Worb - Wo sich die Bevölkerung unsicher fühlt

Die Gemeinde erkundet das Sicherheitsempfinden der Bewohner. Auf Fragebogen und auf Rundgängen können sich die Worberinnen und Worber zu kritischen Punkten im öffentlichen Raum äussern.

Herbert Rentsch / Berner Zeitung BZ
Gefährliche Kreuzungen, dunkle Plätze, Strassen ohne Trottoir: Solche Stellen mit Gefahrenpotenzial sollen die Bewohner aller acht Ortschaften von Worb den Behörden melden. «Brennpunkte im öffentlichen Raum» heisst das Projekt, das der Gemeinderat letzten Herbst startete. Nun haben alle Haushalte eine Umfragekarte erhalten. Darauf wird nach dem Sicherheitsempfinden und nach unsicheren Orten gefragt. Zudem bieten die Behörden Rundgänge in Dorfteilen an, auf denen man sich kritisch äussern und Vorschläge machen kann.

Die Rundgänge in Worb-Ost, Rüfenacht sowie ein Anlass für die restlichen Aussenorte fanden bereits Anfang Februar statt. Vor der Gemeindeverwaltung beginnt der vierte Rundgang des Projekts. Diesmal geht es um Worbs Zentrum. Sieben Personen nehmen teil. Nur gerade zwei Männer aus der Bevölkerung sind dabei, die andern sind Behördenvertreter. «Ich hätte mit einer höheren Beteiligung gerechnet», sagt Gemeinderat Jürg Kaufmann, Departementschef Sicherheit und Leiter des Projekts.

Verkehr als Problem

Trotz der mageren Teilnehmerzahl kommen sogleich Brennpunkte zur Sprache. «Wenn meine Grosskinder nach dem Training bei Dunkelheit den Bahnhofplatz überqueren müssen, fühlen sie sich nicht wohl», sagt Ronald Flückiger (80). Er hole die Enkel dann jeweils ab. Nicht eine zu schwache Beleuchtung sei schuld, sondern eher die Leere. Oder samstags junge Leute, die mit Bierdosen herumsitzen. Flückiger findet, die Plätze in Worb seien generell zu leer. Ein paar Schritte weiter wird die Kreuzung beim Gasthof Löwen kritisch begutachtet. Auf der Enggisteinstrasse fehlt ein Fussgängerstreifen. Bei Beerdigungen überquerten ganze Gruppen von Trauergästen auf dem Weg zur Kirche die Kreuzung. Kurz darauf geht es um die enge Kurve der Enggisteinstrasse. «Wenn ich hier auf dem Trottoir stehe und ein 40-Tönner vorbeifährt, fühle ich mich nicht mehr wohl», sagt Urs Reichert (47). Kritik gibts auch zum Fussgängerstreifen beim oberen Kirchenareal. Er sei für Autofahrer zu spät sichtbar. Roland Frey, Leiter der Polizeiabteilung, schreibt die Punkte auf.

Die drei früheren «Brennpunkt»-Anlässe waren ebenfalls schwach besucht. Trotzdem wurden auch dort gefährliche Stellen genannt: Orte mit mangelnder Beleuchtung, Trottoirs, auf denen Jugendliche abends den Weg versperren, wild deponierter Kehricht, herumliegende Abfälle. «Es gab aber auch positive Rückmeldungen», sagt Roland Frey. Zum Beispiel erhielt der Robinsonspielplatz in Rüfenacht gute Noten. In den Aussendörfern wird die Sicherheit allgemein als gut wahrgenommen. Gelobt wurde zudem, dass die Schüler jetzt Warnwesten tragen.

Mehr Echo auf Umfrage

Die Gruppe auf dem Rundgang ist bei der Velo- und Fussgängerunterführung in der Zossmatte angekommen. Der Wellblechtunnel liegt fast im Dunkeln, doch die Lampen brennen nicht. Aus der Runde kommt der Vorschlag, Bewegungsmelder zu installieren. Urs Reichert weist mehrmals auf kritische Punkte hin. Was sagt er zum Rundgang? «Es ist gut, dass die Gemeinde ein solches Projekt lancierte. Ich bin nur ernüchtert, dass so wenige gekommen sind.» Besser ist die Beteiligung an der schriftlichen Umfrage. 160 Antworten sind bisher eingetroffen, die Frist läuft noch bis zum 16. März. Nächsten Dienstag findet der letzte Rundgang im Gebiet Worb-West statt. Die Beteiligung dürfte dort höher sein, denn etliche Anwohner sind über Massnahmen zur Verkehrsberuhigung im Sonnhaldequartier verärgert.

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Erstellt: 03.03.2012
Geändert: 03.03.2012
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