Worb - Die Brücke glitt schnell an ihren definitiven Standort
Hunderte von Zuschauern verfolgten am Samstag, wie die neue RBS-Brücke an ihren Standort gezogen wurde. Für etliche Interessierte war die spektakuläre Aktion jedoch zu früh beendet.
Am Samstagmorgen begann der Einschub Punkt 8 Uhr. Bereits zum Start waren ziemlich viele Zuschauer auf der Baustelle, um sich nichts entgehen zu lassen. Zuerst drückten 16 hydraulische Pressen, die unterhalb der Pfeiler angebracht waren, die Brücke leicht in die Höhe. An den Pfeilern befestigte Stahlseile wurden darauf von hydraulischen Geräten waagrecht Richtung RBS-Trassee gezogen. Die Pressen rutschten so auf Teflonplatten in Zugrichtung – und mit ihnen die Brücke selbst. Kaum merklich bewegte sich das 55 Meter lange Bauwerk. Aber so stetig, dass bei genauem Beobachten das langsame Gleiten wahrnehmbar war. Noch deutlicher als im Worbboden selbst war die Bewegung der Brücke über Internet zu sehen. Auf der Baustelle war eine Webcam in Betrieb. Deren Bilder konnten in einem Zeitraffer von einer oder zehn Minuten angesehen werden. So ruckelte die Brücke wesentlich rascher als in Wirklichkeit.
Eine lange Znünipause
Um 9 Uhr blieb sie allerdings stehen. «Die Arbeiter der Verschiebetechnikfirma machten eine Znünipause, weil alles schneller ging als erwartet», sagte Adrian Gygli, Projektleiter des Kantons für die Umfahrungsstrasse. Die Männer kehrten im Beizli ein, welches der EHC Worb auf dem Bauplatz betrieb, wodurch die Arbeit bis gegen 10 Uhr ruhte. Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) freute sich über die Pause: «Sonst hätten die später Gekommenen nichts mehr gesehen», sagte er schmunzelnd.
Als es weiterging, hatten sich viele Worberinnen und Worber eingefunden. Zeitweise bevölkerten über 200 Personen den Bereich neben der Baugrube und staunten. «Ich finde es toll, dass die Leute mit eigenen Augen sehen, welcher Aufwand hier betrieben wird», sagte Ueli Schüpbach. «Das bringt auch Verständnis für die Kosten solcher Bauwerke.» Für Senior Hans Bürki, Anwohner der Baustelle, war der Moment gar historisch: «Dieser Tag ist einmalig in der Geschichte Worbs. Dass ich das noch erleben durfte.» Denn eine Umfahrung von Worb sei schon vor 50 Jahren diskutiert worden.
Die Schiebestrecke der Brücke von 18,73 Meter war beim Test am Vorabend auf gut 16 Meter verkürzt worden. Um 11 Uhr hatte das Bauwerk diesen Weg beinahe zurückgelegt. Wer spät aufgestanden war, sah die Brücke fast am künftigen Standort liegen. Mit ein Grund für das rasche Gleiten: Die Reibung zwischen Pressen und Teflonplatten war um mehr als die Hälfte kleiner als zuvor berechnet. Um 11.30 Uhr war die Aktion zu Ende, die Zuschauer spendeten kräftigen Applaus.
Normalbetrieb ab August
Pro Arbeitsstunde war die Brücke nicht 2, sondern rund 6,6 Meter gezogen worden. «Wir sind sehr zufrieden, es gab kein einziges Problem», lautete das Fazit von Projektleiter Adrian Gygli. Das sei nicht selbstverständlich, denn eine solche Aktion habe ihre Tücken. «Es kann ein Gerät ausfallen oder sich etwas verkeilen.» Dass alles gepasst habe, sei auch der guten Vorarbeit der Baufirmen zu verdanken.