Worb - Der Jugendrat kocht auf Sparflamme

Der Jugendrat erlebt eine Flaute. Heuer wurden keine Anlässe durchgeführt, und der Gemeindebeitrag blieb praktisch unbenutzt. 2015 soll nun das Reglement angepasst werden. «Und wir planen wieder Anlässe», sagt Präsidentin Rachel Wetli.

Herbert Rentsch, Berner Zeitung BZ

Die Gefühle der Parlamentarier schwankten zwischen Erstaunen und Unverständnis. Auslöser waren die Rechnung und der Rechenschaftsbericht des Jugendrats Worb, die sie zur Kenntnis nahmen. Der Jugendrat – eine Art Jugendparlament (siehe unten) – hatte den Gemeindebeitrag von 6000 Franken kaum angerührt, rund 5000 Franken blieben unbenutzt. Dem Bericht der Präsidentin war zu entnehmen, dass noch neun Jugendliche mitmachen. Und dass diese heuer Jahr keine einzige Veranstaltung durchgeführt hatten.

«Es tut weh, dass der Beitrag nicht optimal genutzt wurde», sagte Regula Burkhalter (SP). Und Daniel Aebersold (SVP) forderte gar, der Beitrag solle gekürzt werden, denn so könne man sparen. Was den Politikern zusätzlich Mühe machte: Die Tische, die eigens für den Jugendrat reserviert sind, waren leer.

«Ein schwieriges Jahr»

Was ist los mit dem Jugendrat Worb? Ist das Gremium, das 1995 aus der Taufe gehoben wurde, dem Untergang geweiht? «Nein», sagt Präsidentin Rachel Wetli (17). Die angehende Innendekorateurin gesteht aber, dass 2014 ein schwieriges Jahr war. «Wir versuchten, Anlässe wie einen Ball oder eine Unihockey Night zu organisieren, doch das Interesse war zu schwach.» In den Jahren zuvor war die Unihockey Night eine feste Grösse gewesen. Und der Weihnachtsball im Dezember 2012 ging sogar als Erfolg in die Geschichte ein.

Zwar rührte der Jugendrat an den Schulen die Werbetrommel. Aber: «Es wollten nur zwei Jugendliche mitmachen.» Laut Rachel Wetli entstand die schwierige Situation nach dem Austritt von rund zehn Mitgliedern vor drei Jahren – sie waren mit 19 Jahren zu alt. Das Reglement der Gemeinde begrenzt das Jugendratsalter auf 14 bis 18 Jahre. Diese starre Regelung habe zu einem «schmerzlichen Verlust an Kräften» geführt.

Trotzdem sei der Jugendrat aktiv gewesen, betont die Präsidentin und verweist auf die regelmässigen Sitzungen und die Anlässe des Jugendparlament-Dachverbandes auf kantonaler und nationaler Ebene. «Dort waren einige von uns vertreten und haben erfolgreich mitgearbeitet. Es ist wichtig, dass unsere aktiven Leute motiviert werden, auch von der Politik.»

Mit neuen Projekten

Nächstes Jahr soll der Jugendrat wieder Fahrt aufnehmen. An einer Sitzung im Januar werde ein neues Konzept für die Arbeit im Rat erarbeitet, erklärt Rachel Wetli. Realisiert werden soll zudem das Projekt «Jugend mit Wirkung». Ziel ist, dass Jugendliche zusammen mit Erwachsenen eigene Ideen verwirklichen, ein Kunstatelier etwa, ein Jugendcafé oder eine Graffitiwand. Vorgesehen ist auch, die enge Alterslimite im Reglement zu erweitern. Und die obligatorischen Wahlen in den Jugendrat sollen wegfallen; diese wurden in den letzten Jahren Zeit ohnehin nicht mehr durchgeführt.

«Nicht massregeln»

Die Reaktionen im Parlament haben Wirkung gezeigt. An der Sitzung vom nächsten Montag werden mehrere Jugendratsmitglieder anwesend sein. «Wir waren davon ausgegangen, dass der Rechenschaftsbericht im Dezember traktandiert wird», erklärt Rachel Wetli.

Er sei überzeugt, dass der Jugendrat wieder mehr in Schwung komme, sagt Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP). In sein Ressort gehören die Belange des Gremiums. «Im Jugendrat gab es schon immer ein Kommen und Gehen», so Gfeller. «Man darf die Jugendlichen jetzt nicht massregeln.»

[i] Blick zurück

Der Jugendrat Worb entstand aufgrund eines Postulats im Parlament von 1993. Eine Arbeitsgruppe sondierte das Interesseund bereitete die Gründung vor. Das Reglement wurde 1995 abgesegnet. Die erste Sitzung fand am 30.August 1995 mit 34 Mitgliedern statt.

Der Jugendrat war als eine Art Jugendparlament gedacht. Die 15 bis 30 Mitglieder im Alter von 14 bis 18 Jahren sollten Demokratie und soziales Verhalten lernen und praktizieren. Im Verlauf der Jahre reichte der Rat diverse Postulate und Motionen im GGR ein, zum Beispiel zum Stimm- und Wahlrechtsalter 16 oder zu einer legalen Graffitiwand.

In den letzten Jahren standen Anlässe für Jugendliche imVordergrund. Dazu gehörten unter anderm Tanzanlässe oder Unihockey Nights.


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Erstellt: 05.12.2014
Geändert: 05.12.2014
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