Worb - Kein Interesse an Gemeindepräsidium

Trotz heftiger Kritik am amtierenden Worber Gemeindepräsidenten Niklaus Gfeller will bis anhin keine Partei einen Gegenkandidaten für die Wahlen vom Herbst lancieren. SP und SVP sehen nur geringe Chancen auf Erfolg, die FDP liebäugelt noch.

Simona Benovici / Der Bund

Worbs Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) wurde in den letzten Monaten definitiv nicht mit Lorbeeren bekränzt: Parteivertreter von links bis rechts kritisierten seinen Kommunikationsstil als intransparent und ungenügend. Die Planungsgeschäfte unter Gfellers Ägide hätten weder «Hand noch Fuss», die Rede war von Führungsmängeln und eigenmächtigem Vorgehen. Vor einem Monat legten FDP, Grüne, SP und SVP dem Gemeinderat gar gemeinsam nahe, einen Departementswechsel ins Auge zu fassen. Am 10. April wurde Gfeller tatsächlich von der Planungshoheit entbunden und ist seither nur mehr für das Departement Sicherheit zuständig.


SP: «Das bringt nicht viel»

Trotz der offenkundigen Unzufriedenheit mit dem amtierenden Gemeindepräsidenten hat bisher keine Partei einen Herausforderer ins Rennen für die Wahlen im November geschickt. Momentan steht Niklaus Gfeller mit seiner offiziellen Kandidatur allein auf weiter Flur. Und daran dürfte sich kurzfristig auch nichts ändern.

Die SP etwa - mit zehn Sitzen im Parlament gleichauf mit der FDP - sieht derzeit laut Parteipräsidentin Sandra Büchel von einer Gegenkandidatur ab. «Mit grösster Wahrscheinlichkeit werden wir keinen Kandidaten für das Gemeindepräsidium stellen.» Büchel begründet den Entscheid einerseits damit, dass es in der Partei schlicht niemanden gebe, der sich der Wahl stellen wolle. Andererseits seien die Erfolgschancen einer Gegenkandidatur «gleich null». Gfeller geniesse trotz Kritik immer noch sehr grossen Rückhalt bei den Stimmbürgern. «Das bringt nicht viel», so Büchel. «Wir können nur darauf hoffen, dass sich Niklaus Gfeller auf seine Fähigkeiten besinnt.» Ausserdem, so tönt es von der SP, sei es der Partei «von Anfang an eigentlich immer nur um die Grossprojekte und nicht ums Gemeindepräsidium gegangen». Und dieser Punkt habe sich ja mit dem Departementswechsel «zu aller Zufriedenheit» geregelt.

SVP: Kandidatur «chancenlos»

Ähnlich wie die SP lässt sich auch die SVP vernehmen: Seine Partei werde voraussichtlich keinen Kandidaten aufstellen, sagte Parteipräsident Martin Wälti gegenüber der «Berner Zeitung». Ein Wahlkampf gegen den amtierenden Gemeindepräsidenten schätze er als «chancenlos» ein. Wie Büchel gibt sich auch Wälti versöhnlich: Mit dem Departementswechsel habe sich die Diskussion um Gfellers Person praktisch gelegt. Wälti war gestern für den «Bund» nicht erreichbar.

FDP will das Gespräch suchen

Kritischer gibt sich in dieser Sache der Freisinn. Mit dem Departementswechsel alleine sei es nicht getan, sagt FDP-Fraktionschef Ueli Emch. Auf das Kandidatenkarusell mag derzeit aber auch niemand von der FDP aufspringen. «Wir haben uns explizit noch nicht festgelegt», sagt Vize-Parteipräsident Guy Lanfranconi. Vor zehn Tagen hätten die Mitglieder an der Hauptversammlung jedoch beschlossen, mit anderen Parteien das Gespräch zu suchen - um allenfalls gemeinsam einen geeigneten Kandidaten zu finden.

Die «Nicht-Absichtserklärungen» von SP und SVP tun diesem Vorhaben laut Lanfranconi keinen Abbruch. Dass SVP und SP eine Kandidatur aus den eigenen Reihen als wenig wahrscheinlich bezeichnen, interpretiert Lanfranconi so, «dass noch keine vorgefassten Vorstellungen existieren und dass die Parteien offen sind für Gespräche». Diese seien allerdings noch nicht erfolgt. Lanfranconi versichert aber: «Die Absicht besteht nach wie vor.»

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Erstellt: 25.04.2012
Geändert: 25.04.2012
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