Worb - Kinderarzt Sutter arbeitete in Haiti
Der Worber Kinderarzt Martin Sutter hat einen Monat lang im Albert-Schweitzer-Spital von Deschapelles gearbeitet. Für BERN-OST berichtet er von seinem Hilfseinsatz zugunsten der Erdbebenopfer von Haiti.
In Port au Prince wurde ich abgeholt und in einer 3-stündigen Horrorfahrt in dunkler Nacht mit einer Streifkollision unterwegs nach Deschapelles geführt.
Alle Chefärzte und das ganze medizinische Personal bestehen aus Haitianerinnen und Haitianern. Dies, obschon viele Haitianer ihr Land wegen der schwierigen Verhältnisse (politische Instabilität und Naturkatastrophen) verlassen, um im Ausland bessere Arbeits- und schulische Bedingungen vorzufinden (ein Teufelskreis für das bitterarme Haiti). Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt: Haiti : 630 USD, CH: 69‘838 USD !
Das HAS umfasst ca. 130 Betten – während der Choleraepidemie 2010/2011 das Doppelte. Es versorgt gut 300‘000 Menschen medizinisch. Angeboten werden Chirurgie, Medizin, Pädiatrie, Gynäkologie und Geburtshilfe. Es gibt ein Labor, ein Röntgen, eine Physiotherapie, einen Sozialdienst und, ganz wichtig nach dem verheerenden Erdbeben, eine grosse Prothetik, da viele Patienten Arme und/oder Beine verloren haben.
Der grösste Teil der Patienten waren Erwachsene mit einem grossen Spektrum an Krankheiten und Verletzungen. Eine Blinddarmentzündung ist meistens bereits eine Katastrophe, da die Menschen sehr spät ins Spital kommen – lange Anfahrtswege und fehlende finanzielle Möglichkeiten, da es keine Versicherungen gibt.
Das HAS hat hier Möglichkeiten bedürftigen Patienten zu helfen und die Meisten hier sind dies. Das Spital ist ständig überfüllt. In den Krankenzimmern liegen die Patienten Bett an Bett, die Gänge sind ebenfalls mit Betten überfüllt. Dazwischen liegen die Angehörigen am Boden, z.T. nur auf einem dünnen Tuch oder schlafen halb sitzend auf Bänken.
Die haitianischen Chirurgen leisten gute Arbeit und müssen ein breites Spektrum abdecken. Während meines Aufenthaltes hatten wir Besuch einer orthopädischen Equipe aus Atlanta, einer urologischen Equipe aus Boston und einer gynäkologischen Equipe aus Pittsburg, die Spezielles operierten – da waren die drei Operationssäle von morgens bis abends im Betrieb!
Abschliessen möchte ich mit einem haitianischen Sprichwort: Menale, men vini fè zanmi dire – du gibst eine Hand, du nimmst eine Hand; es bleibt eine Freundschaft."
[i] Wer das HAS unterstützen möchte: Bündner Partnerschaft Hôpital Albert Schweitzer, Haiti, CH-7130 Ilanz, PC 90-180966-3.