Worb - Schiff ahoi: Kurt Moser segelt davon

Vor 13 Jahren hat der Worber Kurt Moser in seinem Garten mit dem Bau eines Segelschiffs begonnen, nun ist er mit der Arbeit fertig. Gestern hat er Worb verlassen, im Dezember sticht er in See.

Kurt Moser, 47-jährig, Klärwärter in der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Bern, ist startklar. Gestern hat sein Schiff die Werft vor dem alten Gehöft im Worblental verlassen und ist nun, auf einem Tiefgänger einer Spezialtransportfirma, unterwegs nach Marseille. Dort beginnt für Moser die grosse Reise. Anfang Dezember will er in See stechen und sich damit einen grossen Traum erfüllen.

Vor 13 Jahren begann er, im Garten vor seinem alleinstehenden Haus an der Bodengasse sein eigenes Segelschiff zu bauen. Nun ist es vollendet, steht in voller Grösse und Schönheit da: Ein auf den Inuit-Namen «Nanouk», Eisbär, getaufter, meerwasserblauer «Snup Twinkieler mit Mittelcockpit», wie er sagt, 14 Meter lang, 3 Meter breit, mit einem fast 17 Meter hohen Mast. Am Wochenende sei noch die Decke im Salon angemalt worden, in Marseille müsse dann eigentlich nur noch das Deck frisch gestrichen werden. Sonst sei, von Details abgesehen, alles bereit.

2500 Arbeitsstunden

«Wenn ich das nun sehe», sagt er, «ist das für mich eine riesige Befriedigung und Bestätigung. Denn dieses Schiff habe ich von Grund auf selber gebaut – bis ins letzte Detail, bis zum letzten zurechtgeschnittenen Aluminiumteilchen. Klar, dass der Motor und gewisse Komponenten dazugekauft sind, doch das Boot selber ist meine Handarbeit und trägt meine Handschrift.»

Mit dem Bau begann Moser 1996, doch nach der Fertigung des Rohbaus kam das Projekt fast sieben Jahre lang ins Stocken. «Einige spotteten damals, das seltsame Schiff in diesem Garten sei ja von Unkraut und Moos überwuchert und dürfe wohl nicht mehr entfernt werden, weil es schon bald unter Ortsbildschutz stehe», lacht er. Doch in den letzten Jahren sei er intensiv wieder an die Arbeit gegangen. Insgesamt rund 2500 Stunden habe er aufgewendet. Nach den letzten Detailarbeiten in Marseille gehe es dann endlich los. «Zuerst Richtung Gibraltar», sagt er, «dann nach Gran Canaria. Dort möchte ich Weihnachten und Neujahr verbringen. Im Februar werde ich nach Bern zurückkommen müssen – an die Arbeit. Und in den Wintermonaten 2010 soll die Reise Richtung Südamerika gehen, und im Winter 2011/12 nach Neuseeland.» Um seinen Traum zu erfüllen, hat Moser seit Jahren die Ferien zusammengespart, und nun reduziert er sein Arbeitspensum. «Ich habe das seit langer Zeit so geplant», sagt er, «nun kommt mir der Arbeitgeber auch entgegen.»

«Nun werde ich beneidet»

Mit seinem eigenen Schiff davonzusegeln: Davon hat er lange geträumt. «Das Spiel mit Wasser und Wind – das ist es, was mich reizt», sagt er, «es ist die natürlichste Art, sich fortzubewegen.» Vorerst hoffe er aber, der Transport ans Meer klappe und das Schiff werde dann auch «sauber im Wasser liegen».

Bevor Klärmeister Moser als Seemann starten kann, hat er mit der Fertigstellung von «Nanouk» das wichtigste Zwischenziel aber bereits erreicht – nachdem viele daran gezweifelt hätten, wie er nun schmunzelnd, aber stolz bemerkt: «Zuerst bin ich bewundert worden. Dann hat man mich belächelt. Und nun werde ich beneidet.»

Walter Däpp, "Der Bund"

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Erstellt: 24.11.2009
Geändert: 24.11.2009
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