Worb - Zum Rückzug aufgefordert, zur Wiederwahl angetreten
Der Worber Gemeindepräsident Niklaus Gfeller kämpft unbeirrt um sein Amt.
Simona Benovici, Der Bund
Seit vier Jahren steht Niklaus Gfeller der Gemeinde Worb vor. Bei der Frage, ob er sie richtig führt, scheiden sich die Geister. Seit Monaten sieht sich der 49-Jährige massiver Kritik ausgesetzt. Er bringe nicht das nötige Rüstzeug mit, sei zu lieb, zu verträumt, schlicht nicht geschaffen für das Amt. Er hingegen sieht das anders. Allem Widerstand zum Trotz stellt er sich am 25. November erneut zur Wahl. In der Überzeugung, dass Gutes Zeit braucht - und eine Legislatur schlicht zu kurz ist, um der Aufgabe gerecht zu werden.
«Erst recht motiviert»
Nach vier Jahren sei er «erst recht motiviert» und voller Tatendrang, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren, sagt Gfeller. Immerhin gebe es in der Gemeinde Worb noch einige Projekte umzusetzen. Obwohl: Er selbst hatte vor knapp zwei Jahren anderes vorausgesagt. Anlässlich der Halbzeitbilanz erklärte er gegenüber dem «Bund», er wolle noch während dieser Legislatur «alle Geschäfte durchbringen». Ein Vorsatz, den er rückblickend nicht erfüllen konnte. Die Ortsplanungsrevision etwa lehnte der Souverän im letzten Jahr an der Urne ab. Das, nachdem der Abstimmung ein juristisches Tauziehen vorausgegangen war: Eine Beschwerde rügte die Abstimmungsbotschaft als ungenügend. Das Bauvorhaben Dreiklang mitsamt den geplanten 36 Wohnungen, den Läden, der Aldi-Filiale und der Autoeinstellhalle kam bis heute ebenfalls nicht auf Touren. Seit 2009 laufen Verhandlungen, das Vorhaben musste bereits mehrfach redimensioniert werden. Das Bietverfahren läuft mittlerweile seit 20 Monaten. Die 70 Millionen Franken teure Verkehrssanierung - das «Worber Jahrhundertprojekt» - und ein Teil der Hochwasserschutzmassnahmen schliesslich waren ihrerseits vor dem Baustart im Februar monatelang blockiert: Ein Grundbesitzer hatte Beschwerde geführt und konnte sich mit dem Gemeinderat nicht über den Landersatz einigen.
Die Mehrheit der Parlamentarier lastet diesen Worber Entwicklungsrück- beziehungsweise -stillstand Niklaus Gfeller an. SP, FDP und SVP haben ihm öffentlich das Vertrauen aufgekündet. Im Juni legten sie Gfeller den Rückzug seiner Kandidatur nahe, nachdem ihm auf ihren Druck hin im April bereits das Planungsdepartement entzogen worden war. Rückhalt geniesst der entmachtete Gemeindepräsident, der derzeit in seiner Gemeinde nur mehr mit den Departementen Präsidiales und Sicherheit, der personellen Führung der Verwaltung und der Schulen sowie Repräsentationsaufgaben betraut ist, nur noch bei den Kleinparteien EVP, EDU, BDP und GLP.
Kein Mann lauter Worte
Gfeller lässt sich von alldem jedoch nicht beirren. Sicher, die Kritik, er verfüge über keine Projekt-, Kommunikations- und Führungskompetenz, sei nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. «Der Vorwurf etwa, das Landangebot im Zusammenhang mit der Umfahrung sei erpresserisch gewesen, das hat mir wehgetan.» Das damalige Angebot des Gemeinderates sei ein wertgleicher Ersatz gewesen. «Man kann verhandeln, diskutieren und anderer Meinung sein - aber fair muss man bleiben.» Könnte er die Zeit zurückdrehen, würde er vor allem eines anders machen: «Ich würde die Projekte nicht mehr alle parallel vorantreiben wollen, sondern gestaffelt.»
