Worb - Der Bierpatriot aus Worb

Heineken oder Carlsberg kommen Beat Jaun nicht ins Haus. Dafür aber regionale Biere – wenns geht, alle, die es gibt. Denn genau das ist die Sammelleidenschaft des 51-jährigen Worbers mit Hang zum Bierpatriotismus.

Michael Bucher, Berner Zeitung BZ

Wer hätte gedacht, dass es in der Schweiz so viele regionale Biersorten gibt. Normalerweise verbreiten die Medien ja beim Thema Schweizer Bier nur Tristesse: Umsatzrückgang, Brauereisterben, Verkauf an ausländische Big Player. Doch in der lang gezogenen Küche im Worber Bärensaal steht der eindrückliche Gegenbeweis zu dieser landläufigen Ansicht. Und zwar in Form von 244 aneinandergereihten Flaschen, gefüllt mit Bier aus regionaler Produktion. Hinter dieser patriotischen Bierschau steckt der 51-jährige Worber Beat Jaun. Der Bierliebhaber steht in der Bärensaalküche und blickt nach oben zur Fensterablage, wo sich auf einer Länge von 17 Metern Flasche an Flasche reiht. «Ich will damit die unglaubliche Sortenvielfalt der Schweizer Brauereizunft aufzeigen», sagt er.

     

Freude an Kleinbetrieben

     

Regionales Bier aus unabhängigen Brauereien hat für Beat Jaun in jedem Fall Vorrang vor ausländischen Grossproduzenten wie Heineken oder Carlsberg. «Dieses global vermarktete Einheitsgebräu interessiert mich nicht», macht er klar deutlich. Folglich säumt auch nur eine einzige Flasche der Marke Feldschlösschen, die ja schon lange zur mächtigen Carlsberg-Gruppe gehört, die ausgestellte Bierriege. Beinahe der ganze Rest der 244 Flaschen stammt aus rund 65 kleineren und grösseren regionalen Brauereien, darunter auch haufenweise Raritäten von nicht mehr gebrauten Sorten. Mit dabei sind natürlich bekannte Grössen wie Egger, Felsenau, Rugenbräu, Burgdorfer, um nur ein paar Berner Exponenten zu nennen. Freude bereiten Beat Jaun aber vorwiegend Kleinstbrauereien, deren Bier man nur in regionalen Getränkeläden findet oder das gar nur direkt bei der Brauerei bezogen werden kann. So, wie etwa das «Häxlibier» aus Wolfwil bei Aarwangen. Produziert wird es von einem Bauern, der den Hopfen gleich selber anbaut. «Solche innovativen Kleinproduzenten, die es nicht aufs grosse Geschäft abgesehen haben, sondern etwas für ihre Region produzieren, bewundere ich», sagt Beat Jaun.

 

Auch etliche Sondereditionen schmücken Jauns Flaschensammlung, so etwa ein Egger-Bier aus dem Jahr 1994, dessen Etikette das Cover des damals aktuellen Züri-West-Albums zierte. Ein Teil des Erlöses der verkauften Egger-Sonderedition floss damals in die Kulturförderung.

     

«Gibt noch viel zu entdecken»

     

Beat Jaun arbeitet eigentlich als Sicherheitsbeauftragter in einem Behindertenheim. Nebenberuflich engagiert er sich jedoch bei der Firma Music Line. Weil der regionale Konzertveranstalter im Worber Bärensaal die Verwaltung innehat, kann Jaun in der dortigen Küche seine Biersammlung aufstellen. Dort, auf der Fensterablage, wird es langsam eng – nur noch ein paar Flaschen haben Platz. «Dabei gäbe es noch so viele Biere zu entdecken»,  meint der eifrige Sammler. Auf eine Vielzahl der Biere stiess er beim Einkehren in ländliche Kneipen oder beim Einkaufen in kleinen Getränkeläden. So, wie sein neuster Fund im Schweizer Bieruniversum: das Hardegger aus Krauchthal. Er entdeckte es zufällig im Volg in Krauchthal. Daneben gibt es das lokale Brauereiprodukt nur gerade in zwei Gasthöfen in Krauchthal – also ganz nach dem Geschmack von Jaun.

     

Wohliger Nebeneffekt

     

Seit zwanzig Jahren geht der zweifache Familienvater bereits seiner Sammelleidenschaft nach. Mittlerweile hat er Biersorten aus beinahe jedem «Chrachen» der Schweiz. Ein wohliger Nebeneffekt beim Entdecken all dieser Biere darf nicht unerwähnt bleiben: «Rund 90 Prozent der Biere aus meiner Sammlung habe ich selber getrunken», sagt Beat Jaun im Ton eines stolzen Bierliebhabers.


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Erstellt: 07.03.2014
Geändert: 07.03.2014
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