Worb - Russischer Termin-Salat um Hockeymatch

SKA St. Petersburg gegen Barys Astana: Im Wislepark steigt am Dienstag ein grosses Eishockeyspiel. Organisiert wird es vom kleinen SC Ursellen – und dieser hat plötzlich ein Problem.

Markus Zahno, Berner Zeitung BZ
In der Worber Eishalle sind zwei Dutzend Hockeyspieler am Trainieren. Sie laufen, passen, schiessen. Vorne auf ihren Leibchen prangt ein grosser, roter Stern – das Logo des SKA St. Petersburg. Das russische Team aus der Kontinental Hockey League (KHL) weilt derzeit im Trainingslager in Worb. Als Höhepunkt steht am kommenden Dienstag ein Testspiel gegen die kasachische KHL-Mannschaft Barys Astana auf dem Programm, die in Sursee trainiert. Spielbeginn: 19.45 Uhr. So steht es auf dem Plakat, das Markus Alder und Andreas Liechti in die Kamera des Zeitungsfotografen halten.
 
Alder ist Sportchef und Liechti Präsident des Sportclubs Ursellen, des Viertligavereins aus der Gemeinde Konolfingen, der das Spiel organisiert. Der Kontakt zu Astana und St. Petersburg lief über einen internationalen Spielvermittler. «Für alle Beteiligten war stets klar, dass das Spiel um 19.45 Uhr beginnt», sagt Alder. Bis kürzlich die Meldung aus St. Petersburg kam: Man werde um 17 Uhr spielen. Punkt.
 
Kowaltschuk Superstar
 
Nach einem nervenaufreibenden Hin und Her stand die Anspielzeit gestern bei Redaktionsschluss noch nicht definitiv fest. Falls aber tatsächlich bereits nachmittags gespielt werden müsste, hätte der SC Ursellen ein Problem. «Wie sollen wir um diese Zeit 40 Helfer zusammenbringen?», fragt Alder, der das OK leitet. Auch die Schiedsrichter seien auf 19.45 Uhr bestellt. Vor allem aber kämen um 17 Uhr wohl nur wenige Zuschauer. In diesem Fall müsste der SC Ursellen mit einem Defizit rechnen. Falls die 900-plätzige Eishalle dagegen gut besetzt ist, winkt ein Gewinn – so wie letztes Jahr. Damals weilte das russische Team Avangard Omsk in Worb im Trainingslager und spielte vor vollem Haus gegen Davos. «Ein super Ereignis» sei das für den SC Ursellen gewesen, sagt Präsident Liechti, der das letztjährige Spiel dank Kontakten zu Davos-Trainer Arno Del Curto ermöglichte. Doch was ist heuer? Was wäre mit all jenen Zuschauern, die im Vorverkauf für 19.45 Uhr ein Ticket gekauft haben und um 17 Uhr nicht kommen könnten? «Ich mag gar nicht daran denken», antwortet Markus Alder.
 

«Wir fühlen uns  sehr wohl in Worb», sagt Jukka Jalonen, der finnische Trainer von SKA St. Petersburg. Alder und Liechti geben die Blumen zurück: Spieler und Trainer zeigten keine Starallüren, obschon das Team aus hochdotierten Stars wie Ilja Kowaltschuk, Maxim Afinogenov oder Patrick Thoresen bestehe. «Sie sind am Gschtürm um die Anspielzeit unschuldig. Das ist ein Entscheid des Managements.»


Es gibt noch Hoffnung
 

Ilja Kowaltschuk, der in Worb noch nicht dabei ist, verdient in 4 Jahren 60 Millionen Dollar. Der SC Ursellen wäre schon froh, wenn er  als Lohn für die Hunderten Organisations- und Arbeitsstunden für das Testspiel zwei, drei Tausend Franken Gewinn machen würde. Noch haben Markus Alder und Andreas Liechti nicht aufgegeben. Sie wollen dem Management von St. Petersburg die Sache nochmals erklären – und hoffen, dass am Dienstag doch noch erst um 19.45 Uhr gespielt wird.


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Erstellt: 26.07.2013
Geändert: 26.07.2013
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