Gfeller, der kein Mann lauter Worte ist, sagt von sich selbst, er sei einer aus dem Volk: Einen Schwatz auf der Strasse scheut er nicht, für seine Bürger ein offenes Ohr zu haben, ist ihm wichtig. «Ein Gemeindepräsident muss im Leben stehen und nicht nur im Büro sitzen.» Und das Volk? Viele Worber sehen in Gfeller eine Art Vaterfigur. Einer, der auf das Wohl anderer bedacht und gerade deshalb bemüht ist, es allen recht zu machen. «Vaterfigur, ja das kann ich akzeptieren», sagt Gfeller. «Aber ich bin ein strenger Vater.» Im Rahmen der Ortsplanungsrevision etwa habe er in den Verhandlungen mit den Landwirten 14,5 Millionen Franken Mehrwertabschöpfung herausgeholt. Wenn ihm seine Kritiker mangelnde Verhandlungskompetenz vorhielten, so sei das ein sprechender Gegenbeweis. Überhaupt, Gfeller selbst findet, er verfüge sehr wohl über Verhandlungsgeschick. «Das ist sicher eine meiner Stärken.»
«Wir brauchen neuen Wohnraum»
Seit 1999 sitzt Gfeller für die EVP im Grossen Rat, ist ausserdem Verwaltungsratspräsident der Sportzentrum Worb AG sowie Vorstandsmitglied der Vereinigten Schützengesellschaften Worb und des Regionalen Kompetenzzentrums Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Bevor Gfeller Gemeindepräsident wurde, arbeitete der studierte Chemiker mit Doktorwürde als Chemie-, Physik- und Mathematiklehrer am Gymnasium Bern-Neufeld. Die Wissenschaft habe ihn damals einen Grundsatz gelehrt: «Einzelkämpfer können die Komplexität einer Thematik nicht erfassen.» Zusammenarbeit sei unabdingbar. Das Prinzip, gemeinsam an einer Sache zu arbeiten, habe er verinnerlicht.
Für die Zukunft sieht Gfeller denn auch punkto Miteinander den grössten Handlungsbedarf in Worb. «Der Gemeinderat muss sich wieder so ‹büschelen›, dass er geeint auftritt. Das wird vielleicht sogar das grösste Projekt der Zukunft.» Abgesehen davon habe für ihn in der nächsten Legislatur die Neuauflage der Ortsplanungsrevision oberste Priorität. «Wir brauchen unbedingt neuen Wohnraum in Worb.» Zwar sei die Überbauung des Areals im Worbboden bereits angedacht, und in Rüfenacht entstünden mit der Anlage Rosenpark neue Wohnungen. Das sei aber nur der Anfang: «Jetzt ist der Zeitpunkt, die richtigen Weichen zu stellen.»
Im Worbboden entsteht eine neue Überbauung. Es brauche aber noch mehr neuen Wohnraum, sagt Gfeller.
«Erst recht motiviert»
Nach vier Jahren sei er «erst recht motiviert» und voller Tatendrang, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren, sagt Gfeller. Immerhin gebe es in der Gemeinde Worb noch einige Projekte umzusetzen. Obwohl: Er selbst hatte vor knapp zwei Jahren anderes vorausgesagt. Anlässlich der Halbzeitbilanz erklärte er gegenüber dem «Bund», er wolle noch während dieser Legislatur «alle Geschäfte durchbringen». Ein Vorsatz, den er rückblickend nicht erfüllen konnte. Die Ortsplanungsrevision etwa lehnte der Souverän im letzten Jahr an der Urne ab. Das, nachdem der Abstimmung ein juristisches Tauziehen vorausgegangen war: Eine Beschwerde rügte die Abstimmungsbotschaft als ungenügend. Das Bauvorhaben Dreiklang mitsamt den geplanten 36 Wohnungen, den Läden, der Aldi-Filiale und der Autoeinstellhalle kam bis heute ebenfalls nicht auf Touren. Seit 2009 laufen Verhandlungen, das Vorhaben musste bereits mehrfach redimensioniert werden. Das Bietverfahren läuft mittlerweile seit 20 Monaten. Die 70 Millionen Franken teure Verkehrssanierung - das «Worber Jahrhundertprojekt» - und ein Teil der Hochwasserschutzmassnahmen schliesslich waren ihrerseits vor dem Baustart im Februar monatelang blockiert: Ein Grundbesitzer hatte Beschwerde geführt und konnte sich mit dem Gemeinderat nicht über den Landersatz einigen.
