Worb - Fünf Arbeiter bauen 460 Meter Tunnel

Der Wisletunnel in Worb ist Teil der künftigen Umfahrungsstrasse. Er wächst jede Woche 12,5 Meter. Nur gerade fünf Arbeiter erstellen ihn im Tagbau. Ein Augenschein auf der Grossbaustelle.

Herbert Rentsch, Berner Zeitung BZ
Wie ein riesiger Wurm liegt die Tunnelröhre in der Baugrube bei Worb. Am Rand des Hügels Wisle ist die Umfahrungsstrasse im Bau, die das Dorf künftig vom Durchgangsverkehr befreit. 200 Meter des Wisletunnels sind bisher gebaut, am Ende wird er 460 Meter lang sein. Jede Woche kommt ein Tunnelsegment von 12,5 Metern dazu.

Der Tunnel ist nur Teil der Baustelle vom Schulhaus Worbboden bis zum Sportzentrum Wislepark. Auf der ganzen Länge sind zwischen 30 und 40 Arbeiter am Werk. Trotzdem herrscht keine Hektik, kaum ist Lärm zu hören. An verschiedenen Stellen werden Schalungen für Mauern errichtet – als Formgeber für den Beton. Hie und da surrt ein Kran, dazwischen ertönt ein Hämmern, ein Ruf eines Arbeiters.

Am derzeitigen Ende des Wisletunnels schwebt, so gross wie eine Hauswand, eine glänzend schwarze Platte am Kranseil. Bauarbeiter lenken dieses Schalungselement für die Tunnelwand an die vorgesehene Stelle. Jede Woche werden die Elemente neu gesetzt und die Armierungen angebracht. Jeweils Ende Woche fahren die Betonmischer vor: 120 Kubikmeter Beton fliessen in die Schalung: Ein weiteres Tunnelsegment steht.


Seit letztem Herbst im Bau

Der Wisletunnel ist seit letztem Herbst im Bau. In der leeren Röhre steht Polier Oliver Reber von der Baufirma Marti AG. Bisher habe es keine Schwierigkeiten gegeben, sagt er. «Wir konnten den ganzen Winter über arbeiten.»
 

Das gilt nicht für alle auf der Strassenbaustelle. Denn dort, wo Mauern im Freien entstehen, setzen die Temperaturen den Männern Grenzen. Ab minus 5 Grad kann nicht mehr betoniert werden, weil der Beton zu langsam aushärtet. Für die benötigte Festigkeit wären Zusatzmittel notwendig, und der Beton müsste beheizt werden. Dieser Aufwand ist den Baufirmen zu gross. Anfang Februar waren die Arbeiten deshalb zehn Tage lang unterbrochen.

«Kälte sind wir gewohnt»

Polier Mario Stampfli von der Marti AG arbeitet mit seiner Crew an den seitlichen Stützmauern im Bereich der Tunnelzufahrt. Auch dort ruhte Anfang Februar der Bau. Zum Teil konnten stattdessen Arbeiten im Tunnel ausgeführt werden, daneben wurden Überstunden kompensiert. Trotzdem bezeichnet Stampfli die letzten Monate als «guten Winter», der Bau sei planmässig vorangekommen.

«Die Kälte sind wir gewohnt, wir haben gute Kleider», sagt Stampfli. Sogar Schneefall bereite nicht grössere Sorgen. «Am schlimmsten ist der Regen. Irgendwann ist man nass.» Nicht zuletzt, weil unter den wasserdichten Kleidern jeder ins Schwitzen kommt.

Meistens im Freien

Im Wisletunnel sind gerade mal fünf Arbeiter im Einsatz, mehr sind nicht nötig. Meistens halten sie sich, wie alle andern, im Freien auf. Doch beim Betonieren eines Tunnelabschnitts profitieren Oliver Reber und seine Männer vom sogenannten Schalwagen – einer halb runden, tunnelgrossen Konstruktion aus Platten, Metallstreben und Hydraulikteilen. Der Wagen bildet die Innenverschalung, darüber wird die Aussenverschalung angebracht.

«Damit der eingefüllte Beton nicht zu langsam härtet, wird ihm warme Luft zugeführt», erklärt Reber die Funktion der Schläuche, die in die Schalung führen. Zusätzlich ist der mit Plastik abgetrennte Tunnelabschnitt geheizt. Nach dem Betonieren kann der Schalwagen auf motorgetriebenen Rädern vorwärtsgerollt werden – um 12,5 Meter eben. Dort beginnen die fünf Arbeiter mit dem Bau des nächsten Tunnelbogens.


Keine Verzögerung

Der Bau der Umfahrungsstrasse hat vor drei Jahren begonnen. Die Arbeiten sind weit fortgeschritten, auch der Tunnel Mülacher beim Schulhaus Worbboden ist fertig. Trotzdem kam es zu Verspätungen im Zeitplan. Schuld daran sind aber nicht die Tunnelbauten, es gab schon Probleme beim Aushub. Die Felsschichten im Boden waren grösser als angenommen, wodurch der Abbau mehr Zeit beanspruchte.

Laut Adrian Gygli, Projektleiter beim kantonalen Oberingenieurkreis II, wurde das Bauprogramm inzwischen aber angepasst. Die Umfahrungsstrasse kann demnach wie geplant im Herbst 2016 dem Verkehr übergeben werden.


Das Projekt

In Worb entsteht gegenwärtig die 1,4 Kilometer lange Umfahrungsstrasse – ein Projekt des Kantons. Seit 28.Februar 2012 wird gebaut. Teile der Strecke führen durch den Mülachertunnel (90 Meter) und den Wisletunnel (460 Meter). Parallel dazu laufen die Hochwasserschutzbauten. Die Umfahrungsstrasse kostet inklusive Neugestaltung der Ortsdurchfahrt 69 Millionen Franken. Die Umfahrung wird im Herbst 2016 eröffnet.

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Erstellt: 03.03.2015
Geändert: 03.03.2015
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