Worb - Mit mobiler Solardisco das Partyvolk für Energiewende gewinnen
Mit einem Fahrradanhänger, zwei Solarzellen und frischen Elektrobeats wollen acht junge Worber dem Partyvolk die Energiewende schmackhaft machen.
Das «Solmobil» ist gelb wie eine Zitrone und gleicht in der Form einem gewöhnlichen Marktstand. Schon bei oberflächlicher Betrachtung fällt aber das glänzende Dach auf. Es besteht aus zwei flachen Solarzellen, die von Stangen getragen werden. Auf der Theke befindet sich ein Mischpult, ein Wust aus Kabeln quillt über den Thekenrand. Das Solmobil ist eine mobile, solarbetriebene Disco - womöglich die erste ihrer Art.
Das Solmobil ist die Schöpfung der «Solmusic»-Crew. Die Crew besteht aus sechs Männern und zwei Frauen, von denen die meisten aus Worb stammen - alle zwischen 18 und 21 Jahre alt.
Einer von ihnen ist Samuel Büchel. Der junge Mann mit dunklen Haaren, farbiger Sonnenbrille und ansteckendem Lächeln erzählt, wie er im vergangen Sommer auf dem Schrottplatz in Krattigen über einen verrosteten alten Anhänger stolperte. Ein Kaminfeger hatte diesen dort zurückgelassen. Der ausgebildete Pfleger, der mit Freunden unter dem Label Loco Locations des Öfteren Partys im Freien organisiert, findet Gefallen an dem ausrangierten Teil - ihm schwant eine mobile Disco vor.
Beats brauchen Wechselstrom
Die Idee begeistert auch Samuels Umfeld. Und sie reift: «Wieso nicht Solarzellen statt eines Benzingenerators», habe man sich bald gesagt, erzählt Samuel Büchel. «Die Umwelt ist uns allen ein Anliegen», bekräftigt Luca Fuchs, einer von Büchels Teamkollegen. Ein Besuch der Solarmesse schafft Klarheit über die technischen Fragen. Solarzellen liefern auch für eine leistungsfähige Musikanlage ausreichend Strom. Allerdings sind zusätzlich ein Wechselrichter und ein Akku nötig. «Solarzellen liefern Gleichstrom, benötigt wird aber Wechselstrom», erläutert Luca. So ausgerüstet funktioniert die Anlage auch «relativ lange», ohne dass die Sonne scheint.
Diese Anschaffungen übersteigen die Finanzen der jungen Worber - Sponsoren müssen gefunden werden. «Dass wir zum Partymachen alleine keine Sponsoren finden würden, war uns schnell klar», sagt Luca Fuchs trocken. Die Truppe braucht etwas, das sie den Leuten verkaufen kann. Die zündende Idee kommt im Herbst 2011. Sie trägt den klingenden Namen «Tour du Soleil»: eine dreiwöchige Tournee durch die Schweiz, bei der mit dem Solmobil Partys geschmissen und zugleich für Solarenergie geworben werden soll. Fortbewegen wollen sich die Worber mit Fahrrädern, ein E-Bike soll das Solmobil ziehen. Ihre Erfindung konnte die Crew bereits am Anlass «Menschenstrom gegen Atom» testen: Als auf der Bühne in Gümmenen, wo die AKW-Gegner sich zum Marsch nach Mühleberg einfanden, der letzte Protestler seine Gitarre weglegt hatte, kam das Solmobil zum Zug.
Die kreative Seite der Solarenergie
Auf der geplanten Tour du Soleil will die Truppe nicht nur zum Tanzen anregen, sondern auch zum Nachdenken. «Wir wollen den Leuten die spannenden, kreativen Seiten der Solarenergie näherbringen.» Man spürt, dass sich die jungen Leute mit der Thematik ernsthaft auseinandergesetzt haben. «Wir haben in der Schweiz viel Nachholbedarf», sagt Luca Fuchs. «Deutschland ist in der Solarenergie viel weiter.»
Diese Botschaft wollen sie nun vor allem unter die Jugendlichen bringen. Das knallgelbe Solmobil ist das richtige Instrument dafür, wie Luca Fuchs sagt: «An einer Party kannst du die Leute leicht abholen. Sie kommen, um Musik zu hören und nehmen die Botschaft mit.» Inzwischen seien auch die wichtigsten Sponsoren aufgesprungen. Die Solarzellen und die Technik werde von einem Solarcenter zur Verfügung gestellt, auch ein E-Bike habe man zugesichert erhalten.