Worb - Kein Wunschkonzert auf dem Grab
Gräber, die nur mit Steinen bedeckt sind, werden auf dem Friedhof in Worb nicht toleriert. Die Gemeinde will die bepflanzten Grabränder durchsetzen - zum Ärger von Hinterbliebenen. Nicht überall sind die Bestimmungen aber so restriktiv.
Auf dem Friedhof Worb sollen Gräber mit Pflanzen eingefasst sein. So steht es im Bestattungs- und Friedhofreglement. Tatsächlich sind die Rechtecke der Reihengräber in Worb fast alle mit Thymian oder Cotoneaster eingerahmt. Nur vereinzelt findet man Grabränder, die aus Steinen gebildet werden. Zwei Gräber stechen besonders ins Auge. Auf ihnen stehen zwar Pflanzenschalen, doch darunter liegen nur weisse Steine, und die Ränder bestehen aus Natur- oder Kunststeinen.
Verärgerte Hinterbliebene
Um diese Gräber ist in den letzten Tagen ein Disput entbrannt. Angehörige der dort Begrabenen fühlen sich schikaniert, weil die Friedhofgärtnerin reklamierte. Ursula Pfister, deren Mann vor zehn Jahren gestorben ist, kann die Einwände nicht verstehen. Schon seit zwei Jahren kritisiere die Friedhofgärtnerin das Grab. Auch die Polizeiabteilung habe sie ermahnt, die Umrandung müsse grün sein. «Das Grab ist doch sauber, es stehen zwei Schalen mit Begonien und ein kleiner Buchs dort.» Auch Rita Indermühle ist verärgert. Ihre im Juli verstorbene Mutter habe Thymian gehasst. «Ich möchte ihr Grab nicht damit einrahmen», sagte sie gegenüber dem «Blick». Auch dieses Grab ist mit weissen Steinen bedeckt.
«Das Bepflanzen der Grabränder ist im Reglement festgeschrieben», sagt Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) zur Kritik der beiden Frauen. Als das Reglement 2011 ausgearbeitet wurde, sei es durch alle Gremien gegangen. «Alle haben es damals für richtig befunden.» Seit 2012 müsse die Friedhofgärtnerin dafür sorgen, dass die Bestimmungen eingehalten würden.
Die Behörden schlugen den verärgerten Frauen vor, das Grab durch eine Metallleiste zu begrenzen. Bei Ursula Pfister stösst dies auf Ablehnung. «Das mache ich nicht», sagt sie. «Wenn ich nochmals einen eingeschriebenen Brief erhalte, löse ich das Grab halt auf.» Vorgestern besuchten Worber Behördenmitglieder den Friedhof. Unter anderem besprachen sie mit der Friedhofgärtnerin die Situation bei den umstrittenen Gräbern. Ein Entscheid über das weitere Vorgehen sei nicht gefallen, sagte Nicole Geser, Leiterin der Polizeiabteilung, im Anschluss an den Termin. Zu einer möglichen Lösung des Konflikts will sich auch Niklaus Gfeller nicht äussern. «Man muss schauen, welchen Spielraum das Reglement zulässt», sagt er nur. Gfeller spricht von einem Trend zu Steingräbern. «Steingestaltungen haben in Privatgärten Einzug gehalten. Das macht sich auch auf dem Friedhof bemerkbar.» Die Steine reduzierten den Pflegeaufwand, dafür habe er Verständnis.
Lyss und Köniz toleranter
Nicht überall sind die Vorschriften aber so eng wie in Worb. In der Stadt Bern sind Pflanzen am Grabrand nicht vorgeschrieben. In Köniz und in Lyss, wo seit Anfang Jahr revidierte Friedhofreglemente in Kraft sind, wurden die zuvor geltenden Pflanzenränder der Gräber gestrichen. In Lyss werden Steingräber gar explizit erwähnt. «Sie sind bei uns seit einigen Jahren ein Bedürfnis», sagt Christian Gautschi, Leiter des Lysser Polizeiinspektorats. Allerdings werden bei solchen Gräbern Randeinfassungen aus Edelstahl vorgeschrieben. Grund: Das Mähen von Gras wäre ohne die Stahlleisten aufwendiger, und geschnittenes Gras würde aufs Grab fallen. Gautschi: «Wenn wir das den Leuten erklären, sehen sie dies jeweils ein.» In Köniz sind die Gräber durch Steinplatten getrennt. Eine minimale Tendenz zu Steingräbern sei festzustellen, sagt Daniel Gilgen, Leiter Umwelt und Landschaft. «Wenn es jedoch ordentlich aussieht, haben wir nichts dagegen.»