Worb - Wenn der Bus hält, wirds gefährlich

In Worb und Ittigen geben Bushaltestellen zu reden. Besonders ältere Leute haben Mühe, gefährliche Strassen zu überqueren oder entfernte Haltestellen zu erreichen. In Worb sucht der Kanton nun eine Lösung, in Ittigen wird eine Petition lanciert.

Herbert Rentsch, Berner Zeitung BZ
«Dort steige ich nie aus», sagt eine Anwohnerin der Blümisalpstrasse in Worb. Die 85-Jährige spricht von der Postautohaltestelle, die fast vor ihrem Haus liegt. Wer von Worb-Dorf herkommt und den Bus dort verlässt, muss die Richigenstrasse überqueren. Doch das ist leichter gesagt als getan. Einen Fussgängerstreifen gibt es nicht. Oft kann die Kantonsstrasse nur mit hoher Aufmerksamkeit und zügig überquert werden, weil die weite Kurve unübersichtlich ist und immer wieder Autos auftauchen.

Seit Jahren ist die Haltestelle auf der Kantonsstrasse in der Kritik. In einem Vorstoss von 2010 ortete die FDP ein Sicherheitsproblem und machte sich für einen Fussgängerstreifen stark. Der Kanton beantwortete diesbezügliche Abklärungen negativ: Die Frequenz der Strassenüberquerungen rechtfertige den Bau eines Fussgängerstreifens nicht, lautete die Antwort.

Senioren steigen früher aus

Das Quartier Blümisalpstrasse ist stark überaltert. Wenn Senioren heute mit dem Bus von Worb kommen, steigen die meisten eine Haltestelle vorher aus, weil es dort einen Streifen mit Mittelinsel gibt. Dann müssen sie aber einige Hundert Meter gehen, bis sie zu Hause sind – mit einem Rollator oder an Stöcken kann dies mühsam sein. An der Haltestelle Blümisalpstrasse verlassen auch Jüngere das Postauto, weil ein Weg zur modernen Überbauung Lindhalde führt. «Es darf doch nicht sein, dass es eine offizielle Haltestelle gibt ohne sicheren Übergang», kritisiert eine Frau, die vom Bus kommt. Es gebe immer wieder heikle Momente beim Überqueren der Strasse.

Kanton will handeln

«Die Situation ist nicht optimal», sagt Ueli Weber, Kreisoberingenieur Bern-Mittelland. Es gebe aber viele solche Haltestellen im Kanton. «Oft nimmt man solche Bedingungen in Kauf und realisiert lieber eine Haltestelle.» Jetzt scheint sich aber eine Lösung abzuzeichnen. Denn dort, wo das Postauto hält, stehen die Gebäude des kantonalen Werkhofs. Dieser Standort wird bald aufgehoben, weil der Kanton drei Werkhöfe in Münsingen zentralisiert. Im Zuge der Umgestaltung des Areals sei man im Gespräch mit der Gemeinde Worb, sagt Ueli Weber. «Wir möchten ein Projekt auf die Beine stellen, um ein geschützteres Queren der Strasse zu ermöglichen.» Er denkt an eine Querungshilfe in Form einer Mittelinsel ohne Fussgängerstreifen. Wann dies realisiert werden soll, kann Weber noch nicht sagen.

Hunderte Unterschriften fürs Verlegen der Haltestelle

Ein Bewohner des Altersheims Aespliz in Ittigen setzt sich mit einer Petition dafür ein, dass der Bus näher beim Altersheim hält. Er hat bereits Hunderte Unterschriften gesammelt.

«Ein ‹Halt auf Verlangen› würde uns sehr weiterhelfen», sagt Rudolf Schärer, der im Alters- und Pflegeheim Aespliz in Ittigen wohnt. Seit er gehbehindert ist, kennt er die Strapazen und Unsicherheiten, denen sich ältere Menschen aussetzen müssen, um die Bushaltestelle «Aespliz» zu erreichen. Denn obwohl diese wie das Altersheim heisst, ist sie mehrere Hundert Meter davon entfernt. «Wir sind oft schon erschöpft, wenn wir die Haltestelle erreichen. Wäre sie näher, hätten wir mehr Lebensqualität.» Dass er mit seinem Anliegen nicht allein ist, zeigen die vielen Hundert Unterschriften, die er innerhalb von nur drei Wochen gesammelt hat. Aufgrund seiner Gehbehinderung tut er dies meist vor Ort im Aespliz: «Alle Besucher, denen ich die Situation erkläre, sind sofort überzeugt.»

Linien- oder Ortsbus?

Auch Heinz Maurer, Leiter des Alters- und Pflegeheims Aespliz, würde ein Verschieben der Haltestelle begrüssen – oder zumindest einen Halt auf Verlangen. Maurer erwähnt, dass der Aespliz-Stiftungsrat schon vor Jahren Eingaben beim Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) getätigt habe – bisher aber erfolglos. «Es ist uns bewusst, dass die Haltestelle eventuell nicht durch die Linie 40 abgedeckt werden kann. Vielleicht wäre es aber möglich, den Ortsbus der Linie 43 einzubeziehen.» Eine nähere Haltestelle oder ein Halt auf Verlangen käme wegen der Sicherheit auch der Gemeindeverwaltung zugute sowie dem Kirchlichen Zentrum und der Schule, so Maurer. Fakt ist: In der entgegengesetzten Fahrtrichtung – von der Papiermühle Richtung Wankdorf – entstand nach der Eröffnung des Swisscom-Businessparks auf jeder Strassenseite je eine neue Haltestelle. Sonja L. Bauer

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Erstellt: 20.03.2015
Geändert: 20.03.2015
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