Worb - Schlägt bald die letzte Stunde?

Am Montag behandelt das Parlament die Initiative «Sperlisacher bleibt». Der Gemeinderat lehnt die Forderung ab, jährlich 100 000 Franken ans kirchliche Zentrum in Rüfenacht zu bezahlen. Die SP will nun einen Gegenvorschlag zur Initiative präsentieren.

Herbert Rentsch, Berner Zeitung BZ

Die Initiative «Sperlisacher bleibt» verlangt, dass die Gemeinde Worb jährlich 100 000 Franken an die Kosten des kirchlichen Zentrums in Rüfenacht bezahlt. Das Begehren ist eine Reaktion von Rüfenachtern auf den Vorschlag des Kirchgemeinderates, den Sperlisacher aus Kostengründen abzubrechen und dort Wohnungen zu bauen. Am Montag ist die Initiative Thema im Parlament. In seiner Abstimmungsbotschaft lehnt der Gemeinderat die Forderung der Initianten ab. Es sei nicht Aufgabe der Gemeinde, in Rüfenacht unter anderem einen Saal für dreihundert Personen mit Grossküche zu unterstützen. Sind die Parlamentarier gleicher Meinung, kommt die Initiative an die Urne. Bei einem Ja würde das Geld an die reformierte Kirchgemeinde fliessen, denn der Betrag fällt in die Kompetenz des Grossen Gemeinderates.

Zu gross, zu teuer

Der Sperlisacher ist das grosse Sorgenkind der Kirchgemeinde. Vor ziemlich genau 32 Jahren wurde der Gebäudekomplex mit Glockenturm eingeweiht, nun ist das Zentrum in die Jahre gekommen. Und es hat sich gezeigt: Der Sperlisacher ist zu gross und wird zu 74 Prozent für Anlässe von Privaten und Vereinen genutzt. Der Saal für dreihundert Personen dient nur acht Organisationen für Veranstaltungen. Der Sperlisacher kostet die Kirchgemeinden für Betrieb und Unterhalt jährlich 250 000 Franken. Zudem stehen Sanierungen an, die rund 2 Millionen Franken verschlingen würden. «Das können wir mittel- und langfristig nicht verkraften», sagt Theo Schmid, Liegenschaftsverwalter der Kirchgemeinde Worb. Der Kirchgemeinderat hat darum drei Szenarien für die Zukunft der Rüfenachter Kirchenräume erarbeitet:

Status quo: Der Sperlisacher bleibt weiter bestehen. Befürchtet werden hohe Kosten, welche die Kirchgemeinde nicht verkraften könne. «Auch mit einem Betriebsbeitrag von 100 000 Franken wären unsere Probleme nicht gelöst», sagt Schmid.

Redimensionierung: Anstelle des Sperlisachers entsteht eine Wohnüberbauung inklusive kirchlicher Räume, darunter ein Saal für hundert Personen. Diese sind auch der Öffentlichkeit zugänglich. Der Verkauf der Parzelle ermöglicht der Kirchgemeinde, ihre Neuinvestitionen zu finanzieren.

Sonne-Areal: In die geplante Überbauung auf dem Sonne-Areal in Rüfenacht werden kirchliche Räume integriert, welche die Kirchgemeinde im Stockwerkeigentum kauft. Das Kirchgemeindehaus Sperlisacher weicht bei diesem Szenario ebenfalls einer Wohnüberbauung. Den Entscheid zugunsten eines der Szenarien fällt die Kirchgemeindeversammlung. Doch zuvor muss Klarheit zur Initiative herrschen. Kommt sie an die Urne, ist der Abstimmungstermin am 8. März. Beim Szenario mit Räumen auf dem Sonne-Areal muss der Entscheid über die Teilrevision der Ortsplanung abgewartet werden.

SP lanciert Gegenvorschlag

Die Initiative «Sperlisacher bleibt» wird nicht nur von der Kirchgemeinde als ungenügend taxiert, auch politisch ist sie umstritten. Deshalb will die SP einen Gegenvorschlag einreichen – eine Art Kompromissvorschlag. Die Partei hat das Thema am Montagabend diskutiert, will aber die Katze nicht aus dem Sack lassen. «Wir haben Stillschweigen vereinbart, weil die andern Parteien noch nicht informiert sind», sagt Fraktionspräsidentin Anneke Ramseier. Theo Schmid von der Kirchgemeinde kennt den Gegenvorschlag bereits. «Für mich ist es ein guter Ansatz», sagt er dazu. Der Vorschlag könne zu einer Lösung führen, «die für alle tragbar ist».

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Erstellt: 08.10.2014
Geändert: 08.10.2014
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