Worb - Der Musikverein verjüngt sich
Facelifting für die Musikgesellschaft Worb: Nach zehnjähriger Pause hat sie den Betrieb verjüngt wiederaufgenommen. Die Initianten wollen die Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne auf sich nehmen.
Annina Hasler / Berner Zeitung BZ
Am Anfang stand eine Bieridee. Patrik Graf, 21, und Raphael Marschall, 23, zwei engagierte Posaunisten sind dem Jugendmusikalter entwachsen. Sie entschieden sich in einer bierseligen Stunde, die Musikgesellschaft Worb wieder ins Leben zu rufen. Denn seit zehn Jahren existierte diese nur noch auf dem Papier; Instrumente und Taktstock blieben im Schrank.
Mangelnder Nachwuchs hatte 1999 die 12 verbliebenen Musiker der traditionsreichen Musikgesellschaft gezwungen, den Betrieb einzustellen. Genau zehn Jahre danach, im September 2009, eröffneten Graf und Marschall die erste Hauptversammlung nach dem langen Winterschlaf. Ob und wie ihre Visionen von einem neuen und modernisierten Verein ankommen würden, wussten die beiden nicht.
Keine Uniform mehr
Sie kamen an: Im März konnte der Verein mit 30 Mitgliedern neu starten. Mit Jolanda Zürcher, 33, fanden Graf und Marschall eine Dirigentin, bei der sie mit ihren Ideen auf offene Ohren stiessen. Die Initianten wollten nicht nur den Verein wiederbeleben, sondern ihn auch einer Verjüngungskur unterziehen. Vereinspräsident Marschall, der in Bern Physik studiert, erklärt: «Wir wollen Traditionen erhalten, aber sie neu interpretieren.» Konkret heisst das für ihn, den Verein als solchen weiterführen, sich aber gleichzeitig an die veränderte Gesellschaft anpassen: «Auf Lottospiele beispielsweise können wir in Zukunft gut verzichten.»
Dass Vereine in Traditionen haften bleiben, ist für Kassier Patrik Graf ein Grund für das weit verbreitete Vereinssterben: «Den Vereinen fehlt der Nachwuchs, weil die Jungen halt keine Lust mehr auf Marschmusik haben.» Die Musikgesellschaft hat in ihrem Repertoire nur noch einen Marsch, und Auftritte in Uniform kommen auch nicht mehr infrage. Gespielt wird in schwarzer Hose und weissem Hemd.
Ebenfalls zum Verjüngungspaket gehört der Probemodus. Patrik Graf: «Wir proben nicht das ganze Jahr einmal pro Woche, sondern lancieren immer wieder neue Projekte.» Das bedeutet, dass jeweils einige Monate intensiv geprobt und nach den Konzerten wieder eine Pause eingelegt wird.
Es gibt auch Skeptiker
Mit den Veränderungen wurde das Durchschnittsalter massiv gesenkt: Die meisten Mitglieder sind Mitte 20. «Das war nicht unsere Absicht», stellt Graf klar. Viele der Ehemaligen seien altershalber nicht mehr dabei.
«Unser Vorhaben löste bei einigen Skepsis aus», sagt Dirigentin Jolanda Zürcher. Vor allem Musiker, die lange im alten, fast 150-jährigen Verein spielten, konnten den Ideen der Jungen nichts abgewinnen. «Die Skeptiker können wir nur mit unserer Musik überzeugen», glaubt die Dirigentin. Am ersten Konzert im Bärensaal in Worb am vergangenen Sonntag sei das gelungen. Gegen 150 Personen besuchten den Anlass.
Graf kann auch den Skeptikern durchaus Positives abgewinnen: «Wir waren auf jeden Fall im Gespräch an den Worber Stammtischen.» Sein Grossvater habe ihm jeweils erzählt, wie über das Vorhaben der jungen Musiker diskutiert worden sei.
Momentan ist die Musikgesellschaft auf Namenssuche. «Verein oder Gesellschaft passen nicht mehr zu unserem entstaubten Image», so Marschall. Am Sonntag zeigen die Worber Musiker erneut, was für sie hinter der Idee einer verjüngten Musikgesellschaft steckt. Sie spielen ihr zweites Konzert in Münsingen.
