Worb - Mit der Panzerkolonne mitten durch den Stossverkehr

Ausgerechnet dann, wenn ohnehin schon zu viele Pendler unterwegs sind, verstopft die Armee das Nadelöhr: Gestern sorgten Panzer für Chaos in Worb, es kam gar zu Blechschaden.

Stephan Künzi/Berner Zeitung BZ
So weit wie gestern hatte sich der morgendliche Stossverkehr am Migros-Kreisel in Worb seit Tagen nicht mehr zurückgestaut. Die Autos standen auf einer Länge von drei Kilometern, die Kolonne reichte bis ins Dorf Richigen. Eine halbe Stunde lang mussten sich die Pendler gedulden, bis sie das Chaos endlich hinter sich hatten. Viele kamen zu spät zur Arbeit.

Während einige der Wartenden spontan dachten, dass es irgendwo weiter vorne wohl einen Unfall gegeben haben musste, wusste er mehr: BZ-Leser Heinz Strub fuhr im Auto von Enggistein her auf den Migros-Kreisel zu und wurde mitten in Worb zur Seite gewinkt. Eine Kolonne mit nicht weniger als zwanzig Panzern kam ihm entgegen, bis zu vier Meter breite Ungetüme auf Raupen, die kaum Gegenverkehr zuliessen. Daher stockte der Verkehr auch aus dieser Richtung – genauso wie auch auf den Strassen von Rubigen und Rüfenacht her, die ebenfalls auf den Kreisel zulaufen. Strub entlockte dies mehr als ein Kopfschütteln. «Wieso muss die Armee ihre Panzer ausgerechnet morgens um halb acht Uhr verschieben?», fragte er gestern hörbar ungehalten am Telefon. Es sei doch sattsam bekannt, dass Worb gerade um diese Zeit auch ohne solche Verkehrshindernisse ein Nadelöhr sei.

Geplant war es nicht so. Das zumindest versichert Heersprecherin Kirsten Ammerich. Eine Rekrutenschule sei mit den Panzern morgens früh in Thun gestartet und teils über die Autobahn, teils über die Landstrasse nach Rubigen gerollt. Dort hätten sich die Fahrzeuge für die Weiterfahrt nach Worb vereinigt – «sie haben unterwegs eine Verspätung eingefahren».

In Worb beobachtete BZ-Leser Strub weiter, wie beim Kreuzungsmanöver ein Auto von einem Panzer touchiert wurde. Heersprecherin Ammerich bestätigt dies, «ein ziviles Fahrzeug wurde gestreift». Über den Schaden könne sie noch keine detaillierten Angaben machen, auch der Hergang müsse zuerst noch genau abgeklärt werden. Für den Moment nur so viel: Der Schaden sei mit der Militärpolizei «direkt geregelt worden». «Panzerverschiebungen», erklärt Kirsten Ammerich weiter, «finden recht häufig statt, und sie gehen in der Regel reibungslos über die Bühne.» Auflagen gebe es keine, theoretisch dürfe Tag und Nacht gefahren werden. «Die betroffenen Tiefbauämter und Gemeinden werden von uns aber vorgängig informiert.» Das passiert nicht ohne Grund, wie beim Kanton auf Nachfrage zu erfahren ist. Die Armee will so verhindern, dass die Panzer unvermittelt vor einer grösseren Baustelle stehen und nicht mehr weiterkommen.

Die Bewilligungen für die Fahrten auf dem öffentlichen Strassennetz werden übrigens nicht von einer zivilen Stelle ausgestellt. Sondern vom Büro für Panzerverschiebungen, einer militärinternen Instanz.

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Erstellt: 24.05.2012
Geändert: 24.05.2012
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