Worb - Das geplante Wachstum bewegt die Worber

In Worb kreuzten gestern Gegner und Befürworter der neuen Ortsplanung die Klingen. Die Diskussion war aufgeheizt, ebenso die Stimmung im Publikum. Das geplante Wachstum und der Kulturlandverlust lösen bei vielen Worbern Ängste aus.

Sandra Rutschi, Berner Zeitung BZ

Neue Ortsplanungen lösen Emotionen aus. Das zeigte sich einmal mehr gestern in Worb. Am BZ-Podium zur bevorstehenden Abstimmung vom 15. Mai war der Sternen-Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Abstimmungskampf verspricht heiss zu werden. Bereits gestern verteilten Parteimitglieder fleissig Flyer und versuchten, die rund 70 Anwesenden so für sich zu gewinnen.

Angeheizt waren auch die Diskussion und die Stimmung im Publikum. Auf dem Podium waren die Befürworter der Ortsplanung vertreten durch Jacques Blumer (FDP), Alfred Wirth (SP) und Markus Lädrach (Worber Gwärb).

Gegen die geplanten Neueinzonungen kämpft die «IG Worb bleibt grün – Rüfenacht bleibt grün», die mit dem Referendum das Geschäft an die Urne gebracht hat. Die IG war durch die Initianten Maja Weiersmüller und Marco Jorio vertreten. Ebenfalls Nein zur Ortsplanung sagt das Komitee «Worber Bauern gegen Kulturlandverlust», vertreten durch Mitgründer Paul Gfeller (SVP).

Wie dicht darf man bauen?

Seitens der Exekutive setzte sich Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) für die neue Ortsplanung ein. Mit den geplanten 11 Hektaren neuen Baulands könnten etwa 40 neue Wohnungen pro Jahr gebaut werden. «Alleine um die heutige Einwohnerzahl zu halten, müssten wir 50 Wohnungen bauen», argumentierte er.

Marco Jorio konterte, dass viele Leute diese Massnahme nicht als moderates Wachstum wahrnähmen. Schliesslich hätten in kürzester Zeit über 1000 Leute deshalb das Referendum unterschrieben. Die IG-Vertreter wohnen bei der am meisten umstrittenen Wohnlandeinzonung im Hinterhus in Rüfenacht. Mit so vielen Stimmbürgern im Rücken liessen sie den Vorwurf des Egoismus gestern aber nicht auf sich sitzen. «Wir müssen die bestehende Wohnfläche nachverdichten, nicht neue Flächen überbauen», argumentierte Jorio. BZ-Redaktor und Moderator Christian Liechti fragte daraufhin, ob denn Hochhäuser die richtige Lösung für Worb wären. «Wir müssen nicht gleich von 0 auf 100», wehrte Maja Weiersmüller ab. Marco Jorio fügte an, dass bereits vier- bis fünfstöckige Häuser eine Verdichtung wären. Befürworter und Gewerbevertreter Markus Lädrach griff den Faden auf und betonte, dass bei allen Bauvorhaben Einsprachen eingereicht würden. Er verwies auf die brisante Hochhausdebatte in der Agglomeration Bern.

Das Wachstum macht Angst

«Immer mehr Leute teilen sich immer weniger Land. Kulturland wird überbaut. Dieses Wachstum kann nicht ewig so weitergehen», befand ein junger Mann aus dem Publikum. Die grosse Frage, wann das Wachstum aufhöre, beantworteten Befürworter und Gegner mit der gleichen Aussage: wenn die Ressourcen verbraucht sind.

Befürworter Lädrach ist überzeugt, dass Worb nichts gegen dieses Wachstum tun kann. Mit der Ortsplanung und einem entsprechenden Richtplan könne es aber gesteuert werden. «Wir sind nicht alleine. Viele Leute müssen irgendwo Platz haben», sagte sein Mitstreiter Alfred Wirth. Worb gehöre zur Agglomeration Bern. «Wenn wir diesen Leuten hier nichts bieten, ziehen sie weiter hinaus ins Emmental. Und uns bringen sie den Verkehr, an dem wir ersticken.» Es ergebe Sinn, wenn das Wachstum dort stattfinde, wo gewisse Infrastrukturen und Anschlüsse an den öffentlichen Verkehr vorhanden seien. Zum Beispiel in Worb und Rüfenacht.


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Erstellt: 15.04.2011
Geändert: 15.04.2011
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