Worb - Die FDP streikt bei der Frauenförderung

Gemeindepräsident Niklaus Gfeller hat angekündigt, er wolle drei Frauen im Gemeinderat. Das passt der FDP nicht. Der Arbeitsgruppe Frauenförderung verweigert sie die Mitarbeit.

Herbert Rentsch, Berner Zeitung BZ
Ohne uns. Dies hat die FDP Worb gestern dem Gemeinderat mitgeteilt. Die Partei geht damit auf Distanz zur Frauenförderung in der Politik. Der – rein männliche – Gemeinderat liess im November wissen, er wünsche sich einen höheren Anteil Frauen in den Behörden. Denn im Worber Parlament beträgt der Frauenanteil 32,5 Prozent, in den Kommissionen gar nur 24,3 Prozent. Der Rat bat die Parteien, Personen zu melden für eine Arbeitsgruppe. Diese soll Vorschläge machen, wie man Frauen für einen Behördensitz motivieren könnte.

Frauen nicht bevorzugen

Bei der FDP kommt die Idee nicht gut an. Die Freisinnigen schreiben dem Gemeinderat, dass sie darauf verzichten, Personen in die Arbeitsgruppe zu delegieren. Zwar wünsche sich auch die FDP, wie der Gemeinderat, einen «höheren Frauenanteil». Doch bereits ein paar Briefzeilen später steht: «Die Worber FDP vertritt die Auffassung, dass eine Gleichstellungspolitik beide Geschlechter mit einbeziehen muss. Jedes politische Verhalten, welches ein Geschlecht bevorzugt, verletzt das Prinzip der demokratischen Gleichbehandlung.» Wird da die Demokratie bemüht, um die Frauenförderung zu bremsen? Ueli Emch, FDP-Fraktionspräsident im Worber Parlament, verneint. «Man sollte nicht einseitig dafür sorgen, dass Frauen gewählt werden. Grundsätzlich müssen Frauen und Männer, Ältere und Jüngere für politische Ämter motiviert werden.» Denn es sei schon heute schwierig, Kandidierende zu finden. Die FDP wolle sich nicht auf Frauenförderung beschränken, sondern sich «für Nachwuchsförderung einsetzen».

«Irritiert» ist die FDP wegen einer Aussage von Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP), künftig sollten im siebenköpfigen Gemeinderat drei Frauen politisieren. Die FDP kritisiert, diese Haltung schliesse mit ein, «dass bisherige Gemeinderäte abgewählt werden sollen». Ueli Emch betont, die FDP habe keine Angst um ihre Männer in politischen Ämtern. «Wir hatten auf den Wahllisten immer einen wesentlichen Frauenanteil. Und bis letzten Sommer stellten wir mit Franziska Fritschy die einzige Frau im Gemeinderat.» Fritschy trat nach sechseinhalb Jahren als Gemeinderätin zurück.

Wie steht es um den Frauenanteil bei der FDP selbst? Der Vorstand besteht aus drei Frauen und fünf Männern. Im Gemeinderat ist keine Frau vertreten. Und im Worber Parlament sitzen zehn Mitglieder, zwei davon sind Frauen.


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Erstellt: 07.01.2012
Geändert: 07.01.2012
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