Worb - Kaufmann will die Ortsplanung rasch angehen
Der Worber Gemeinderat Jürg Kaufmann (SP) übernimmt am 10. April von Niklaus Gfeller das Departement Planung. Kaufmann sieht einen Vorteil darin, dass er als Bauingenieur die Branche kennt.
Herr Kaufmann, freuen Sie sich auf den 10. April?
Jürg Kaufmann: Ja und nein. Ich freue mich von der Sache her, weil mir Planungsfragen liegen. Vor dem zeitlichen Aufwand der Arbeit habe ich aber Respekt.
Hatten Sie schon früher mit dem Departement Planung geliebäugelt?
Nein, das war nie ein Thema. Weil ich Bauingenieur mit eigenem Büro in Worb bin, suchte ich nie die Nähe der Bauabteilung.
Ist dies jetzt nicht heikel, wenn Sie Chef Planung werden?
Das Departement Planung ist eines von drei Departementen, deren Aufgaben von der Bauabteilung abgedeckt werden. Wir haben im Gemeinderat darüber diskutiert und geschaut, ob sich aus dem Wechsel Probleme ergeben könnten. Wenn es um Aufträge an mein Büro gehen sollte, muss aber alles transparent sein. Ich sehe zurzeit darin keine Probleme.
Ist es ein Vorteil, wenn das Departement Planung von einem Fachmann geleitet wird?
Ich denke schon. Sicher geht es schneller, um sich einzuarbeiten. Ich bin zudem auch als Planer im Tiefbau tätig und kenne die Abläufe. Wer sich im Bau nicht auskennt, spricht auch nicht die dort gebräuchliche Sprache.
FDP, SVP und SP haben betreffend Grossprojekten hohe Erwartungen an den Departementswechsel. Da lastet ein starker Druck auf Ihnen.
Das ist definitiv so. Einerseits bin ich Fatalist, ich lasse die Sache an mich herankommen. andererseits spüre ich schon Druck. Bei der Ortsplanung zum Beispiel muss jetzt etwas Vernünftiges zustande kommen, damit der nächste Anlauf vom Volk gutgeheissen wird. Ein Scheitern ist nicht zulässig.
Wie wollen Sie das angehen?
Der Gemeinderat muss die Ziele der Gemeindeentwicklung überdenken und eventuell neu bestimmen. Die Planungskommission ist dabei beratendes Organ. Wenn die Ziele beschlossen sind, muss bereits früh die Bevölkerung mit einbezogen werden, damit klar wird, ob die eingeschlagene Richtung stimmt.
Wie lautet Ihr Zeitplan für die Ortsplanungsrevision?
Ich bin der Meinung, die Revision sollte sofort in Gang kommen. Über den Terminplan habe ich mir aber noch keine Gedanken gemacht. Das braucht noch vertiefte Abklärungen.
Einen Ortsplaner braucht es später auch. Denken Sie, dass Sie den Kredit dafür durchs Parlament bringen?
Ja. Wenn wir dem Grossen Gemeinderat aufzeigen, was wir machen wollen, wie und wann wir es machen, so bringen wir den Kredit durch.
Haben Sie bei der Überbauung 3-Klang ein Rezept, wie es vorwärtsgehen soll?
Da ist mein Informationsstand nicht so hoch wie bei der Ortsplanung, weil eine gemeinderätliche Delegation mit Niklaus Gfeller, Guy Lanfranconi und Jonathan Gimmel die Fäden in der Hand hält. Wir werden zuerst die Situation analysieren und eine Strategie festlegen, wie wir – zusammen mit den Investoren – vorgehen wollen.
Ist das Departement Planung für Sie im Herbst ein Sprungbrett fürs die Wahl als Gemeindepräsident?
Nein, zu 300 Prozent nicht. Mein eigenes Büro gebe ich nicht auf. Ich werde einzig als Gemeinderat kandidieren. Mich interessiert viel mehr, mit meinem Büro im Rahmen der Verkehrssanierung den Ortskern mitgestalten zu können.
Wird der Departementswechsel das politische Klima in Worb entspannen?
Das Klima im Gemeinderat ist grundsätzlich gut. Wenn der Wechsel gegen aussen Druck wegnehmen kann, ist es für die anstehenden Geschäfte nur förderlich.
Auf Druck von SP, SVP und FDP hat der Gemeinderat Worb beschlossen, dass Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) das Departement Planung abgeben muss (wir berichteten). Er stand wegen Verzögerungen der Worber Grossprojekte seit längerem in der Kritik. Neu wird Gemeinderat Jürg Kaufmann (SP) Chef der Planung. Gfeller übernimmt ab dem 10. April dessen Departement Sicherheit. Zu dieser Sparte gehören zum Beispiel Feuerwehr, Zivilschutz, Sicherheit im öffentlichen Raum, Einbürgerung, Einwohnerkontrolle. Niklaus Gfeller behält als vollamtlicher Gemeindepräsident das Ressort Präsidiales und damit unter anderem die Führung des Gemeindepersonals. Gfeller hätte die Planung gerne behalten. "Das neue Departement ist mir aber nicht fremd", sagt er. Gerade mit der Feuerwehr habe er in letzter Zeit zusammengearbeitet – wegen des Brandes des Restaurants Sonne, Rüfenacht.