Worb - Wie Worber besser mitreden können
Was sollen Politiker und Behörden besser machen, wenn sie die neue Worber Ortsplanung erarbeiten? An einem Informationsabend der SVP präsentierten zwei Fachpersonen neue Planungsinstrumente, welche die Einwohner miteinbeziehen.
Herbert Rentsch / Berner Zeitung BZ
Auf dem Computerbild: ein Quartier mit Wohnblöcken. Ein Klick auf der Fernbedienung und das gleiche Quartier ist mit grösseren Gebäuden und Hochhäusern bestückt. Noch ein Klick. Jetzt erscheint das gleiche Areal als idyllische Wohnlandschaft mit Gärten. Die drei Ansichten auf der Leinwand im Saal des Restaurants Sternen in Worb zeigen, was ein neuartiges Computermodell für Wohnraumplanung leistet: Je nach vorgegebenen Wünschen können unterschiedliche Siedlungsgebiete veranschaulicht werden.
Adrienne Grêt-Regamey, ETH-Professorin und Raumplanerin, steht für einmal nicht vor Studierenden. Sie stellt den rund 40 Zuhörern im Sternen-Saal ein nationales Forschungsmodell für Raumentwicklung vor. Dank neuen Ansätzen wird Siedlungs- und Landschaftsplanung damit anschaulich, und die Bevölkerung kann besser mitreden.
Adrienne Grêt-Regamey, ETH-Professorin und Raumplanerin, steht für einmal nicht vor Studierenden. Sie stellt den rund 40 Zuhörern im Sternen-Saal ein nationales Forschungsmodell für Raumentwicklung vor. Dank neuen Ansätzen wird Siedlungs- und Landschaftsplanung damit anschaulich, und die Bevölkerung kann besser mitreden.
In die Zukunft und zurück
Einer der Vorteile der Methode: Es kann eine mögliche Zukunft simuliert werden. Wenn dann ein Konsens besteht, wie eine Siedlung sich entwickeln soll, könne man zurückgehen und die dafür notwendigen Planungsvorgaben ausarbeiten, so die Professorin. Die Methode solle möglichst am Anfang eines Planungsprozesses angewendet werden, rät Grêt-Regamey. Optimal seien zwei bis drei Veranstaltungen für die Bevölkerung, an denen die Teilnehmer auf iPads
Planungsideen erarbeiten könnten.
Die Ausführungen von Adrienne Grêt-Regamey fielen im Sternen auf fruchtbaren Boden. Besonders, weil die Ortsplanungsrevision vor anderthalb Jahren an der Urne abgelehnt worden war, und jetzt eine neue Planung anläuft. «Könnte dieses Instrument nicht auch in Worb angewendet werden?», fragte Christian Bernhart, Moderator des von der SVP organisierten Abends.
Der für die Planung zuständige Gemeinderat Jürg Kaufmann (SP) sass im Publikum. Er zeigte sich nicht abgeneigt. Er habe dieses Planungsinstrument nicht gekannt. «Es ist aber sehr interessant, wir werden darüber diskutieren.» Die Bedenken, das computergestützte Modell sei für Worb zu teuer, zerstreute Grêt-Reganey: Es liesse sich im Rahmen eines Studienprojekts der ETH anwenden.
Dichter bauen
Über die Möglichkeiten des verdichteten Bauens referierte Daniel Blumer, Geograf und Soziologe an der Uni Bern. Er plädierte dafür, Siedlungen zu bauen, welche für die Bewohner identitätsstiftend seien. Besonderes Gewicht legte Blumer auf den gemeinnützigen Wohnungsbau, also Genossenschaften für den Bau, Betrieb und Unterhalt von Wohnraum. «In Genossenschaften wohnt man dichter», argumentierte Blumer.
Im Saal gab es zum Genossenschaftsbau einige kritische Stimmen. Es wurde befürchtet, Worb erhielte dadurch weniger gute Steuerzahler. Der Referent äusserte sich auch zur Mehrwertabschöpfung für umgezontes Land. «Die Abschöpfung ist ein wichtiges Planungsinstrument», so Blumer. «Die Gemeinde kann damit die Siedlungsentwicklung steuern.» Möglich sei, anstelle von Geld ein Stück Land einzufordern.