Worb - Marionetten mit Stil und Charakter

Seit 40 Jahren führt Hanspeter Bleisch sein Puppentheater. Heute Abend und morgen Nachmittag gastiert der Marionettenspieler im Kirchgemeindehaus in Worb. «Die Zitronenprinzessin» ist ein Märchen für Jung und Alt.

Sonja Bauer, Berner Zeitung BZ
Unter Kennern ist der charismatische Hanspeter Bleisch ein Begriff. Nicht nur, weil der Puppenspieler aus dem zürcherischen Henggart so herzlich auftritt, seine Marionetten über Charakter und Klasse verfügen, sondern auch, weil Bleisch als Experimentator seiner Zunft gilt. So hat er einst als Erster mit 30 Mitspielern ein Stück aufgeführt, was zuvor als unmöglich galt. Bleisch ist mit seiner Puppenbühne seit 40 Jahren unterwegs.

Mit sichtbarem Oberkörper

Ein weiteres Experiment von Bleisch war die symphonische Musikbegleitung: «Man muss sich das mal vorstellen. Eine so kleine Bühne und so grosse Musik», sagte er gegenüber dem «Bülacher Tagblatt». Schliesslich brachte er seine Stücke gar in einer Kirche zur Aufführung. Dies gab ihm den Anstoss, «sich in Zukunft nicht mehr hinter einer übergrossen Wand zu verstecken». Wenn Bleisch spielt, ist sein Oberkörper zu sehen.

«Daran muss der Zuschauer sich erst gewöhnen», sagt Fritz Marti, Initiator der zwei Aufführungen in Worb. «Sobald dies aber geschehen ist, staunt man über die Einheit von Puppen und Spieler. Bleisch spielt mit Leib und Seele.» Marti, der Bleisch seit Jahren kennt und schätzt, engagierte den Puppenspieler im Namen des Verein VSESE (Verein Senioren für Senioren). Bleisch sei ein Pionier seines Fachs, der dazu beigetragen habe, dass das Puppenspiel als Kunstform etabliert wurde.

Raumfüllendes Erlebnis

Bereits Bleischs Vater beschäftigte sich mit der Herstellung von Marionetten. So kam es, dass der Sohn seine Mitschüler mit dem Puppenspiel unterhielt. Obwohl Hanspeter Bleisch zuerst Hochbauzeichner lernte und im Beruf glücklich war, fehlte ihm, wie er sagt, «der künstlerische Ausdruck». Er wechselte den Beruf. «Selbst wenn Bleisch allein spielt, ist der Raum ausgefüllt», sagt Marti. «Bleisch ist Synonym für 100-prozentiges Engagement.» Bewundernswert sei ausserdem Bleischs sprachliche Fähigkeit. «Seine Figuren sind auf die elementaren Formen reduziert. Durch seine typischen Bewegungen bekommen sie ihren Charakter, ihren Ausdruck. Sein Spiel verzaubert alle, von Jung bis Alt.»

Prinzessin aus der Zitrone

«Die Zitronenprinzessin» heisst das Stück, mit welchem Bleisch heute und morgen im Kirchgemeindehaus Worb zu Gast ist. Das Stück inszenierte er zusammen mit seiner Frau Ursula, mit der er seit 34 Jahren die Puppenbühne gemeinsam führt. Begleitet wird Bleisch von Wilf Ehrismann.

Die Inhalte der Stücke, welche Hanspeter Bleisch inszeniert, seien stets tief- und hintergründig, sagt Marti. «Bleisch recherchiert ausgiebig und fordert zum Nachdenken heraus.»

Das ist auch bei der «Zitronenprinzessin» der Fall, das für Kinder ab sechs Jahren gedacht ist: Das orientalische Märchen ist voller Wunder. Wasser ist wertvoll wie Gold, Menschen können sich in Tiere verwandeln und umgekehrt. Teppiche erzählen Geschichten. Und selbstverständlich spielt auch die geheimnisvolle Zitrone eine Rolle. Dazu erzählt das Stück eine farbenfrohe, dramatische und auch witzige Geschichte um Liebe und Eifersucht, falsche und echte Gefühle.

[i] Die Zitronenprinzessin: Heute, 20 Uhr, 28. April, 14.30 Uhr, Kirchgemeindehaus Worb. Reservationen: Tel. 031 832 42 93.

www.vseseworb.ch 

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Erstellt: 27.04.2010
Geändert: 27.04.2010
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