Worb - Vor historischem Spatenstich: "Unsere andere Sicht der Dinge"

Am 6. Februar fahren die Bagger auf: Der Weg ist frei für die beiden Worber Jahrhundertprojekte Verkehrssanierung und Hochwasserschutz. Im medialen und politischen Schatten der Hirsbrunner-Beschwerden fanden ungezählte Landverhandlungen statt. Ein Blick hinter die Kulissen.

Martin Christen, martinchristen@gmx.ch
Die beiden Worber Grossprojekte Verkehrssanierung und Hochwasserschutz beanspruchen zusammengezählt eine Landfläche von rund 84‘000 Quadratmetern. Das entspricht der Fläche von rund 12 Fussballfeldern. Das 60-Millionen-Franken-Projekt Verkehrssanierung beansprucht 34‘000 Quadratmeter, das 17-Millionen-Franken-Projekt Hochwasserschutz mit dem neuen Worblelauf rund 50‘000 Quadratmeter.
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Betroffen vom Landverlust sind Dutzende von Landbesitzern zwischen Richigen und Worbboden, vor allem Landwirte. Weit über die Gemeindegrenzen hinaus Schlagzeilen gemacht hat der Fall der Wisleboden-Familie Hirsbrunner, die sowohl von der Umfahrungsstrasse als auch vom neuen Worblelauf betroffen ist.
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Im politischen und medialen Schatten standen die anderen Landbesitzer, die in den letzten Jahren mit den Kantons- und Gemeindebehörden intensive Verhandlungen geführt haben. Die zwei von den beiden Grossprojekten am stärksten betroffenen Landbesitzer sind Beat Moser und Fritz Läderach.
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Beat Moser wohnt mit seiner Familie in dritter Generation im grossen Bauernhaus an der Richigenstrasse und führt seinen Landwirtschaftsbetrieb zusammen mit Fritz Läderach, dem Wannhalde-Landwirt unterhalb des Schulzentrums Worbboden. Fritz Läderach, der ausschliesslich von der Landwirtschaft lebt, ist im Bereich Worbboden ein zweites Mal von den Folgen des Hochwasserschutzes betroffen. Beat Moser und Fritz Läderach haben in den Tagen vor Weihnachten die ersten Landabtretungsverträge definitiv unterzeichnet.
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Nach dem Rückzug der Hirsbrunner-Beschwerde und dem damit verbundenen Polit-Kritik-Hagel, der auf die Kantons- und Gemeindebehörden niederging, sagt Beat Moser: „Wir haben eine etwas andere Sicht der Dinge.“ Und: „Die positiven Verhandlungsergebnisse mit den übrigen Landbesitzern gingen vergessen.“
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Das neue, rund 15 Meter breite Gerinne – Gewässer und Böschung - der Worble wird Mosers und Läderachs Land zwischen Trimstein- und Bernstrasse quer über die Bächumatt auf einer Länge von mehreren hundert Metern zerschneiden. Mit den beidseitigen Pufferstreifen, welche extensiv genutzt werden, ist der Streifen 21 Meter breit. Beat Moser sagt: „Das Hochwasserschutzprojekt beansprucht sehr viel wertvolles Kulturland und bringt uns einen massiven Einschnitt, ja es dürfte sogar zum Verschwinden des Bächumatt-Landwirtschaftsbetriebes führen, aber im Interesse der Gemeinschaft ist unsere Grundhaltung kooperativ.“
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Wenige Tage nach Unterzeichnung der Verträge stellt Beat Moser fest: „Die zahlreichen Verhandlungen waren hart, aber fair. Die federführenden Verhandlungspartner, Gemeindepräsident Niklaus Gfeller, Tiefbauleiter Stephan Hauri sowie Projektleiter Adrian Gygli, haben mit uns offen und kompetent verhandelt.“
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Beat Moser hat „absolut Verständnis“ für Hirsbrunners Kampf und „nimmt Kenntnis von der doch noch gefundenen Lösung“. Aber: „Es ist mir ein Anliegen, dass die Öffentlichkeit Kenntnis erhält von einer etwas anderen Sicht der Dinge, nicht alles ist schief gelaufen. Nach den verbalen politischen Attacken ist es nun an der Zeit, gemässigtere Töne anzuschlagen und die Diskussionen auf der Sachebene weiter zu führen.“

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Erstellt: 15.01.2012
Geändert: 15.01.2012
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