Worb - Ehefrau von Eishockeygrösse mischt Worber Politszene auf

Lenka Kölliker ist FDP-Präsidentin und neu Gemeindeparlamentarierin.

Adrian Schmid, Der Bund

Am Abend des 29. April 2013 wurden in Worb die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung der Öffentlichkeit präsentiert. An der Veranstaltung in der Aula des Worbboden-Schulhauses nahmen in der hintersten Reihe Lenka und Jakob Kölliker Platz. Dies war bemerkenswert. Einerseits hatte «Köbi», wie der ehemalige Eishockeynationalspieler und langjährige Trainer genannt wird, nur ein paar Stunden zuvor seinen Job als Sportchef der SCL Tigers verloren. Der Emmentaler Traditionsklub war zwei Wochen vorher aus der Nationalliga A abgestiegen. Andererseits zeigte sich Lenka Kölliker als frischgebackene Präsidentin der FDP Worb. War dies die Wachablösung im Hause Kölliker?

 

Lenka Kölliker winkt ab. Mit ihrem politischen Engagement wolle sie weder aus dem Schatten ihres Ehemanns treten, noch suche sie das Rampenlicht. «Ich geniesse es, im Schatten von Köbi zu sein», sagt die 44-Jährige. Ihre Motivation, politisch tätig zu sein, ist eine andere: «Ich will nicht immer kritisieren und dann nichts machen. Ich will Verantwortung übernehmen.» Deshalb hat sie im Frühjahr auch das Präsidium der Worber FDP übernommen, nachdem sie dafür angefragt worden war. Denn eine Frau der Sorte «Er steht im Tor und ich dahinter» ist sie ganz und gar nicht.

 

Gebürtige Tschechin

 

Ihre ersten zwanzig Lebensjahre verbrachte Lenka Kölliker hinter dem Eisernen Vorhang in der Tschechoslowakei. Sie hat den Kommunismus am eigenen Leib erfahren. Doch rückblickend will sie diese Zeit nicht missen. Kölliker sagt aber auch, dass der Umsturz, den sie 1989 als Studentin miterlebte, für sie zum richtigen Zeitpunkt gekommen sei: «Wenn die Wende nicht gekommen wäre, wäre ich nicht geblieben.»

 

Frau der Wirtschaft

 

In ihrer Heimat studierte Kölliker Pädagogik und Sport. Im Weiteren gehörte sie der tschechoslowakischen Junioren-Nationalmannschaft im Rudern an und nahm an internationalen Wettkämpfen teil. Nach dem Studium trat sie in den diplomatischen Dienst und war in Bern stationiert. Später - nach dem Entscheid, mit Köbi in der Schweiz zu bleiben - liess sie sich an der Hochschule Luzern im Rahmen eines Masterstudiengangs zur Expertin in der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität weiterbilden. Heute arbeitet die zweifache Mutter in Gümligen und Zürich als Vizedirektorin des Bereichs Riskmanagement des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG.

 

Kölliker betont, dass sie ihre berufliche Karriere unabhängig von ihrem Ehepartner aufgebaut habe. In der Politik soll das nicht anders sein. «Ich bin bis jetzt nie als die Frau von Köbi Kölliker in Erscheinung getreten», sagt die bekennende EU-Gegnerin. Ihr Mann unterstütze sie aber auf ihrem politischen Weg.

 

Blitzstart in der Politik

 

Bis jetzt ist Lenka Kölliker, die mit ihrem Gatten seit zwölf Jahren in Vielbringen wohnt, in der Politik noch ein unbeschriebenes Blatt. Sie ist auch erst vor zwei Jahren der FDP beigetreten, hat aber einen rasanten Aufstieg hinter sich. Nach der Wahl zur Präsidentin der Worber Sektion im Frühjahr ist sie unterdessen auch in den Grossen Gemeinderat nachgerutscht. Bei den Wahlen im letzten November war sie noch auf einem Ersatzplatz gelandet. Gestern Abend hatte sie nun ihre erste Parlamentssitzung.

 

Bei diesem Tempo stellt sich unweigerlich die Frage, ob Lenka Kölliker eine Politkarriere ins Auge fasst. Mit ihrem Hintergrund und dem bekannten Namen sind die Voraussetzungen durchaus gegeben, um über die Grenzen von Worb hinaus die Szene aufzumischen.

 

Kölliker selbst gibt sich in Bezug auf ihre Ambitionen zurückhaltend. «Ich strebe keine Politkarriere an. Mit Beruf und Familie bin ich eigentlich ausgelastet.» Allerdings schlägt sie eine Kandidatur für die bevorstehenden Grossratswahlen nicht kategorisch aus: «Das muss die Partei entscheiden», sagt sie diplomatisch.


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Erstellt: 10.09.2013
Geändert: 10.09.2013
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