häuser

In den letzten Monaten fuhren in Worb und Rüfenacht die Bagger auf. Böden wurden aufgerissen, um Leitungen zu verlegen. 3000 Haushalte werden in Worb nicht mehr mit Öl oder Gas, sondern mit Holz geheizt. BERN-OST hat sich das Projekt angeschaut.

Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch

Die Idee ist nicht neu, schon vor 100 Jahren wurden Häuser mit Holz geheizt. Dennoch hat sich die westliche Welt in den 60er Jahren vom Erdöl und Gas aus dem arabischen Raum abhängig gemacht. Worb macht mit dem Wärmeverbund einen Schritt in die andere Richtung.

 

Kraftwerk läuft rund um die Uhr

Der Unterschied zum Heizen vor 100 Jahren ist ein Entscheidender. Heute steht nicht mehr in jedem Haus eine Heizung in der Stube. Das grosse Heizwerk, welches die Haushalte mit Wärme versorgt, steht bei der Olwo in Worb. An 365 Tagen im Jahr werden in der Olwo Holzabfälle verbrannt. Das Heizkraftwerk wird von der BAC AG gebaut und betrieben, sie ist eine Tochtergesellschaft der BKW AG.

 

Niemand vor Ort

Ich treffe mich mit Niklaus Fischer von der BAC AG vor dem Heizkraftwerk auf dem Gelände der Olwo. Es ist kalt, die Bise zieht. Während ich vor dem Kraftwerk auf Niklaus Fischer warte, rumpelt es in einem Container, später werde ich erfahren, dass darin die Asche komprimiert und zwischengelagert wird. Niklaus Fischer führt mich erst durch das Heizwerk.

 

Drinnen ist es warm, der Sound ist industriell und etwas fällt auf: Das Heizwerk ist unbemannt. "Wir haben das Heizwerk nach den neusten Standards gebaut, es erlaubt uns, das Werk aus der Ferne zu bedienen", sagt Fischer. Er leitet den Fernwärmeausbau Worb/Rüfenacht.

 

Kaum Verlust durch Kälte

Das Prinzip des Wärmeverbunds ist einfach. In der Olwo wird Holz verbrannt, damit wird Wasser auf 85 Grad erhitzt, das Wasser wird zu den Wohnungen gepumpt, dort wird die Wärme getauscht. Mit der Wärme wird der Boiler erhitzt und die Wohnung geheizt. Das Wasser fliesst wieder zurück zur Olwo, dort beginnt der Kreislauf von Neuem. Unterwegs in den Rohren zwischen der Olwo und den Haushalten verliere das Wasser höchstens ein bis zwei Grad, sagt Fischer. Die Rohre seien mit der höchsten Dämmstufe isoliert, auch wenn nachts Minusgrade herrschen, können die angeschlossenen Wohnungen geheizt werden.

 

Ölheizung als Backup

An den kältesten Tagen im Jahr läuft das Heizwerk in Worb auf Hochtouren. Da kann es laut Fischer schon mal zu Engpässen kommen: "Wir gehen in der Regel von 15 Minustagen pro Jahr aus. In dieser Zeit ist es möglich, dass in der Spitzenlast auch mit Öl geheizt werden muss." Im Heizwerk in Worb wurde zusätzlich eine Ölheizung eingebaut. Diese wird angeworfen, wenn die Heizleistung nicht reichen sollte oder bei einem Ausfall der Holzheizung.

 

Holz ist teuer

Wer seine Wohnung über Fernwärme heizt, fährt aktuell billiger als mit Öl. "Es entspricht etwa einem Ölpreis von 110 Franken (pro 100 Liter). Wenn der Ölpreis bei 80 Franken liegt, ist Öl günstiger", so Fischer. Da stellt sich die Frage, warum ist heizen mit Holz aus der Umgebung gleich teuer, wie mit Öl? Schliesslich hat das Öl einen langen Weg hinter sich, bis es hier verbrannt wird. Fischer antwortet: "Holz ist teuer, weil grössere Investitionen nötig sind. Es ist aber erneuerbar und klimaneutral. Die Problematik ist, nicht wir sind teuer, sondern die anderen zu günstig."

 

Holz ist klimaneutral

Das Teure am Wärmeverbund ist nicht das Holz, sondern das Heizwerk und die Leitungen zu den Haushalten. "In der Heizzentrale sieht man das eindrücklich, Holz braucht zehn Mal mehr Platz und zehn Mal höhere Investitionen als Öl." Dafür ist eine Holzheizung klimaneutral. Bei der Versorgung der 3'150 Haushalten werden laut Angaben der BAC AG über 7'400 Tonnen CO2 eingespart, dies entspreche rund 2.8 Millionen Litern Heizöl pro Jahr.

 

Kein Feinstaub

Seit der Inbetriebnahme vor drei Jahren steigt an 365 Tagen im Jahr Rauch bei der Olwo auf. Laut Niklaus Fischer ist es nicht Rauch, sondern Wasserdampf. Der bei der Verbrennung entstandene Feinstaub wird durch ein spezielles Verfahren vom Rauch getrennt und gelangt nicht in die Luft. Die Asche wird über einen Abzug in einem Container ausserhalb des Heizwerks zwischengelagert, später wird sie in der Deponie entsorgt.

 

Bald am Anschlag

Zurzeit wird im Heizwerk bei der Olwo in zwei Öfen Holz verbrannt. Schon bald werde es knapp, sagt Fischer: "Wir wissen, dass wir 2030 mit der jetzigen Zentrale am Anschlag sind. Wir sind am Prüfen der Möglichkeiten, um dies zu erweitern." Das Leitungsnetz habe noch Kapazität, dafür müsste ein dritter Heizkessel in Betrieb genommen werden. Bis es so weit ist, werden in Worb Haushalt um Haushalt an das Wärmekraftwerk angeschlossen.


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Erstellt: 08.03.2023
Geändert: 08.03.2023
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