Worb - Worber Post: "Es kann gut kommen, wenn Einsicht und Souveränität einkehren"

Die Lokalzeitung "Worber Post" beleuchtet in einem Leitartikel den Stand der Worber Grossprojekte und die Auseinandersetzungen der letzten Tage. Der Titel: "Es kann gut kommen, wenn Einsicht und Souveränität einkehren."

Martin Christen, martinchristen@gmx.ch
Noch nie in der Geschichte der Gemeinde Worb standen gleichzeitig so viele zukunftsweisende Grossprojekte an. Dazu kommt, dass alle Projekte jetzt gleichzeitig in entscheidenden Phasen stecken.
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Nach den letzten Sommerferien warf die Worber Post einen Blick auf diese Projekte unter dem Titel „Worb vor einem intensiven Polit-Herbst.“ Einleitend hiess es: „Zahlreiche entscheidende Weichen werden gestellt: Ortsplanung, Verkehrssanierung, Hochwasserschutz, Sport- und Freizeitanlagen, Hofmatt-Dreiklang.“ Abschliessend schrieb die Worber Post: „Vorläufig gilt: Worberinnen und Worber, ihr könnt ruhig schlafen!“
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Was ist seither passiert? Es kam tatsächlich ein intensiver Polit-Herbst. Es kam gar ein kalter Polit-Winter. Einige Akteure können manchmal nicht mehr so gut schlafen. Entweder, weil es tatsächlich – zu erwartende und zu lösende – Probleme gibt, oder weil diese Akteure von parteipolitischem Aktionismus umgetrieben sind, oder weil auf sie politisch und medial eingedroschen wird.
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Welches ist das Umfeld, in dem die Worber Grossprojekte realisiert werden? Das Umfeld ist nicht die Sonntagsschule, sondern: Wirtschaftlich geht es um X-Millionen-Aufträge – da gibt es kein Pardon. Parteipolitisch geht es um Eigenprofilierung – da gibt es keine persönlichen Rücksichten. Medial geht es um die Schlagzeilen-Vorherrschaft – das ist (leider) moderner Journalismus. Diesem schwierigen Umfeld kann man nicht ausweichen.
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Was ist gesichertes Wissen um die Grossprojekte?
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Bezüglich Verkehrssanierung und Hochwasserschutz ging jahrzehntelang gar nichts. Dann, in den letzten Monaten, jagte innerhalb kürzester Zeit eine Erfolgs-Geschichte die andere. Jetzt gibt es ein Problem: Die politisch abgesegneten Projekte sind auf juristischer Ebene hängig. Das ist der Preis des Rechtsstaates. Es ist auch der Preis für das höchste Gut des Rechtsstaates, wonach alle Betroffenen – in diesem Fall die Landeigentümer – gleich behandelt werden. Es ist wahrscheinlich auch der Preis für teilweise Überforderung und mangelndes Fingerspitzengefühl bei den schwierigen Verhandlungen. Aber: Was ist – nach rasantem Fortschritt - ein Jahr Verspätung gegen 50 Jahre Stillstand?
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Was ist gesichertes Wissen um Dreiklang? Konkurrierende Investoren, ALDI und die Gemeinde kämpfen knallhart. Niemand spricht von Ausstieg, alle wollen – natürlich – beim Millionenspiel dabei sein. Diesen Montag wurden Weichen gestellt: Die Gesamterstellungskosten werden gesenkt und wirtschaftlich tragfähiger gemacht. Dreiklang kommt – aber mit viel Schlachtlärm, weil es um viel Geld geht. 
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Was passiert beim geplanten Sport- und Freizeitzentrum Hofmatt? Am 14. März ist Baubeginn. Punkt. Der Verwaltungsrat hat in eigener Kompetenz beschlossen, Restaurant, Fitness- und Wellness-Anlagen nicht auszulagern, sondern selbst zu betreiben – im Interesse der Gemeindekasse. Wenn diese von Fachleuten empfohlene Rechnung aufgeht: Wer kann etwas dagegen haben?
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Gibt es – über Worb hinaus – Grossprojekte der öffentlichen Hand, die reibungslos über die Polit- und Rechtsstaats-Bühne gebracht werden können? Kaum. Ist in Worb jetzt irgendetwas kaputt? Überhaupt nicht.
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Es braucht zwei Voraussetzungen, damit alles gut kommt. Erstens: Der Gemeindepräsident als konstitutionell machtvoller Ober-Worber tut gut daran, nicht mit hoffnungslosen Maulkorb-, Verbots- und Anzeigendrohungen gegen irgendwelche Indiskretionen um sich zu schlagen. Er tut gut daran, sich mit einer radikal verbesserten Kommunikationspolitik nach innen die Unterstützung seiner Ratskollegen und nach aussen das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Medien zu sichern. Der Gemeindepräsident hat dies erkannt.
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Zweitens: Die parteipolitischen Gegner, die jetzt Hektik entwickeln, sollen die letzten (Gemeindepräsidenten-) Wahlen vergessen, im Interesse der Sache die nächsten Wahlen ausblenden und sich erinnern, was sie in diesen Tagen geschrieben und gesagt haben: „Wo ein Wille ist, ist ein Weg“ (SVP). „Nötig sind jetzt einvernehmliche Lösungen, wir müssen Lösungen finden und nicht Gräben bauen, gefragt sind jetzt gegenseitige Wertschätzung, Toleranz und Vernunft“ (FDP).
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Können die Worberinnen und Worber jetzt weiterhin ruhig schlafen? Ja, wenn der Gemeindepräsident seine Kommunikations-Einsicht umsetzt und wenn bei seinen politischen Gegnern Souveränität einkehrt. Die Zeichen stehen gut, wenn alle Oberen zusammenhalten und ihre eigenen Worte beherzigen – was Worb in diesen Weihnachtstagen zu wünschen ist.

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Erstellt: 21.12.2010
Geändert: 21.12.2010
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