Die Mehrheit der Parlamentarier lastet diesen Worber Entwicklungsrück- beziehungsweise -stillstand Niklaus Gfeller an. SP, FDP und SVP haben ihm öffentlich das Vertrauen aufgekündet. Im Juni legten sie Gfeller den Rückzug seiner Kandidatur nahe, nachdem ihm auf ihren Druck hin im April bereits das Planungsdepartement entzogen worden war. Rückhalt geniesst der entmachtete Gemeindepräsident, der derzeit in seiner Gemeinde nur mehr mit den Departementen Präsidiales und Sicherheit, der personellen Führung der Verwaltung und der Schulen sowie Repräsentationsaufgaben betraut ist, nur noch bei den Kleinparteien EVP, EDU, BDP und GLP.
Kein Mann lauter Worte
Gfeller lässt sich von alldem jedoch nicht beirren. Sicher, die Kritik, er verfüge über keine Projekt-, Kommunikations- und Führungskompetenz, sei nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. «Der Vorwurf etwa, das Landangebot im Zusammenhang mit der Umfahrung sei erpresserisch gewesen, das hat mir wehgetan.» Das damalige Angebot des Gemeinderates sei ein wertgleicher Ersatz gewesen. «Man kann verhandeln, diskutieren und anderer Meinung sein - aber fair muss man bleiben.» Könnte er die Zeit zurückdrehen, würde er vor allem eines anders machen: «Ich würde die Projekte nicht mehr alle parallel vorantreiben wollen, sondern gestaffelt.»
Gfeller, der kein Mann lauter Worte ist, sagt von sich selbst, er sei einer aus dem Volk: Einen Schwatz auf der Strasse scheut er nicht, für seine Bürger ein offenes Ohr zu haben, ist ihm wichtig. «Ein Gemeindepräsident muss im Leben stehen und nicht nur im Büro sitzen.» Und das Volk? Viele Worber sehen in Gfeller eine Art Vaterfigur. Einer, der auf das Wohl anderer bedacht und gerade deshalb bemüht ist, es allen recht zu machen. «Vaterfigur, ja das kann ich akzeptieren», sagt Gfeller. «Aber ich bin ein strenger Vater.» Im Rahmen der Ortsplanungsrevision etwa habe er in den Verhandlungen mit den Landwirten 14,5 Millionen Franken Mehrwertabschöpfung herausgeholt. Wenn ihm seine Kritiker mangelnde Verhandlungskompetenz vorhielten, so sei das ein sprechender Gegenbeweis. Überhaupt, Gfeller selbst findet, er verfüge sehr wohl über Verhandlungsgeschick. «Das ist sicher eine meiner Stärken.»
«Wir brauchen neuen Wohnraum»
Seit 1999 sitzt Gfeller für die EVP im Grossen Rat, ist ausserdem Verwaltungsratspräsident der Sportzentrum Worb AG sowie Vorstandsmitglied der Vereinigten Schützengesellschaften Worb und des Regionalen Kompetenzzentrums Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Bevor Gfeller Gemeindepräsident wurde, arbeitete der studierte Chemiker mit Doktorwürde als Chemie-, Physik- und Mathematiklehrer am Gymnasium Bern-Neufeld. Die Wissenschaft habe ihn damals einen Grundsatz gelehrt: «Einzelkämpfer können die Komplexität einer Thematik nicht erfassen.» Zusammenarbeit sei unabdingbar. Das Prinzip, gemeinsam an einer Sache zu arbeiten, habe er verinnerlicht.
Für die Zukunft sieht Gfeller denn auch punkto Miteinander den grössten Handlungsbedarf in Worb. «Der Gemeinderat muss sich wieder so ‹büschelen›, dass er geeint auftritt. Das wird vielleicht sogar das grösste Projekt der Zukunft.» Abgesehen davon habe für ihn in der nächsten Legislatur die Neuauflage der Ortsplanungsrevision oberste Priorität. «Wir brauchen unbedingt neuen Wohnraum in Worb.» Zwar sei die Überbauung des Areals im Worbboden bereits angedacht, und in Rüfenacht entstünden mit der Anlage Rosenpark neue Wohnungen. Das sei aber nur der Anfang: «Jetzt ist der Zeitpunkt, die richtigen Weichen zu stellen.»
Im Worbboden entsteht eine neue Überbauung. Es brauche aber noch mehr neuen Wohnraum, sagt Gfeller.