Worb - Gute Noten für den Wislepark
Welche Zukunft hat der Wislepark? Dies war die Frage an einem Infoabend der SVP. Drei Fachleute stuften das Sportzentrum als positives Beispiel ein. Die Gemeindebeiträge, die erhöht werden sollen, gaben aber zu reden.
Ein klares Wort bekamen die rund 70 Anwesenden im Rössli Richigen gleich am Anfang zu hören. «Können Sportzentren mit einem öffentlichen Auftrag gewinnbringend geführt werden?», fragte der erste Fachreferent. Und gab die Antwort gleich selbst: «Nein», sagte Thomas Spengler, Präsident der Gesellschaft Schweizerischer Kunsteisbahnen.
Er ist Bauberater von Hallenbad- und Kunsteisbahnprojekten und war früher Direktor des Freizeitparks Schaffhausen. Gewinn zu erzielen, sei nicht möglich, so Spengler, weil ein solches Zentrum den öffentlichen Besuchern, den Schulen und den Vereinen nicht die Vollkosten verrechnen könne. «Alle solchen Anlagen, die ich kenne, sind defizitär und benötigen einen Finanzbeitrag.»
Es fehlen 300 000 Franken
Genau deswegen hatte die SVP Worb den Informationsabend organisiert. Denn Wislepark-Verwaltungsratspräsident Rolf Nöthiger machte im Frühling klar, dass der jährliche Gemeindebeitrag von 400 000 Franken für das Fortbestehen des Sportzentrums nicht reicht. Denn so sei es nicht möglich, Abschreibungen zu tätigen. Der Gemeinderat prüft derzeit drei Varianten, wie die Wislepark-Finanzen gesichert werden könnten. Er geht von einer Erhöhung des Beitrags auf jährlich 700 000 Franken aus.
Spengler hatte den Wislepark unter die Lupe genommen. Sein Fazit: Die Betriebsform sei modern und zeitgemäss. Dass das Restaurant schwarze Zahlen schreibt, beeindruckte ihn. In Anlagen wie den Wislepark müsse «laufend investiert werden», das sei normal, sagte er. Als Nachteil wertet er die nicht geschlossene Eishalle, die nicht multifunktional genutzt werden könne.
Spengler schlug auch vor, das 50-Meter-Schwimmbecken im Winter mit einer Traglufthalle zu decken, damit ein Hallenbadbetrieb möglich sei. Zudem regte er an, als Einnahmequelle den Namen zu verkaufen, wie etwa bei der Postfinance-Arena.
Technik muss ersetzt werden
Über die technischen Anlagen orientierte Toni Sigrist, Mitinhaber der Walter Wettstein AG Kältetechnik in Gümligen. «Es ist eine alte Anlage, die aber gut gewartet ist», sagte er. Trotzdem wurde klar: Die Technik für Eishalle und Schwimmbad bedeutet eine Hypothek für die Zukunft.
«Man muss den Ersatz der Anlagetechnik in den nächsten zwei bis zehn Jahren planen», mahnte Sigrist. Gegenwärtig läuft eine Risikoermittlung zur Eishalle. Muss der Wislepark den Betrieb mit Ammoniak nicht umstellen oder nachrüsten, kostet die Erneuerung 300 000 Franken, andernfalls 1,5 Millionen Franken.
Im Vergleich zu anderen Anlagen in der Region sei der Wislepark mit seinem Angebot gut aufgestellt, sagte Referentin Therese Lehmann, stellvertretende Leiterin der Forschungsstelle Tourismus an der Uni Bern.
Das steigende Bedürfnis nach Aerobic, Fitness und Schwimmen komme dem Wislepark entgegen. Entwicklungsmöglichkeiten sieht Lehmann, indem nach neuen Sporterlebnissen gesucht werde. Und: «Über den Wislepark muss man reden», sagte sie. Es brauche Events mit Ausstrahlung, damit künftige Nutzer angesprochen würden.
Beim Podiumsgespräch und bei den Fragen aus dem Publikum wurde deutlich: Die finanzielle Belastung der Gemeinde verunsichert. SVP-Präsident Martin Wälty äusserte Bedenken, falls der Zusatzbeitrag der Gemeinde in einen Fonds bezahlt würde. Es scheine, dass man einen Volksentscheid umgehen wolle.
Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) verneinte: «Egal, welche Variante gewählt wird: Es braucht eine Volksabstimmung.» Befürchtet wurde, dass der Eisbetrieb nach dem Bau des Dreiklangs wegen Lärms eingeschränkt würde. Laut VR-Präsident Rolf Nöthiger ist das möglich. «Pro Saison könnte ein Minus von 70 000 Franken resultieren.»
Budget 2017 mit einer schwarzen Null
Bisher hat die Gemeinde Worb pro Jahr 400 000 Franken an den Wislepark gezahlt. Auf nächstes Jahr soll der Betrag auf 700 000 Franken erhöht werden; so steht es im Budget 2017, das der Gemeinderat am Mittwoch den Medien präsentiert hat.
Das Budget schliesst praktisch ausgeglichen. Bei einem Gesamtumsatz von 51 Millionen Franken ist ein Plus von rund 300 000 Franken vorgesehen. Der Steuerfuss soll bei 1,70 Einheiten bleiben. Seit der letzten Steuererhöhung habe sich die finanzielle Lage von Worb stabilisiert, erklärt Gemeinderat Markus Lädrach (FDP). «Wir haben aber weiterhin wenig Spielraum.»
Die Gemeinde habe in den letzten Jahren gespart, indem sie Investitionen hinausgeschoben habe. Entsprechend besteht nun Nachholbedarf: Laut Finanzplan will Worb 2017 bis 2021 jährlich rund 6 Millionen Franken investieren. «Das wird sehr anspruchsvoll», sagt Lädrach. Grundsatzdiskussionen, was sich Worb leisten will und was nicht, werden unvermeidbar sein. (maz)
[i] Siehe auch:
- „SVP-Veranstaltung zum Wislepark: 'Gibt es überhaupt eine gute Lösung?'“ vom 20.09.2016
- "Problemkind Wislepark: FDP will keine Spezialfinanzierung" vom 17.8.2016