Worb - Worb online muss an die kurze Leine
Das Parlament hat die Ausgaben für den Internetauftritt der Gemeinde Worb um die Hälfte gekürzt – auf 30'000 Franken jährlich. Jetzt entscheidet der Gemeinderat, ob die Website abgespeckt wird.
Das mit Aktualitäten angereicherte Dienstleistungsportal lässt sich die Gemeinde jährlich 60'000 Franken kosten. Im Rahmen einer Sparübung hat das Ortsparlament aber beschlossen, den Beitrag für den technischen Support und für die Bewirtschaftung der Inhalte zu halbieren. Der Gemeinderat war gegen diese Kürzung – muss nun aber nach einer neuen Lösung suchen.
Gfeller: «Ein Schaufenster»
Dass der Internetauftritt von Worb reduziert werden soll, findet Gemeindepräsident Niklaus Gfeller kontraproduktiv. «Unsere Website ist ein Schaufenster der Gemeinde und ein wichtiges Instrument des Standortmarketings.» Diese Dienstleistungsplattform zu kappen, sei nicht vernünftig. Denn für ihn ist klar: Mit weniger Geld könnten nicht die gleichen Leistungen angeboten werden. «Die Erwartungen müssen zurückgeschraubt werden. Man sieht jetzt: Sparen hat Auswirkungen.»
Wie aber kann der Internetauftritt mit noch 30'000 Franken betrieben werden? Das technische System stammt von der Zürcher Firma iWeb. Die jährliche Lizenz dafür kostet 10'000 Franken. Für das Aktualisieren, Erstellen redaktioneller Berichte und Aufschalten der Behördenmitteilungen ist die Reinhards OIK Services zuständig. Die Worber Firma betreut auch die Websites von Münchenbuchsee, Oberdiessbach, Biglen und Mirchel und beliefert die Internetplattform Bern-Ost. Besitzer Res Reinhard kennt das Verwaltungsbusiness: Er ist diplomierter Gemeindeschreiber und arbeitete früher zwölf Jahre auf der Worber Gemeindeverwaltung. OIK Services erhält pro Jahr 43200 Franken für die Website-Betreuung.
«Ein wichtiger Auftrag»
Auf den ersten Blick scheint der Betrag hoch, doch Reinhard verweist auf die Leistungen seiner Firma: «Wir stellen sicher, dass die Website an 365 Tagen pro Jahr aktualisiert wird.» Die OIK Services bewirtschafte die Website mit sämtlichen Inhalten, auch mit denen der Verwaltung. Das sei wichtig, sagt Res Reinhard. «Wenn wir nicht für die gesamte Betreuung zuständig sind, wird es schwierig, die Verantwortung für den Auftritt zu übernehmen.» Sollte Worb den Vertrag mit OIK Services aufkündigen, hätte dies Folgen. «Die Worber Website ist für uns ein wichtiger Auftrag, auch wegen unseres Standorts. Wir müssten Stellenprozente kürzen», sagt Reinhard.
Falls Worb den Betrag an OIK Services stark kürzt, so sieht Res Reinhard kaum eine Möglichkeit, die Website weiter zu betreuen, auch nicht für einen Teilbereich. Er bietet allerdings eine Alternative: Er schlägt vor, die Site von iWeb zu lösen und Worb.ch künftig auf der Gemeindeplattform von OIK Services laufen zu lassen. «Wir müssten zwar Anfangsinvestitionen tätigen, könnten aber dank gewissen Automatisierungen die bisherige Zusammenarbeit weiterführen.»
[i] Andere betreiben die Website selber
Ostermundigen, Ittigen, Muri und Jegenstorf geben für ihren Internetauftritt deutlich weniger Geld aus als Worb.
In der Rubrik News wurden auf Ostermundigen.ch in den letzten vier Tagen vier Meldungen aufgeschaltet. Sie geben Auskunft darüber, wo sich die Skibindungen einstellen lassen. Worüber der Grosse Gemeinderat debattiert hat. Wie man Sträucher in Strassennähe richtig schneidet. Und wie viele Leute jedes Jahr auf Fussgängerstreifen sterben. All die Einträge würden vom Verwaltungspersonal selbst aufgeschaltet, erklärt Gemeindeschreiberin Barbara Steudler. Bei komplizierteren Operationen – etwa wenn ein neues Onlineformular kreiert werden muss – zieht die Gemeinde eine externe Firma bei. Das koste pro Jahr rund 1000 Franken, so Steudler. Im Sommer stand zudem erstmals nach sieben Jahren eine Neugestaltung der gesamten Website an. Diese kostete 30'000 Franken.
Ähnlich wie in Ostermundigen tönt es in vielen anderen Gemeinden der Region Bern. Zum Beispiel in Ittigen, Muri-Gümligen und Jegenstorf. Im Gegensatz zu Worb schalten sie keine journalistisch recherchierten Beiträge zum Dorfgeschehen auf. Alle drei Websites werden aber einmal oder mehrmals wöchentlich mit Gemeindeinfos aktualisiert. In jeder der drei Gemeinden tun dies die Mitarbeitenden der Verwaltung selber. In komplexeren Fällen können sie bei einer Informatikfirma Unterstützung holen. Muri-Gümligen hat dafür im Budget jährlich 8000 Franken eingestellt, Jegenstorf 1500 Franken.
Nicht genau beziffern können die drei Gemeinden, wie viele Arbeitsstunden das Verwaltungspersonal in das Aktualisieren der Websites investiert. «Viel ist es aber nicht», sagt Ittigens Gemeindeschreiberin Annamarie Dick. Sie schätzt den Aufwand alles in allem auf «vielleicht fünf Stellenprozent».