Worb - Wislepark im Elend: Wüste Zahlen, Szenario Konkurs, abwandernde Verwaltungsräte, aber Gnadenfrist des Parlaments

Das neue Worber Sport- und Freizeitzentrum Wislepark warf im Gemeindeparlament hohe Wellen und schuf ein eisiges Klima: Die Finanzlage ist äusserst angespannt, im Verwaltungsrat gibt es Absetzbewegungen und das Szenario "Konkurs" steht zur Debatte. Das Parlament gab eine Gnadenfrist: Es wies die Bauabrechnung sowie zwei beantragte Nachkredite an den Gemeinderat zurück mit der Auflage, bis Dezember einen Businessplan und klare Grundlagenzahlen vorzulegen.

Martin Christen, martinchristen@gmx.ch

Schon bevor die Bauabrechnung mit einer Kostenüberschreitung von 1,3 Millionen Franken und die beiden zusätzlichen Nachkredite von insgesamt 2,3 Millionen Franken zur Debatte standen, konfrontierte Gemeindepräsident und Wislepark-Verwaltungsratspräseident Niklaus Gfeller (EVP) das Parlament mit unerfreulichen Wislepark-Betriebszahlen.


Gfeller sprach von einer „angespannten Finanzlage“ der Wislepark AG. Bereits die unbefriedigende Jahresrechnung 2012 habe zu Entlassungen und hohen Belastungen geführt. Die Hochrechnung für das laufende Jahr zeige ein „beträchtliches Defizit“.

"Defizite höher als erwartet"

Die Defizite von Schwimmbad und Eisbahn seien wesentlich höher als erwartet. Der Bereich Fitness werfe als einziges Zusatzangebot „einen kleinen Deckungsbeitrag an die Betriebsrechnung“ ab. Der Gastro-Bereich wird laut Gfeller in diesem Jahr einen Ertrag von 950‘000 Franken erzielen, was für das erste volle Betriebsjahr  „ein angemessenes Ergebnis“ sei.

Die Planrechnung zeigt laut Gfeller, dass auch längerfristig die Werte nicht erreicht würden, die als Grundlage des Projektes verwendet worden seien: „Aufgrund dieser ungünstigen Situation zecihnet sich ab, dass mit einer Verdoppelung des Gemeindebeitrags gerechnet werden muss.“

Markus Lädrach scheidet aus

Gfeller sagte weiter, Trägerschaft und Betrieb müssten überdacht werden. Er bezeichnete seine Doppelrolle als Gemeindepräsident und Verwaltungsratspräsident als „problematisch“. Der zweite Gemeindevertreter im vierköpfigen Verwaltungsrat, Gemeinderat Markus Lädrach (FDP), sagte dem Internetportal BERN-OST, er habe demissioniert: „Ich erachte den Wislepark als Sanierungsfall und ein solcher Fall braucht Verwaltungsräte, die Zeit haben.“ Lädrach ist Chef der OLWO, des grössten Worber Arbeitsgebers.


Arbeitsgruppe soll es richten

Der Wislepark-Verwaltungsrat hat laut Gfeller eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die mindestens drei Szenarien erarbeiten soll: Die AG wird weitergeführt, die Liegenschaften werden in den Gemeindehaushalt zurückgeführt und die AG als reine Betriebs-AG weitergeführt, die Wislepark AG geht in Konkurs: „Dieses dritte Szenario soll natürlich mit allen Mitteln verhindert werden“, sagte Gfeller dem Parlament.


Bei der Beratung der Bauabrechnung mit der Kostenüberschreitung von 1,3 Millionen Franken und der zwei geforderten zusätzlichen Nachkredite von total 2,3 Millionen Franken war rasch klar: Das Parlament wird die Nachkredite nicht bewilligen. Gfeller sagte, die Nachkredite würden zumindest den Betrieb für das nächste Jahr sichern.

Die Grünliberale Partei GLP monierte: „Die Kosten ufern aus und es kann nicht sein, dass wir am gleichen Abend eine Steuererhöhung beschliessen und gleichzeitig die Hypothek einer AG übernehmen.“ Die BDP war gnädiger: „Wir schlucken zur Wislepark-Genesung die Pille.“ Die SVP forderte, die finanzielle Notbremse zu ziehen: „Der Konkurs ist aber nicht das Ziel, ein Businessplan muss her.“

Auch die SP kritisierte das Fehlen von Betriebszahlen und Businessplan: „Wenn dies dem Verwaltungsrat nicht möglich ist, muss der Verwaltungsrat neu aufgestellt werden.“ Die EVP sprach sich für die Nachkredite aus: „Eine Schliessung ist undenkbar, wir müssen den Betrieb unterstützen.“ Die FDP: „Wir müssen die richtigen Leute holen, wir wollen den Wislepark lieben!“

Businessplan - "oder etwas ähnliches"

Nach einer klärenden Sitzungspause stimmte das ganze Parlament dem von SVP-Präsident Martin Wälti vorgetragenen Antrag zu: Im Dezember wird das Geschäft neu vorgelegt. Er habe, sagte Wälti, vom Präsidenten die Zusicherung, dass bis dann ein Businessplan vorliege – „oder etwas ähnliches“.

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Erstellt: 14.10.2013
Geändert: 14.10.2013
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