Worb – Der Kirchgemeinde droht die Überschuldung

Weniger Mitglieder, höhere Kosten, fehlende Finanzmittel: Die finanzielle Situation der Kirchgemeinde Worb ist sehr angespannt. Es droht die Überschuldung und damit die kantonale Oberaufsicht. Sorgen bereiten insbesondere die kircheneigenen Liegenschaften.

Monica Masciadri / Martin Christen, martinchristen@gmx.ch
„Die Überschuldung schwebt wie ein drohendes Gespenst über der Kirchgemeinde“, sagt die Worber Pfarrerin Eva Koschorke. Anton Stalder, der Präsident des Kirchgemeinderates, wählt weniger dramatische Worte, wenn er über die Finanzlage der Kirchgemeinde spricht. Aber beschönigen mag auch er nichts.

Bis 2014 muss eine Lösung für die finanziellen Schwierigkeiten auf dem Tisch liegen. Sonst droht der Kirchgemeinde Worb die Überschuldung. Mit andern Worten: Wenn bis 2014 keine Lösung auf dem Tisch liegt, ist das Eigenkapital vernichtet. Die Kirchgemeinde Worb würde wegen des Bilanzfehlbetrags unter Aufsicht gestellt - „fremdgesteuert“, wie Pfarrerin Eva Koschorke sagt.

Sorgen bereiten insbesondere die kircheneigenen Liegenschaften. Akut ist die Situation beim Kirchgemeindehaus Rüfenacht. 1,2 Millionen Franken würde es kosten, um die nötigsten Sanierungsmassnahmen vorzunehmen. Geld, das bei der Kirchgemeinde nicht vorhanden ist.

Die Kirchgemeinde will am Kirchgemeindehaus Rüfenacht festhalten. Es erfülle wichtige soziale Funktionen und sei mehr als ein kirchliches Zentrum, sagen die Kirchenvertreter. Die Rüfenachter stehen hinter ihrem „einzigen gesellschaftlichen Zentrum“, wie ein Informationsanlass zeigte.

Im Herbst 2009 suchte der Kirchgemeinderat das Gespräch mit dem Gemeinderat. Als Vorschlag stand eine Beteiligung der Gemeinde an den Betriebs- und Unterhaltskosten oder an den Investitionskosten der kirchlichen Gebäude im Raum. Diesem Ansinnen erteilte der Gemeinderat eine Absage, signalisierte aber Interesse an einer Weiterführung der Gespräche.

Der Kirchgemeinderat prüft die Möglichkeiten zur Erschliessung neuer finanzieller Mittel, sucht eine alternative Trägerschaft, beurteilt zukunftsfähige, möglicherweise reduzierte Nutzungskonzepte für die Liegenschaften und will die Räume professioneller verwalten. Sobald die Mitglieder der Kirchgemeinde das weitere Vorgehen abgesegnet haben, will der kirchliche Rat erneut beim politischen Rat vorstellig werden.

Die Finanzlage der Kirchgemeinde nicht verbessern wird der anhaltende Mitgliederschwund. Eva Koschorke stellt in den beiden vergangenen Jahren eine zunehmende Austrittsbewegung fest. Die reformierte Kirchgemeinde Worb muss laut Präsident Anton Stalder pro Jahr einen Mitgliederrückgang von nicht ganz einem Prozent hinnehmen.

Anders sieht die Situation bei der katholischen Worber Pfarrei St. Martin aus. Sie verzeichnet einen Zuwachs von Mitgliedern und hat laut Gemeindeleiter Urs Stierli-Fürst „im Moment keine Finanzprobleme“.

Seit 2003 verzeichnet die Pfarrei St. Martin einen Mitgliederzuwachs von 5 Prozent. Finanziell läuft die Worber Pfarrei über die Finanzabteilung der Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung – „mit allen Vor- und Nachteilen“, wie der Worber Gemeindeleiter sagt.

Die Worber Post vom nächsten Mittwoch bringt alle Fakten und Hintergründe zur Finanz- und Mitgliederlage der Worber Kirchen.

www.worb.ch

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Erstellt: 17.10.2010
Geändert: 17.10.2010
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