Worb - Ausgerechnet an den heissesten Tagen bleibt das Schwimmbecken gesperrt
Wer jetzt in der Badi schwimmen will, hat das Nachsehen. Das 50-Meter-Becken ist geschlossen, weil dort die Schweizer Meisterschaften im Gang sind. Die Wislepark-Crew spricht trotzdem von einer Win-win-Situation.
Hochsommerwetter, brütende Hitze. Tage wie diese locken zur Abkühlung in der Badi. Anders in Worb: Wer im Wislepark nicht nur im Schatten liegen, sondern auch einige Längen crawlen will, muss passen. Seit gestern ist das Schwimmerbecken für Besucher gesperrt. Grund: Dort misst sich gegenwärtig die Schweizer Schwimmelite an den Sommer-Schweizer-Meisterschaften.
Ausgerechnet an diesem Wochenende – möglicherweise dem heissesten des Sommers – bleibt der Badibetrieb eingeschränkt. Ist das dem Ruf der Worber Badi nicht abträglich? «Die Leute haben Verständnis», sagt Rolf Nöthiger, Verwaltungsratspräsident der Sportzentrum Worb AG, die den Wislepark betreibt. «Böse Worte habe ich deswegen noch keine gehört.» Ein Zückerchen hält der Wislepark für Badibesucher parat: Der Eintritt ist an den drei Wettkampftagen gratis.
«Nicht weniger Umsatz»
Mindereinnahmen seien wegen der Schweizer Meisterschaften nicht zu erwarten, hält Nöthiger fest. Für die Benützung der Anlagen bezahlt der Schwimmclub Bern zwar nichts, doch der Wislepark kann die Verpflegung liefern – gegen 600 Essen pro Tag. Diese sind von den teilnehmenden Schwimmclubs bestellt worden. «Wir erwarten etwa gleich hohe Umsätze wie an anderen Schönwettertagen, also gegen 10 000 Franken pro Tag», vermutet Nöthiger. Wenn das Wetter schlecht wäre, würden solche Zahlen nie erreicht.
Die Schwimmmeisterschaften prägen dieses Wochenende das Bild der Worber Badi. Die Liegewiese wird von kleinen und grossen Zelten dominiert, rund ums 50-Meter-Becken stehen weitere Zelte und Tribünen. Auf den Bahnen durchpflügen Athletinnen und Athleten in Schwimmanzügen das Wasser, das eigens auf 26 Grad erwärmt wurde. Auf der Anlage ist es lebendiger als sonst, es herrscht Wettkampfatmosphäre. Von Freitag bis Sonntag stehen rund 450 Schwimmerinnen und Schwimmer im Einsatz.
Organisiert hat den Event der Schwimmclub Bern. «Wir führen in Worb schon seit langem Wettkämpfe und Anlässe durch. Hier werden wir gut aufgenommen und können auf die Infrastruktur zählen», sagt Clubpräsident und OK-Chef Lars Längauer. Zudem ist Worb nebst Münchenbuchsee die einzige Badi der Region Bern mit einem Becken, das für offizielle Wettkämpfe zugelassen ist.
Trotz der Einschränkungen für Schwimmer herrscht im Wislepark Badebetrieb. Das Sprungbecken ist offen, die Rutschbahn ebenso. Auch das Nichtschwimmerbecken kann benützt werden, dort sind aber drei Bahnen fürs Einschwimmen der Wettkämpfer reserviert. Am Freitagmittag tummeln sich etliche Kinder im und ums Wasser, schliesslich beginnen die Sommerferien.
Besucher stören sich nicht
Das gesperrte Schwimmbecken scheint die Badibenützer nicht zu ärgern. «Das stört mich nicht», sagt Michael Kilchenmann aus Worb, der mit Sohn Jules am Rand der Liegewiese sitzt. Eine solche Meisterschaft müsse ja irgendwo stattfinden. «Wir dürfen unsere schöne Anlage guten Gewissens national präsentieren.» Im Schatten eines Baumes liegt Doris Wegmüller aus Rüfenacht und liest ein Buch. «Mir ist egal, wenn das Becken gesperrt ist, ich geniesse es auch so», sagt sie. Um sich abzukühlen gehe sie eben duschen. «Ich kann ja nächste Woche wieder schwimmen.»
Mit den Schweizer Meisterschaften verfolgt der Verwaltungsrat des Wisleparks ein Ziel. Nöthiger: «Solche Anlässe bringen neue Leute auf die Anlage.» Die Verantwortlichen hoffen, damit Gäste zu gewinnen, die nach Worb zurückkommen.
Auch die Berichte in den Medien – am Sonntag soll gar das Schweizer Fernsehen im Sportpanorama berichten – trügen zum positiven Image bei. Mit weiteren Anlässen soll dies noch verstärkt werden, zum Beispiel mit den neu eingeführten Pizza-Abenden am Freitag, dem Badifest von Ende August und dem Eishockey-Trainingsspielen des SC Bern, EHC Biel und Düsseldorfer EG vom 13. bis 15. August. Für Nöthiger ist klar: «So können wir den Bekanntheitsgrad des Wisleparks verbessern.»