Das zweite Konzert der «neuen» Musikgesellschaft Worb findet am Sonntag, 13.Juni, um 17 Uhr im Schlossgutsaal in Münsingen statt. Der Eintritt ist frei.
www.muwo.ch
Mangelnder Nachwuchs hatte 1999 die 12 verbliebenen Musiker der traditionsreichen Musikgesellschaft gezwungen, den Betrieb einzustellen. Genau zehn Jahre danach, im September 2009, eröffneten Graf und Marschall die erste Hauptversammlung nach dem langen Winterschlaf. Ob und wie ihre Visionen von einem neuen und modernisierten Verein ankommen würden, wussten die beiden nicht.
Keine Uniform mehr
Sie kamen an: Im März konnte der Verein mit 30 Mitgliedern neu starten. Mit Jolanda Zürcher, 33, fanden Graf und Marschall eine Dirigentin, bei der sie mit ihren Ideen auf offene Ohren stiessen. Die Initianten wollten nicht nur den Verein wiederbeleben, sondern ihn auch einer Verjüngungskur unterziehen. Vereinspräsident Marschall, der in Bern Physik studiert, erklärt: «Wir wollen Traditionen erhalten, aber sie neu interpretieren.» Konkret heisst das für ihn, den Verein als solchen weiterführen, sich aber gleichzeitig an die veränderte Gesellschaft anpassen: «Auf Lottospiele beispielsweise können wir in Zukunft gut verzichten.»
Dass Vereine in Traditionen haften bleiben, ist für Kassier Patrik Graf ein Grund für das weit verbreitete Vereinssterben: «Den Vereinen fehlt der Nachwuchs, weil die Jungen halt keine Lust mehr auf Marschmusik haben.» Die Musikgesellschaft hat in ihrem Repertoire nur noch einen Marsch, und Auftritte in Uniform kommen auch nicht mehr infrage. Gespielt wird in schwarzer Hose und weissem Hemd.
Ebenfalls zum Verjüngungspaket gehört der Probemodus. Patrik Graf: «Wir proben nicht das ganze Jahr einmal pro Woche, sondern lancieren immer wieder neue Projekte.» Das bedeutet, dass jeweils einige Monate intensiv geprobt und nach den Konzerten wieder eine Pause eingelegt wird.
Es gibt auch Skeptiker
Mit den Veränderungen wurde das Durchschnittsalter massiv gesenkt: Die meisten Mitglieder sind Mitte 20. «Das war nicht unsere Absicht», stellt Graf klar. Viele der Ehemaligen seien altershalber nicht mehr dabei.
«Unser Vorhaben löste bei einigen Skepsis aus», sagt Dirigentin Jolanda Zürcher. Vor allem Musiker, die lange im alten, fast 150-jährigen Verein spielten, konnten den Ideen der Jungen nichts abgewinnen. «Die Skeptiker können wir nur mit unserer Musik überzeugen», glaubt die Dirigentin. Am ersten Konzert im Bärensaal in Worb am vergangenen Sonntag sei das gelungen. Gegen 150 Personen besuchten den Anlass.
Graf kann auch den Skeptikern durchaus Positives abgewinnen: «Wir waren auf jeden Fall im Gespräch an den Worber Stammtischen.» Sein Grossvater habe ihm jeweils erzählt, wie über das Vorhaben der jungen Musiker diskutiert worden sei.
Momentan ist die Musikgesellschaft auf Namenssuche. «Verein oder Gesellschaft passen nicht mehr zu unserem entstaubten Image», so Marschall. Am Sonntag zeigen die Worber Musiker erneut, was für sie hinter der Idee einer verjüngten Musikgesellschaft steckt. Sie spielen ihr zweites Konzert in Münsingen.
Das zweite Konzert der «neuen» Musikgesellschaft Worb findet am Sonntag, 13.Juni, um 17 Uhr im Schlossgutsaal in Münsingen statt. Der Eintritt ist frei.
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