Worb - Die russische Hockeymannschaft wärmt das Badewasser bis auf 30 Grad

Wassertemperaturen bis zu 30 Grad: Dies erleben die Badigäste in Worb. Die Schwimmbecken sind so warm, weil in der Eishalle das russische Eishockeyteam SKA St. Petersburg trainiert. Denn die Abwärme der Eismaschine heizt das Badewasser auf.

Herbert Rentsch, Berner Zeitung
Im Schwimmbad Worb herrschen zurzeit Wassertemperaturen fast wie in den Tropen. Gestern um 13 Uhr zeigte das Display 27 Grad. Bis um 17 Uhr stieg die Temperatur noch bis auf 28 Grad. In keiner Badi der Region Bern ist das Wasser so warm. In den letzten Tagen wurden in Worb auch schon 30 Grad gemessen.

Der Wert entspricht allerdings dem Mittel aus allen Wasserbecken. Nichtschwimmer baden in 2 bis 3 Grad wärmeren Wasser, und auch im Sprungbecken ist es wärmer. Im 50-Meter-Becken dagegen fühlt es sich doch etwas kühler an als angezeigt. Die unterschiedlichen Temperaturen werden durch mehr oder weniger Zufuhr von Quellwasser erzielt, wie Bade-und Eismeister Jürg Müller erklärt.

Noch nie so früh Eis

Der Grund für die hohen Wassertemperaturen in der Worber Badi ist – Eis. Was auf den ersten Blick irritieren mag, leuchtet auf den zweiten ein. Zum Sport- und Freizeitzentrum Wislepark in Worb gehören nämlich das Schwimmbad und die Eishalle. Schon seit Jahrzehnten wird das Badewasser mit Abwärme der Eisproduktion erwärmt – vor allem in den Herbstmonaten. In diesem Jahr überlagern sich nun zwei Komponenten: Die Eishalle ist schon in der zweiten Julihälfte in Betrieb genommen worden – so früh wie nie zuvor. Dies, weil die russische Spitzenmannschaft SKA St. Petersburg ein Trainingslager durchführt und täglich im Wislepark auf dem Eis steht. Somit läuft das Wärmeaustauschsystem zwischen Eismaschine und Schwimmbad. Hinzu kommen die heissen Sommertage, in denen sich das Wasser ohnehin erwärmt.

Zustimmung und Kritik

«Die Temperatur ist schon an der oberen Grenze, 2, 3 Grad kühler wären besser», sagte gestern Mittag ein Badegast, der anonym bleiben wollte. Andere genossen es: «Ich finde es schön so, ich habe gerne warmes Wasser», sagte Rainer Nowacki aus Stettlen. Allzu warmes Wasser könne allerdings in hygienischer Hinsicht problematisch sein, gibt er zu bedenken. Bei 27 Grad gefalle es ihr noch, sagte Veronika Schneiter aus Worb. «29 Grad sind dann aber zu viel.» Besonders Schwimmer hätten nicht so gern zu warmes Wasser, ist sich Jürg Müller bewusst. Müller, gleichzeitig Bademeister und Eismeister, versucht deshalb die Wassertemperatur im Schwimmerbecken tiefer zu halten. Seit kurzem nimmt er eine Anlage zu Hilfe, die eigentlich auch für die Erwärmung der Badibecken konzipiert ist: Auf dem Dach der Eishallegarderoben liegt seit gut einem Jahr ein Schlauchsystem, das bei Sonnenschein warm wird. Nun nützt Müller das System jedoch zur Kühlung. Nachts wird Wasser durch die Schläuche gepumpt, kühlt sich ab und fliesst in die Badi. «Wir können die Beckentemperatur dadurch um 1 bis 2 Grad verringern», sagt Müller.

Wie viel Energie verschlingt nun aber eine Eishalle, die bei sommerlicher Hitze in Betrieb ist? Konkret dazu äussern wollen sich weder Jürg Müller noch Matthias Horvath, stellvertretender Leiter des Wisleparks. Das lasse sich nicht genau sagen, erklärt Müller. Und Horvath stellt in Aussicht, am Ende der Saison werde ausgewertet, was die frühere Inbetriebnahme der Eishalle gebracht habe.

Mit dem Eis im August wird laut Horvath aber ein Bedürfnis abgedeckt. «Es gibt viele Clubs, die so früh trainieren möchten.» Schon nächste Woche beginnt der EHC Belp mit den Eistrainings, der EHC Brandis hat sich ebenfalls eingeschrieben so wie weitere Eishockeyclubs der Region Bern. Gegen Ende August starten dann auch die Stammclubs der Worber Eishalle ihre Trainings, nebst dem EHC Belp sind dies Boll, Mirchel, Ursellen und Worb.

Die Eisproduktion und die Badewassererwärmung müssten gesamthaft betrachtet werden, sagt Matthias Horvath. Sobald es nicht mehr so heiss sei, bringe die Abwärme der Eishalle den Badegästen einen hohen Mehrwert. «Weil wir dann mehr Eintritte verbuchen können, ist dies für uns ein positiver Zusatznutzen.» Bei der Planung der Saison sei auch nicht sicher, wie die Witterung mitspiele. «Das Trainingslager des SKA St. Petersburg haben wir früh fixieren müssen. Damals konnte man nicht wissen, wie das Wetter Ende Juli sein wird.»


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Erstellt: 03.08.2013
Geändert: 03.08.2013
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