Worb - Mehr Frauen in der Politik: Parteien kritisierten den Gemeinderat
Abfuhr für den Worber Gemeinderat: Die drei grössten Parteien sind nicht bereit, in der vorgeschlagenen Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Vertretung der Frauen in der Politik mitzumachen.
Im November schrieb der Gemeinderat den Parteien: „Der Anteil der Frauen im Grossen Gemeinderat beträgt 32.5%, im Gemeinderat 0% und in den Kommissionen 24.3%. Der Gemeinderat ist der Meinung, dass ein höherer Anteil an Frauen in allen kommunalen Behörden wünschenswert wäre.“
Der Gemeinderat schlug vor, Frauen für eine Arbeitsgruppe zu suchen: „Aufgabe dieser Arbeitsgruppe sollte es sein zu überlegen, wie man interessierte Frauen über die lokale Politik informieren und zu einer Kandidatur für einen Sitz in einer Gemeindebehörde motivieren kann. Der Gemeinderat ist bereit, die Arbeitsgruppe sowohl administrativ als bei Bedarf auch finanziell zu unterstützen.“
Nun haben die drei grossen Parteien dem Gemeinderat geantwortet. Alle drei Parteien verzichten darauf, Frauen in die Arbeitsgruppe zu delegieren – mit verschiedenen Begründungen.
SP: "Wenig glaubwürdig"
Die SP schreibt, sie setze konsequent auf geschlechter- und generationengemischte Teams und verweist auf die SP-Frauenanteile: „SP-Vorstand 50 %, SP-Fraktion im Parlament 60 %, SP-Kommissionssitze 60 %.“ Die SP Worb begrüsse grundsätzlich die Initiative des Gemeinderats, „auch wenn die insbesondere im Regionaljournal durch den Gemeindepräsidenten kommunizierten Motive und Massnahmen wenig glaubwürdig wirken.“
Die SP kritisiert auch, dass das kantonale Gleichstellungsbrüro nicht beigezogen worden sei, dass die Gemeindeverwaltung punkto Frauenförderung nicht gerade ein Vorbild sei („Top-Kader 0,0 %“), und dass es an der Motivation zur politischen Mitwirkung fehle.
FDP: "Über Äusserung irritiert"
Die FDP schreibt, sie teile die Auffassung des Gemeinderates, wonach ein höherer Frauenanteil in den kommunalen Behörden wünschenswert sei. Aber: “Die FDP bedauert, dass der Gemeinderat nicht in der Lage ist, aufzuzeigen, wie Bürgerinnen und Bürger für die Mitarbeit in der lokalen Politik gewonnen werden können.”
Die Worber FDP vertrete die Auffassung, dass eine Gleichstellungspolitik beide Geschlechter mit einbeziehen müsse. Die Partei setze sich dafür ein, dass sich Frauen und Männer in gemischten Teams gleichermassen gerne und erfolgreich für unsere Gemeinde engagieren. Nicht nur Frauen, sondern auch der Nachwuchs müsse gefördert werden.
Die FDP halt fest: “Die im Radio geäusserte Forderung, dass im Worber Gemeinderat in Zukunft drei Frauen politisieren sollen, impliziert, dass bisherige Gemeinderäte abgewählt werden sollen. Über diese Äusserung des Gemeindepräsidenten ist die FDP irritiert.”
SVP: "Befremdet"
Die SVP schreibt, sie teile die die Meinung des Gemeinderates, dass der Frauenanteil in allen politischen Gremien gesteigert werden solle. Dies dürfe aber keinesfalls durch finanzielle Einschüsse der öffentlichen Hand geschehen, sondern nur durch Motivation und Überzeugungsarbeit in den Parteigremien.
Die SVP schreibt: „Mit Befremden stellen wir fest, dass gerade der Gemeinderat den Anstoss zu dieser Thematik auslöst. Es macht geradezu den Anschein, als hätten wir in Worb im Moment keine grösseren Probleme zu bewältigen.“ Nach Meinung der SVP „muss diese Thematik vorwiegend den Parteien überlassen werden“.