Worb - Zusammenkunft nach 20 Jahren

Grosse Ehre für den Verein Theaterprojekt Worb: Bei den Proben zum neuen Stück «Klassezämekunft» erhielten die Schauspielerinnen und Schauspieler Besuch von Walter Deuber und Peter Stierlin. Sie hatten vor 20 Jahren den gleichnamigen Film gedreht.

Lisa Stalder / Der Bund
Die Geschichte ist schnell erzählt: Fünfzig Jahre nach der Matur im Jahre 1938 lädt die noble Senta von Meissen acht ehemalige Schulkameraden zur «Klassezämekunft» auf ihr Schloss ein. Doch das Klassentreffen ist nicht wie jedes andere. Je länger sich die alten Schulkollegen ihrer gemeinsamen Jugend erinnern, desto mehr wird eine alte Geschichte wieder zum Thema: Auf der Maturreise stürzte der ehemalige Mitschüler Teddy im Rheinfall zu Tode. Und plötzlich wird klar, dass die acht Gäste beim mysteriösen Tod ihres Schulkollegen ihre Hände mit im Spiel hatten.

Ab dem 12. August führt der Verein Theaterprojekt Worb das berndeutsche Stück «Klassezämekunft» auf dem Worber Bärenplatz als Freilichttheater auf. Genau 20 Jahre nachdem der gleichnamige Film in die Kinos gekommen und – nicht zuletzt dank seiner prominenten Besetzung – zum Kassenschlager geworden ist.

Regisseure geben keine Tipps

Da die Bühne auf dem Worber Dorfplatz noch nicht fertig aufgebaut ist, probt die Worber Theatergruppe zurzeit in der Aula der Schule Worbboden. Und dort erhielten die Schauspielerinnen und Schauspieler am Donnerstagabend hohen Besuch: Walter Deuber und Peter Stierlin, welche den Film einst drehten, wohnten einer Probe bei.

Es sei ein schönes Gefühl, dass die «Klassezämekunft» zwei Jahrzehnte nach dem Film nun als Theaterstück aufgeführt werde, sagt Deuber. «Das hat bisher noch niemand gewagt», fügt er an und lacht. Er sei sehr gespannt, was ihn hier erwarte, sagt Stierlin. «Ein Theaterstück ist ja immer ganz anders als ein Film.»

Werden sie den Worber Schauspielerinnen und Schauspielern nach der Probe Tipps geben? Auf keinen Fall, sagen die beiden unisono. «Das wäre unanständig, ja gar überheblich», sagt Deuber. Dafür seien Regisseur Rolf Schoch und Ko-Regisseur Dany Rhyner verantwortlich – «wir werden den beiden bestimmt nicht reinreden», sagt Stierlin bestimmt.

Wieder prominente Besetzung

Im Film schlüpfte die kürzlich verstorbene Anne-Marie Blanc in die Hauptrolle der Schlossbesitzerin und Gastgeberin Senta von Meissen. Auch in Worb steht eine bekannte Schweizer Schauspielerin im Mittelpunkt des Geschehens – die Bernerin Silvia Jost. Die beiden Regisseure sind von ihrem Auftritt begeistert: «Sie macht das wirklich sehr gut», flüstert Deuber seinem Kollegen zu. Dieser nickt anerkennend. Auch von der Leistung der restlichen Besetzung sind die beiden beeindruckt: Zwar wirkten die Dialoge in der Aula noch nicht ganz so, wie sie eigentlich sollten, doch das werde auf der Freilichtbühne ganz anders sein. Er jedenfalls sei überzeugt, dass das Stück «ein voller Erfolg» werde, sagt Deuber.

Idee entstand auf Wanderung

Die Idee für den Film sei lange vor dem Drehbeginn 1988 entstanden, erzählt Stierlin. Er sei auf einer Wanderung auf eine Gruppe getroffen, die das Solothurner Lied sang – «das konnte nur eine Klassenzusammenkunft sein». Er habe die Gruppe eine Weile beobachtet; die Frauen und Männer seien unglaublich gesprächig gewesen und hätten viel gelacht. Er habe sich dann überlegt, dass einige dieser Leute vielleicht etwas Schreckliches zu verbergen haben. «Eine hat möglicherweise ihren Mann vergiftet, ein anderer einen Nachbarn erschossen und ein Dritter einen Freund über eine Klippe gestossen – so wie es später in unserem Film geschah.»

Als Deuber und Stierlin Jahre später über ein gemeinsames Projekt nachdachten, wurde die Idee des Klassentreffens wieder aktuell. «Wir sahen darin auch eine Möglichkeit, einen Film mit allen Schweizer Schauspielgrössen zu realisieren», sagt Deuber. Neben Anne-Marie Blanc spielten unter anderem Inigo Gallo, Ruedi Walter, Paul Hubschmid, Stephanie Glaser, Lukas Ammann und Ursula Andress mit. Es sei eine wunderbare Erfahrung gewesen, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten, sagt Deuber. Der Kontakt zu den Schauspielerinnen und Schauspielern blieb auch nach dem Film bestehen, erzählt Deuber. «Leider sind die meisten von ihnen heute nicht mehr unter uns», fügt er an. Umso schöner sei es, dass die «Klassezämekunft» in Worb eine Wiedergeburt erlebe.

Klassezämekunft

Das Stück wird vom 12. August bis am 26. September auf dem Bärenplatz in Worb aufgeführt. Tickets sind über www.inszene.ch erhältlich. Weitere Informationen: www.theaterprojektworb.ch


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Erstellt: 18.07.2009
Geändert: 18.07.2009
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