Worb / Bern - Jetzt fährt das blaue Bähnli leiser

Nach einem halben Jahr Pause fährt das blaue Bähnli seit dem gestrigen Fahrplanwechsel wieder ins Fischermätteli. Der erste Eindruck von Anwohnern: Es quietscht deutlich weniger. Die Situation sei jetzt "bedeutend besser".

Wolf Röcken, Berner Zeitung BZ
Das Resultat sei «überraschend gut», sagt Möuk Stöckli. Jedenfalls sei er am Morgen nicht wegen quietschender Trams erwacht, erzählt er und lacht. Stöckli wohnt in der Nähe des Pestalozzischulhauses – dort, wo die Tramlinie zum Fischermätteli eine fast rechtwinklige Kurve macht. Im Frühjahr verursachten die blauen Bähnli an dieser und an weiteren Stellen ein lautes Quietschen. Dies weckte den Protest von Anwohnern. Bernmobil reagierte, trennte die Linie und setzte zwischen Bahnhof und Fischermätteli vorübergehend Busse ein. Dies wiederum ärgerte Bewohner von Muri, welche die Direktverbindung zum Bahnhof verloren.

In der Zwischenzeit rüstete Bernmobil die Bähnli mit neuen Rädern nach und installierte Schmiermittelanlagen (wir berichteten). Seit gestern fahren die Bähnli wieder von Worb via Bahnhof ins Fischermätteli. Und alle Befragten finden: Sie sind deutlich leiser als früher.

 

«Noch gar nichts gehört»

 

«Es ist eine eindeutige Verbesserung, wenn auch noch nicht ganz gut», findet etwa GFL-Stadtrat und Anwohner Manuel C.Widmer. Denn es gäbe noch Unterschiede zwischen den Trams. Aber Bernmobil werde das wohl in den Griff bekommen, so Widmer. Mit «Noch gar nichts gehört, fahren die schon?» reagierte gestern Mittag gar Adrian Itten von Adriano’s Bar&Café direkt beim Zytglogge. Auch hier, mitten in der Stadt, hatten die quietschenden Bähnli für Unmut gesorgt.

 

«Die Momentaufnahme ist positiv», hält Bernmobil-Direktor René Schmied erleichtert fest. Er machte sich gestern im Gebiet Pestalozzi selber ein Bild der Situation. «Bei den meisten Trams hörte man gar nichts, bei zwei, drei Kompositionen ganz wenig», so Schmied. Dies werde man zu eliminieren versuchen. So sollen etwa die Schmiermittelanlagen noch justiert werden.

 

Auf der Strecke waren gestern Schienenschleiffahrzeuge unterwegs. Laut Schmied war dies nötig, weil die Schienen nun ein gutes halbes Jahr nicht mehr benützt worden seien und etwas Rost angesetzt hätten.

 

Langsamer in den Kurven

 

Alle befragten Anwohner hatten das Gefühl, dass die Trams gestern speziell langsam fuhren, vor allem in den Kurven. «Wir haben keine Weisung an die Chauffeure ausgegeben», versichert Bernmobil-Direktor Schmied. Das ginge gar nicht, die Trams müssten ja den Fahrplan einhalten. Etwas Einfluss auf die Geschwindigkeit hat Bernmobil aber doch genommen – vor den scharfen Kurven: Hier sind nun weisse Tafeln mit Tempolimiten aufgehängt. So darf etwa die fast rechtwinklige Kurve beim Pestalozzi nur mit 12 Stundenkilometern befahren werden. Die Limite galt laut Schmied zwar bereits bisher. Mit den Tafeln hole man sie aber stärker ins Bewusstsein.

 

Im Frühling Infoanlass

 

Bernmobil ruft Anwohner dazu auf, Erfahrungen zu melden: Welches Fahrzeug quietscht? Bei welchem Wetter und wo genau? Im Frühjahr 2012 soll ein weiterer Informationsanlass im Quartier stattfinden.

 

Genau hinhören wird in nächster Zeit Anwohner Roland Janz. Der Tontechniker hatte Anfang Jahres an verschiedenen Orten den Schalldruckpegel der Quietschtrams gemessen. Er will dies bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen wiederholen. «So entsteht ein Gesamtbild», sagt Janz. Dass die Trams leiser fahren, nimmt er erfreut zur Kenntnis. Es bleibe aber der Ärger darüber, dass auf der Fischermätteli-Linie seit der Verbindung mit dem Worb-Ast von 6- auf 10-Minuten-Takt umgestellt worden sei und es viel weniger Niederflureinstiege gebe.

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Erstellt: 12.12.2011
Geändert: 12.12.2011
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